Kommentar
16:16 Uhr, 06.06.2023

8,5 % Rendite sind nicht genug

8,5 % muss man erst einmal erwirtschaften. Dennoch kann es bei Weitem nicht genug sein. Genau das gilt derzeit für einige Anleihen.

Staatsanleihen gelten als sicher bzw. risikolos. Das gilt nicht für jeden Staat. Für gewöhnlich haben Anleger in diesem Fall die Anleihen von Staaten wie der Türkei oder Griechenland im Sinn, doch wie die jüngste Episode in den USA zeigt, ist auch die „sicherste“ Anleihe der Welt nicht unbedingt risikolos. Der Zahlungsausfall wurde knapp verhindert. Beim nächsten Mal gelingt es vielleicht nicht mehr.

Bleibt man bei der Annahme, dass sich Politiker jedes Mal einigen, sind US-Anleihen attraktiv. Auf Jahressicht bieten sie 5,25 % Rendite. Auf Sicht von 20 Jahren sind es 4 % pro Jahr. Das sollte die Inflation langfristig deutlich schlagen.

Die Rendite so mancher Unternehmensanleihe ist im Vergleich dazu interessanter. Hochzinsanleihen bieten derzeit Renditen von 8,5-9 %. Das gilt etwa für den SPDR Bloomberg High Yield Bond ETF (ISIN US78468R6229). Das Problem dabei: Nicht umsonst handelt es sich um Hochzinsanleihen. Unternehmen, die kein Investment Grade Rating haben, bleibt nichts anderes übrig, als Anleger mit hohem Zins zu locken.

Der Zins mag verlockend sein, doch das Risiko kann hoch sein. Langfristig sind Hochzinsanleihen ein Gewinn, auch gegenüber Staatsanleihen. Kurzfristig kann das anders sein. Derzeit liegen die Ausfallraten bei knapp 3 %. Während der Pandemie stieg die Rate kurzzeitig über 5 %. Das war auch 2016/17 der Fall, als Ölunternehmen wegen niedriger Ölpreise Insolvenz anmelden mussten. Im Normalfall steigen die Ausfallraten, wenn sich die Wirtschaft in einer Rezession befindet wie 2008, 2001, 1990 usw. (Grafik 1).

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Dass die Ausfallraten derzeit noch niedrig sind, schützt nicht vor zukünftigem Risiko. Viele Investmentbanken gehen von einem deutlichen Anstieg der Ausfälle aus. Manche sehen bis Jahresende eine Ausfallrate von 4,5 % und bis Ende 2024 ca. 9 %. In diesem Fall sind 8,5 % Rendite nicht unbedingt attraktiv.

Die Ausfallraten sollten vor allem dann steigen, wenn sich die Wirtschaft in einer Rezession befindet. Diese zeigt sich bisher nicht und es ist nicht gesichert, dass es zu einer Rezession kommt. Dennoch könnten die Ausfallraten steigen. Diese folgen der Differenz aus Leitzins und Renditen von Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit mit anderthalb Jahren Verzögerung. Ab Spätsommer sollten die Ausfälle deutlich steigen (Grafik 2).

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Ausfallraten von 5-10 % sind realistisch. Anleger verlieren nicht gleich alles, wenn ein Unternehmen Insolvenz anmeldet. Vermögenswerte werden verkauft. Am Ende erhalten Anleger im Durchschnitt 40 % des Geldes zurück. In diesem Fall lohnen sich Hochzinsanleihen nicht. Die Rendite von sicheren Staatsanleihen ist nach Abzug der zu erwartenden Ausfälle höher.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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