Kommentar
12:30 Uhr, 07.10.2016

4 Gründe, die gegen Großbanken sprechen

Das Debakel rund um die Deutsche Bank ruft böse Erinnerungen wach. Obwohl die Politik nach der Krise „too big to fail“ abschaffen wollte, ist bisher wenig geschehen.

Die Finanzkrise soll sich nie wieder wiederholen. Insbesondere soll es nie wieder staatliche Unterstützung für Banken in Notlage geben. So ehrenhaft dieses Vorhaben ist, so schwierig ist es doch umzusetzen. Die Finanzindustrie wird zwar mit immer mehr Anforderungen und Regulierungen überzogen, doch am Grundproblem hat sich wenig geändert.

1. Die Großbanken sind zu groß und wachsen weiter

Das Grundproblem bleibt weiter bestehen, ob in Europa oder in den USA. In den USA wachsen Großbanken weiter munter in den Himmel. Kurz vor Beginn der Finanzkrise hatten Großbanken (definiert als Banken mit mehr als 250 Mrd. Dollar an Assets) einen Anteil an allen Assets von 40 %. Heute liegt der Anteil bei über 52 %. Grafik 1 zeigt, dass Großbanken immer größer werden.


Die Größe einer Bank wird in der Krise zu einem Problem. Sie sind so groß, dass eine Abwicklung extrem schwierig wird. Systemrelevante Banken müssen zwar Pläne für den Abwicklungsfall haben, doch wirklich belastbar sind diese Pläne noch nicht. Sollten diese Pläne überhaupt jemals belastbar sein, ist das Problem damit noch nicht gelöst.

2. Bank-Runs in einer Großbank stecken das System an

Gerät eine Großbank in Notlage, hilft auch der beste Plan wenig. Es reicht, wenn entsprechende Gerüchte aufkommen, um einen Bank Run zu motivieren. Ein solcher Run betrifft für gewöhnlich nicht nur ein Institut. Die Ansteckungsgefahr ist groß. Bevor also überhaupt irgendein Plan greifen kann, befindet sich das gesamte Finanzsystem schon im freien Fall.
In der Eurozone gibt es Regeln, die Banken vor einer Schieflage bewahren sollen. Statt eines Bail-outs gibt es einen Bail-in. Vermögen über 100.000 Euro werden in Eigenkapital der Bank umgewandelt bis diese wieder ausreichend gut kapitalisiert ist. So lobenswert das ist, politisch lässt es sich kaum durchsetzen. Das kann man gerade von erster Hand in Italien erleben.

Selbst wenn die Bail-in Regeln umgesetzt werden, löst das das Problem nicht. Beginnen Konsumenten, Unternehmen und Investoren an der Solvenz einer Bank zu zweifeln, werden Gelder abgezogen. Bail-in Regeln, die eine Enteignung der Sparer vorsehen, helfen nicht gerade, einen Bank Run zu verhindern...

Kurz gesagt: die Politik hat bisher keinen Weg gefunden, das Finanzsystem wirklich robuster zu machen. Höhere Kapitalanforderungen sollen einen größeren Puffer geben bevor es überhaupt zu Problemen kommt. Mehr Kapital verlängert die Zeit bis eine Bank in Schieflage gerät, doch verhindert sie nicht von vornherein und unter allen Umständen.

3. Nur BailOuts stabilisieren zeitweise das System wieder, wenn eine Großbank in Gefahr ist

Die Konsequenz bleibt, dass es ohne Bail-outs nicht geht. Bail-outs sind die einzige Möglichkeit ein Finanzsystem wieder zu stabilisieren. Bail-ins wirken eher destabilisierend. Jeder muss fürchten, dass sein Vermögen teilweise eingezogen wird. Da hebt man lieber möglichst schnell jeden Euro vom Konto ab, bevor es soweit kommt.

Nun ist es auch nicht die beste Lösung, wenn jedes Mal der Steuerzahler einspringen muss. Trotzdem braucht es externe, finanzielle Mittel, mit denen Banken rekapitalisiert werden können. Es muss letztlich eine Art Fonds aufgebaut werden, der Schlagkräftig ist. Die Mittel müssen bereitstehen, falls etwas schiefgeht. Weiß jeder, dass im Notfall z.B. 300 Mrd. Euro bereitstehen, dürften sich die Sorgen von Bankkunden und Investoren in Grenzen halten.
Bisher ist in diese Richtung wenig geschehen. In der Eurozone wird ein solcher Fonds aufgebaut, doch dieser wird erst nach Jahren wenige Milliarden beinhalten. Das ist im Vergleich zum notwendigen Kapital geradezu lächerlich. Gleichzeitig sorgt die Regulation dafür, dass Banken immer größer werden, obwohl das Risiko für das Finanzsystem mit der Größe der Banken steigt.

Bedenklich ist in diesem Zusammenhang auch, dass Großbanken im Vergleich zu kleineren Finanzinstituten schlechter kapitalisiert sind. Grafik 2 zeigt die Entwicklung der Tier 1 Kapitalquoten. Je kleiner eine Bank ist, desto besser ist sie kapitalisiert.

Großbanken tendieren zudem dazu weniger Rücklagen zu bilden. Grafik 3 zeigt die sogenannte Coverage Ratio. Sie beschreibt wie hoch die Rückstellungen für faule Kredite sind. Liegt die Quote bei 100 %, dann hat die Bank ausreichend Rückstellungen gebildet, um eine Ausfallquote von 100 % aufzufangen. Großbanken haben die mit Abstand geringsten Deckungsquoten.

4. Großbanken sind im Kerngeschäft schwach profitabel

Als wären all diese Punkte nicht schon problematisch genug, sind Großbanken auch noch im Kerngeschäft (Kreditgeschäft) besonders ertragsschwach. Die letzte Grafik zeigt die Nettozinsmargen der Banken. Großbanken verdienen an Krediten am wenigsten. Je geringer allerdings die Ertragskraft auf dem Kreditgeschäft ist, desto schwieriger ist es auch Verluste aus faulen Krediten auszugleichen.

Die derzeitige Regulierung begünstigt Großbanken, obwohl es dafür keinen Grund gibt. Im Gegenteil sogar, Großbanken sind ein höheres Risiko und schneiden zudem in fast allen Indikatoren wie Kapitalquoten gegenüber kleineren Banken schlechter ab. Es wirkt so, als habe sich die Situation seit der Krise nicht verbessert, sondern verschlechtert.

Clemens Schmale

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Über den Experten

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Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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