2020-Ausblick für Schwellenländeranleihen
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Die Zinssenkungen der US-Notenbank und der Trend zu niedrigeren Zinsen weltweit haben den Schwellenländern im Jahr 2019 Rückenwind verschafft. Aber obwohl die Gesamtrenditen von Schwellenländeranleihen positiv waren, zeigen höhere politische Risiken etwa in Argentinien und im Libanon, dass Anleger vorsichtig agieren sollten. Nachfolgend haben wir einige für Anleger relevanten Kernthemen im kommenden Jahr zusammengefasst:
Ergebnis des Tarifstreits zwischen den USA und China wird die Performance beeinflussen
Die laufenden Handelsverhandlungen zwischen den USA und China dürften erhebliche Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum und die Performance der Märkte im Jahr 2020 haben. Da es schwierig ist, das Ergebnis in dieser Phase vorherzusagen, sollten Investoren eine Szenarioanalyse durchführen, um sich ein besseres Bild davon machen zu können, wie sich der Handelsstreit auf ihre Portfolios auswirken könnte.
Falls sich Fortschritte beim sogenannten Phase-One-Handelsabkommen zwischen Washington und Peking ergeben, dürften sich wachstumssensitive Vermögenswerte gut entwickeln. Währungen der jeweiligen Schwellenländer dürften sich dann als besonders stark erweisen. Daher bevorzugen wir Lokalwährungen gegenüber den Hartwährungs-Anleihen. Investoren dürften bei diesem Szenario zudem mehr Kapital an hochverzinsliche und rohstoffexportierende Emittenten vergeben.
Andererseits würden wir bei einer Eskalation des Handelskrieges erwarten, dass die Hartwährungsanleihen die Lokalwährungsanleihen auf risikoadjustierter Basis übertreffen. In einem schwierigeren makroökonomischen Umfeld würden sich die Anleger auf Volkswirtschaften mit soliden Fundamentaldaten konzentrieren, insbesondere auf solche, deren Zentralbanken den Spielraum haben, die Zinsen zu senken, und in denen die externen Risiken begrenzt sind.
Chinas Benchmark-Einbeziehung könnte weitreichendere Auswirkungen haben
Die Aufnahme Chinas in den GBI-EM-Index von JPMorgan, die ab Februar schrittweise eingeführt wird, stellt eine weitere wichtige Entwicklung im kommenden Jahr dar. Chinas Gewichtung im Index könnte nach der Umsetzungsphase von mindestens zehn Monaten die Obergrenze von zehn Prozent erreichen.
Die Auswirkungen könnten für die bestehenden Indexkomponenten negativ sein, da der Beitritt Chinas die Gewichtung für kleinere Volkswirtschaften verringern dürfte. Morgan Stanley schätzt, dass etwa der Anteil Kolumbiens am Index um 1,5 Prozent sinken könnte, was zu einem Abfluss von 2 Milliarden US-Dollar aus kolumbianischen Anleihen führen würde. Die niedrigeren Renditen chinesischer Anleihen könnten die Auswirkungen jedoch mildern, da einige Investoren China voraussichtlich untergewichten werden, um eine höhere Allokation auf die anderen Märkte im Index aufrechtzuerhalten.
Anhaltende Suche nach Rendite bei schwindenden Potenzialen für Investment Grade EM-Anleihen
Angesichts sinkender Renditen für Investment-Grade-Anleihen aus Schwellenländern dürften Hochzinsanleihen in Hartwährungen im nächsten Jahr der wichtigste Treiber für Renditen in der Anlageklasse werden, sofern sich die makroökonomischen Bedingungen nicht verschlechtern.
Auf der Suche nach Rendite haben viele Investoren bereits begonnen, Anlagechancen für Anleihen in lokaler Währung zu prüfen, die von Frontier-Märkten wie Ägypten oder der Ukraine ausgegeben werden: dieser Trend könnte im nächsten Jahr weiter zulegen.
Die Anleger müssen bei der Auswahl von Sub-Investment-Grade-Anleihen in Frontier- und Emerging-Märkten besonders selektiv sein. Nehmen wir das subsaharische Afrika. Die politischen Bedingungen haben sich in den letzten Jahren in der gesamten Region verbessert, da viele Regierungen positive Reformen durchführen. Angola zum Beispiel scheint unter Präsident João Lourenço, der Strukturreformen durchführt und die Korruption bekämpft, mit Unterstützung einer technokratischen Verwaltung gut voranzukommen.
Aber mit einer Reihe von Wahlen in der Region im Jahr 2020 sollten Investoren die Situation in jedem Land individuell bewerten, da sich das politische Wetter schnell ändern kann. Wir beobachten die wichtigsten Abstimmungen an der Elfenbeinküste und Ghana, zwei Ländern, in denen die Wirtschaftspolitik in den letzten Jahren eine gewisse Unterstützung erfahren hat.
Restrukturierung von Anleihen in Argentinien und Libanon belastet die Stimmung
Die Investoren in Argentinien stehen nach der Wahl von Alberto Fernández im Oktober vor einem langwierigen Restrukturierungsprozess von Anleihen. Sie erwarten Klarheit über die Ziele von Fernández für die Umstrukturierung sowie die Einzelheiten seines breit angelegten Wirtschaftsprogramms und dessen Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit von Anleihen.
Auch im Libanon ist eine Umschuldung wahrscheinlich. Die libanesische Regierung ist hoch verschuldet und steht vor eskalierenden Protesten gegen ihr Wirtschaftsmanagement. Die Unruhen führten im Oktober zum Rücktritt von Premierminister Saad Hariri.
Das letzte Mal standen Investoren von Schwellenländeranleihen in der Ukraine in den Jahren 2014-15 vor einer umfassenden Umstrukturierung: nun sind sie innerhalb von nur zwölf Monaten mit zwei solcher Ereignisse, in Argentinien sowie im Libanon, konfrontiert. Dies sollte den Fokus auf das eigenwillige politische Risiko legen, obwohl das Umfeld für diese Anlageklasse insgesamt günstig ist.
Niedrige Ausfälle und Hebelwirkung unterstreichen die Stärke von EM-Unternehmen
Relativ niedrige Ausfallraten sowie starke Fundamentaldaten im Universum der Unternehmensanleihen von Schwellenländern in diesem Jahr verdeutlichen einmal mehr die Widerstandsfähigkeit dieser Anlageklasse. Dies dürfte sich 2020 kaum ändern.
In den letzten Jahren lag der Schwerpunkt auf dem Deleveraging und allgemein konservativeren Verhalten von Emittenten aus Schwellenländern, was sie in eine bessere Position bringt als viele Konkurrenten aus den entwickelten Märkten sowie einen Puffer gegen makroökonomische Risiken bietet.
Das anhaltende Wachstum dieses Anlageuniversums eröffnet den Anlegern eine größere Bandbreite an Investmentchancen und gibt ihnen zudem die Möglichkeit, das Portfolioexposure an veränderte Makrobedingungen anzupassen.
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