2017: Mehr Wachstum, mehr politische Risiken
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Brüssel (GodmodeTrader.de) – Das Jahr 2017 bietet trotz anhaltender politischer Unsicherheit gute Chancen für mehr Wachstum, glaubt Anton Brender, Chefökonom von Candriam. Während der Euroraum vermutlich weiter nur langsam, aber stetig wächst, könnte die US-Wirtschaft von einer expansiven Fiskalpolitik profitieren. Auch in den Emerging Markets wird das Wachstum zum ersten Mal seit 2010 wieder etwas höher ausfallen – trotz der anhaltenden Abkühlung in China. Ob diese Trends sich verfestigen, ist allerdings alles andere als sicher. Die Spuren der tiefen Rezession sind noch lange nicht beseitigt, und es gibt zahlreiche politische Unsicherheiten, wie Brender in einem aktuellen Konjunktur- und Finanzausblick für 2017 schreibt.
Die Emerging Markets wüchsen unterschiedlich stark. In China werde sich die Abkühlung fortsetzen, allerdings weiter in verhältnismäßig geordneten Bahnen. Durch bereits beschlossene politische Maßnahmen wie die geldpolitische Lockerung und ein höheres Staatsdefizit dürfte die Regierung ihr Wachstumsziel von 6,5 Prozent erreichen. Die verhältnismäßig gute Entwicklung der chinesischen Wirtschaft habe zu stabileren Rohstoffpreisen beigetragen – mit positiven Auswirkungen für alle rohstoffexportierenden Emerging Markets. Russland und Brasilien dürften nach dem harten Einbruch 2017 wieder wachsen. Die Inflation scheine wieder unter Kontrolle, und die Zentralbanken hätten genug Spielraum, um den Aufschwung durch eine expansivere Geldpolitik zu stützen, heißt es weiter.
Die US-Wirtschaft wachse mittlerweile das achte Jahr in Folge, habe 2016 allerdings nur um 1,5 Prozent zulegen können. Vielfach werde deshalb bereits befürchtet, der Aufschwung könne zum Erliegen kommen. Bei Candriam hält man das allerdings für wenig wahrscheinlich. Bislang deute nichts auf ein volkswirtschaftliches Ungleichgewicht hin. Die Haushaltsverschuldung sei nicht zu hoch und es gebe keine Blase am Wohnimmobilienmarkt. Die Unternehmensinvestitionen stiegen moderat, ebenso wie die Löhne und Gehälter. Die Federal Reserve habe deshalb zurzeit kaum einen Grund für eine schnelle Normalisierung der Geldpolitik. Die Wahl von Donald Trump zum nächsten US-Präsidenten könnte die Situation allerdings deutlich verändern. Wenn die in seinem Wahlprogramm versprochenen Steuersenkungen und Infrastrukturprojekte auch nur ansatzweise umgesetzt würden, werde die Konjunktur deutlich an Fahrt gewinnen, so Brender weiter.
„Derzeit ist zwar noch nicht absehbar, wie stark und wie umfassend diese Maßnahmen tatsächlich sein werden. Wir gehen aber davon aus, dass sie sich ab 2017, und 2018 in vollem Umfang, auf die Konjunktur auswirken. Das Wachstum könnte dann auf über drei Prozent steigen, während sich das Staatsdefizit fast verdoppeln dürfte“, so Brender. Selbst wenn die Fed ihren aktuellen Kurs weiterverfolgen wolle, werde sie die Geldpolitik dann etwas schneller straffen müssen. Deshalb stünden zurzeit zwei bis drei Zinserhöhungen 2017 im Raum.
Auch die Entwicklung in Europa sei 2016 von politischen Turbulenzen wie dem Brexit-Referendum, einer schwierigen Regierungsbildung in Spanien und dem Verfassungsreferendum in Italien geprägt gewesen Trotzdem sei das Wachstum 2016 stabil geblieben. In Großbritannien dürfte es bei über zwei Prozent liegen, im Euroraum bei über 1,5 Prozent. Zudem scheine sich der Aufschwung im Euroraum zunehmend selbst zu tragen. Es seien viele neue Arbeitsplätze entstanden, das verfügbare Einkommen steige und stütze den Konsum und die Unternehmen investierten aufgrund der besseren Nachfrageprognosen wieder mehr, heißt es weiter.
„Aber auch 2017 bleiben die politischen Risiken hoch. In vielen Ländern wird gewählt, zuerst in den Niederlanden, dann in Frankreich und zuletzt in Deutschland. Die Populisten und mit ihnen die Fliehkräfte haben Auftrieb. Sie könnten sich zu einer ernsthaften Bedrohung für den Euroraum entwickeln“, so Florence Pisani, Leiter Wirtschaftsanalyse bei Candriam. Die EZB dürfte deshalb weiter alles tun, was in ihrer Macht stehe, um zu verhindern, dass sich Finanzierungsbedingungen im Euroraum verschlechterten.
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