Kommentar
19:30 Uhr, 18.08.2005

6% in zwei Jahren plus Chance auf weitere 6% bis 2011: Barclays Capital Zins Collect

Ein Garantie-Zertifikat für optimistische Aktienanleger bietet die Barclays Bank in diesen Tagen zur Zeichnung an. Das „Zins Collect“-Zertifikat bietet eine feste Rendite von 6 Prozent in den ersten zwei Jahren (2006 und 2007). In den Jahren 2008 bis 2011 gibt es die Chance auf weitere 6 Prozent Rendite pro Jahr. Wie immer bei Garantiezertifikaten hängt diese Renditechance vom so genannten Funktionsmechanismus ab.

Dieser Funktionsmechanismus richtet sich an einem Korb bestehend aus 15 internationalen Aktien. Je nach dem, wie sich diese Aktien an Beobachtungstagen am 26. August der Jahre 2008 bis 2011 verhalten, wird ein unterschiedlich hoher Zinskupon ausgeschüttet.

Am 26. August 2008 wird das erste mal nachgeschaut: Wie haben sich die Aktien seit dem Emissionstag verhalten? Wie viele sind seither gestiegen, wieviele gefallen? Und wie stark sind die Kursveränderungen seither? Aktien, die auf dem Anfangsniveau vom Emissionstag notieren, oder darüber, gehen mit 6 Prozent in die Berechnung ein. Aktien, die seither im Kurs abgegeben haben, gehen in voller Höhe negativ in die Berechnung ein. Sie verringern dann den in diesem Jahr anfallenden Zinskupon. Steigt eine Aktie um mehr als 6 Prozent, geht diese Zusatz-Performance nicht in die Berechnung ein. Aus der Summe der Kursveränderungen wird ein Durchschnitt gebildet, welcher dann als Rendite ausgeschüttet wird.

Szenario 1: Alle Aktien stiegen im Vergleichszeitraum vom 26. August 2005 zum 26. August 2008 um 6 Prozent oder um mehr als sechs Prozent. In diesem Fall erhalten Sie im Jahr 2008 einen Zinskupon von 6 Prozent. Aktien, die um mehr als sechs Prozent gestiegen sind, werden bei einer Wertentwicklung von +6 Prozent gekappt. Die Kuponberechnung im Jahr Drei erfolgt über die Formel

Summe der Wertentwicklung im Vergleichszeitraum geteilt durch Anzahl der Aktien.

In diesem Fall:

6% * 15 / 15 = 6%.

Szenario 2: Alle Aktien, die im Vergleichszeitraum eine negative Wertentwicklung aufwiesen, gehen mit ihrer vollen negativen Wertentwicklung in die Berechnung der Summe der Wertentwicklung ein. Beispiel: Fünf Aktien fielen je um 5 Prozent, zehn Aktien stiegen oder notieren auf ihrem Anfangsniveau. Kuponberechnung:

10 * 6% - 5 * -5 % / 15 = 60 - 25 / 15 = 2,3%.

Über diese Formel ließen sich nun alle erdenklichen Szenarien durchrechnen. Schnell wird aber auch klar, dass bereits bei relativ hohen Kursverlusten einiger weniger Aktien kein Kupon mehr ausgezahlt wird. Einmal positiv in die Kuponberechnung eingegangene Aktien werden durch einen Lock-In-Mechanismus auch in den Folgejahren positiv in die Berechnung eingehen. Gehen im Jahr 2008 bspw. zehn Aktien mit +6 Prozent in die Berechnung ein, so werden diese Aktien auch in den Folgejahren positiv in die Berechnung eingehen, unabhängig davon, wie sie sich weiter entwickeln werden.

Fazit:
Das Barclays Zins Collect-Zertifikat ist geeignet für Anleger, die Risiken scheuen und ihr Kapital bis in den August 2011 anlegen möchten. Ich empfehle Ihnen: Bevor Sie das Zertifikat und Garantie-Zertifikate allgemein zeichnen oder kaufen, studieren Sie die Verkaufsbestimmungen des Produkts! Erst wenn Sie wirklich alle Funktionsweisen verstanden haben, sollten Sie zugreifen. Leider hält sich der Emittent in der Produktbroschüre mit Kontaktmöglichkeiten bedeckt. Einen Produktflyer finden Sie auf der Seite der Deutschen Börse unter diesem Link. Clicken Sie hier.

Jochen Stanzl - BörseGo GmbH

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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