Fundamentale Nachricht
18:46 Uhr, 17.12.2020

2021: Verantwortungsbewusstes Investieren lässt Wirtschaft profitieren

Da sich die meisten Unternehmen darüber bewusst sind, dass sie eine ernst zu nehmende Umwelt- und Sozialstrategie vorweisen können müssen, ist Sheila Patel, Chairwoman bei Goldman Sachs Asset Management, optimistisch, dass die Fortschritte in diesem Bereich 2021 unübersehbar werden.

Die bestimmende Frage mit Blick aufs kommende Jahr lautet: Wie verläuft der globale wirtschaftliche Wiederaufbau nach COVID-19? 2020 waren die Unternehmen mit historischen Herausforderungen konfrontiert – und hat ihre Interaktionen mit Mitarbeitenden, Kunden und der Gesellschaft fundamental verändert.

Gesellschaft im Fokus – mit besseren Erfolgsaussichten

2021 müssen die Anleger dringend sicherstellen, dass die positiven Veränderungen dauerhaft beibehalten werden, die Unternehmen in diesem Jahr vorgenommen haben – etwa mit Blick auf ihren ökologischen Fußabdruck, die Behandlung ihrer Mitarbeitenden oder ihren Ansatz zur Bekämpfung von Ungleichheit und rassistisch motivierter Ungerechtigkeit. Übergeordneter Ansatz zur Bekämpfung dieser drängenden gesellschaftlichen Probleme durch Unternehmen wird es sein, die Bemühungen zu analysieren, die unserer Überzeugung nach auch für deren eigenen langfristigen Erfolg entscheidend sind.

Zentrale Fragen sind: Werden die Unternehmen ihre Bemühungen verstärken, Bewerberinnen und Bewerbern mit vielfältigem Hintergrund Karriere- und Führungschancen einzuräumen? Werden Unternehmensinitiativen zur psychischen Gesundheit und fairen Behandlung von Mitarbeitenden weiterhin die verdiente Aufmerksamkeit erfahren? Wird die umfassende Unterbrechung vieler kohlenstoffintensiver Wirtschaftsaktivitäten als Chance dafür genutzt werden, auf sauberere Technologien und Verfahren umzusteigen? 2021 können Unternehmen zeigen, dass sie bei allen diesen Themen konsequent handeln möchten – und werden.

Vielfalt bestimmt die Agenda

Diversität ist einer der Hauptaspekte, nach denen Unternehmen bewertet werden. Stichwort: Stewardship. Bei GSAM gehen wir, wie unser jüngster Report zeigt (Link unten bzw. im PDF), nächstes Jahr bei den Abstimmungsleitlinien noch einen Schritt weiter:

  • Wir werden gegen Nominierungsausschüsse in US-Unternehmen stimmen, wenn ein Vorstand nicht mindestens ein weibliches Mitglied und ein Mitglied aus einer anderen traditionell unterrepräsentierten Gruppe umfasst – und gegen den gesamten Vorstand, wenn die Unternehmen hier rein männlich aufgestellt sind.
  • Zudem werden wir weiterhin gegen Nominierungsausschüsse und leitende Führungskräfte stimmen, wenn es dem entsprechenden Unternehmen auf Vorstandsebene global an Geschlechterdiversität mangelt.

Hebel in Bewegung – zum Wohlergehen aller

Dies ist ein entscheidender Hebel, über den die Aktionäre direkten Einfluss ausüben können. Für uns ist es jedoch ebenso wichtig, uns bei Unternehmen einzubringen – und den Ansatz zu verstehen, den sie in Bezug auf den Aufbau einer von Diversität geprägten, inklusiven Kultur verfolgen, die nach unserer Überzeugung zu besseren Geschäftsergebnissen führt. Auch die Art und Weise, wie Unternehmen ihre Mitarbeitenden behandeln, wird in diesem Jahr kritischer geprüft werden. Die Pandemie hat gezeigt, dass Unternehmen, die sich für das physische und psychische Wohlergehen ihrer Mitarbeitenden einsetzen, ihre eigene Resilienz, ihre Reputation bei den Kunden und letztlich auch ihre Performance steigern.

Klimawandel bleibt Prio-Thema

Der Klimawandel mag während der Pandemie nicht immer die Schlagzeilen bestimmt haben. Das bedeutet jedoch nicht, dass er bei Besitzern von Vermögenswerten, Pensionsfonds und Staatsfonds als weniger bestimmendes Thema wahrgenommen wurde. Unsere Kunden haben ganz klar auch weiterhin einen Fokus auf die Klimaauswirkungen ihrer Investitionen gelegt. Durch die UN-Klimakonferenz 2021 (COP26), den neuen US-Präsidenten mit seiner grünen Agenda und – tragischerweise – die immer extremeren Wetterereignisse und Naturkatastrophen wird sich die Klimadiskussion im kommenden Jahr noch verschärfen.

Es ist noch zu früh für Prognosen darüber, ob die positiven Nebeneffekte der diesjährigen Disruption – etwa der verringerte CO2-Ausstoß infolge des Einbruchs der Reisetätigkeit – schnell wieder abflauen oder von Dauer sein werden. Wir sind jedoch überzeugt davon, dass die Unternehmen und Verbraucher die nötigen Voraussetzungen vorfinden, um auf weniger schädliche Technologien und Verhaltensweisen umzusteigen. Was Investments betrifft, so werden wir versuchen, die Gewinner der Energiewende zu unterstützen und Kapital von konventionellen Playern abzuziehen, die keine Strategie für den Wandel vorweisen können.

Vermögensverwalter mit zunehmendem Einfluss

Außer von der Einflussnahme durch Public-Equity-Anleger wird 2021 nach unserer Überzeugung auch davon geprägt sein, dass es immer konzertiertere Bemühungen der Anleger geben wird, das Verhalten von Unternehmen zu beeinflussen. Auch an den Anleihe- und Privatmärkten wird ESG zu einem allgegenwärtigen Thema für die eigentlichen Kapitalbesitzer. Die Vermögensverwalter werden immer geschickter darin, Einfluss zu nehmen.

Gesellschaft und Wirtschaft stärken einander

Darüber hinaus motiviert uns, mit welcher Entschlossenheit die Regierungen und Notenbanken darauf hinwirken, dass das kommende Wachstum so grün wird wie möglich. Es wird spannend, China bei seinen Bemühungen zu beobachten, bis 2060 die CO2-Neutralität zu erreichen – was enorme Auswirkungen auf die weltweiten Emissionen haben könnte. Es wird viel über die Folgen einer quantitativen Lockerung auf die CO2-Emissionen diskutiert. Wir sind gespannt, ob die EZB im Zuge ihrer Strategieüberprüfung im nächsten Jahr entscheidet, auf grüne Anleihekäufe zu setzen. Da sich zudem die meisten Unternehmen darüber bewusst sind, dass sie eine ernst zu nehmende Umwelt- und Sozialstrategie vorweisen können müssen, sind wir optimistisch, dass die Fortschritte in diesem Bereich 2021 unübersehbar werden. Damit werden sich die Beziehungen zwischen den Unternehmen und den Gesellschaften, in denen sie tätig sind, weiter verbessern.

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