Fundamentale Nachricht
14:14 Uhr, 30.01.2017

2017 bietet Aussicht auf Veränderungen am Fixed-Income-Markt

Tim Haywood, Investment Director im Bereich Fixed Income bei GAM, sieht Schwellenländer, besonders Brasilien und Mexiko, mit Investmentchancen.

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Zürich (GodmodeTrader.de) - Das vergangene Investmentjahr stand im Zeichen einer ganzen Reihe unerwarteter Ereignisse. Auch das noch junge Jahr 2017 wird Überraschungen bieten, doch einige Veränderungen zeichnen sich bereits jetzt ab. Tim Haywood, Investment Director im Bereich Fixed Income bei GAM, beleuchtet in einem aktuellen Marktkommentar einzelne Entwicklungen, die das Jahr prägen dürften.

„Wir gehen davon aus, dass eine ‚Belebung‘ des Preisniveaus bevorsteht. Am wahrscheinlichsten ist, dass mehrere geringfügige Erhöhungen zusammengenommen zu einem moderaten Preisanstieg beitragen, sich aber kein langfristig anhaltendes Inflationsumfeld bildet“, prognostiziert Haywood. Das führt der GAM-Experte auf verschiedene Faktoren zurück. Erstens deuteten die jüngsten Konjunkturdaten auf einen allmählichen Anstieg der Preise hin, insbesondere in den USA, wo unter anderem die steigenden Wohnungs- und Treibstoffkosten im November zum vierten Mal hintereinander die monatliche Inflation steigen ließen. „Wenn wir jedoch über die volatilen Komponenten Lebensmittel und Energie hinausblicken, zieht die Inflation im Dienstleistungssektor bereits seit über zwölf Monaten an. Am deutlichsten zeigt sich dies im Gesundheitssektor, wo Pflegedienstleistungen nicht einfach ins Ausland ausgelagert werden können.“

Falls der neue US-Präsident Donald Trump seine Pläne zur Begrenzung der Wettbewerbsfähigkeit im Ausland produzierter Güter in den USA in die Tat umsetze, würde das die Preise ebenfalls in die Höhe treiben. Auf der anderen Seite des Atlantiks sei besonders Großbritannien anfällig für einen Inflationsschock aufgrund der Währungsschwäche, obwohl sich die Binnenwirtschaft seit dem Brexit-Referendum als überraschend widerstandsfähig erwiesen habe, heißt es weiter.

Traditionell haben die Ölpreise einen starken Einfluss auf Inflation und Inflationsprognosen. Allerdings ist es Haywood zufolge unrealistisch, dass der Barrel-Preis signifikant ansteigt – selbst nach den jüngsten Fördermengenkürzungen der OPEC-Mitglieder. Denn in den ersten Tagen des Jahres 2017 habe sich der Preis pro Barrel Brent-Rohöl um die 57 US-Dollar bewegt – eine drastische Erholung im Vergleich zum Tiefststand des Jahres 2016 von 27,88 US-Dollar. Dieser starke Anstieg dürfte jedoch geringere Auswirkungen auf die Inflationsdaten haben, da der Basiseffekt allmählich wegfalle.

„Unserer Meinung nach signalisiert keiner dieser Faktoren, weder einzeln noch in der Kombination, ein Umfeld mit anhaltend erhöhter Inflation: Die Risiken sind nuancierter. Es handelt sich um eine Reduzierung des Angebots, nicht etwa darum, dass die Nachfrage nicht gedeckt wird. Die Fördermengenkürzungen der OPEC sind ein perfektes Beispiel dafür“, so Haywood. Die mäßigen Zahlen für den Welthandel untermauerten diese Einschätzung zusätzlich. Das Lohnwachstum sei ebenfalls immer noch moderat. Es stellt sich die Frage, wie Anleger in dieser Situation profitieren können: „Da inflationsgebundene Anleihen unattraktive Realzinsen bieten, aber sehr sensibel auf die Zinssätze reagieren, sind Short-Positionen in Nominalanleihen die attraktivere Option“, schlussfolgert Haywood.

Neben Preissteigerungen ist laut Haywood die Geldpolitik ein entscheidender Einflussfaktor am Fixed-Income-Horizont: „Die geldpolitischen Maßnahmen werden zunehmend hinterfragt und der Druck auf Regierungen, alternative Strategien anzubieten, nimmt zu. In den USA werden die Gründe für einen Aufschub der Normalisierung immer weniger und schwächer. Das gilt auch für die Zahl der Gegner eines solchen Richtungswechsels“, sagt Haywood. Während die Entscheidung der US-Notenbank zur Anhebung der Zinssätze im Dezember als sichere Sache angesehen worden sei, wäre es nun durchaus möglich, dass es im laufenden Jahr mehr als die beiden Zinserhöhungen geben werde, die der Markt derzeit eingepreist habe.

„In Europa deutet die von der Europäischen Zentralbank beschlossene ‚Drosselung‘ unter einem anderen Namen – de facto also gleicher Betrag, verteilt auf einen längeren Zeitraum – auf Spannungen im Zentralbankrat hin“, meint der Experte. Dies ließe die Staatsanleiherenditen kurz steigen, obwohl der Markt offenbar auf das Versprechen des EZB-Präsidenten Mario Draghi von 2012 vertraut, alles Notwendige zu tun. „Ohne die Zentralbankkäufe könnten die Renditen von Kernanleihen am langen Ende der Kurve unserer Meinung nach potenziell um etwa 50 Basispunkte steigen, um dem Anstieg der Inflation, der positiven Wachstumsdynamik und der signifikanten Veränderung der offiziellen Angebots- und Nachfragedynamik Rechnung zu tragen.“ In Japan könnte die Unsicherheit nach den US-Wahlen den Wert des Yen noch weiter in die Höhe treiben. Dies wäre schlecht für die Exporte und die Inflation Japans. Damit werde die Möglichkeit, dass die japanischen Konsumenten mit Helikoptergeld überschüttet werden, zu einer realistischeren Sorge, betont Haywood.

Das Tempo der Verkaufswelle zum Jahresende habe Anlass zur Reduzierung von Short-Strategien in den Industrieländern gegeben, da die Märkte der Schwellenländer jetzt ein attraktiveres Ziel für Anlagen zu sein scheinen. Sie böten weiterhin gute Chancen zur Wertentwicklung. Hier fasst GAM-Experte Haywood vor allem Brasilien und Mexiko ins Auge. „Mexiko, wo der Markt derzeit nach allen Maßstäben billig ist, sollte man auf der Rechnung haben, wenn sich zeigt, wie sich die US-Politik entwickelt.“

An den Devisenmärkten sei die Volatilität nach wie vor erhöht und die Anleger dürfen Haywoods Meinung nach das Risiko eines starken US-Dollar nicht außer Acht lassen. „Auf die Anleihemärkte der Industrieländer kommen zahlreiche Belastungen zu, darunter fallen Zinserhöhungen statt -senkungen, eine geringere quantitative Lockerung, ein höheres Emissionsvolumen und ein Inflationsimpuls, insbesondere in Ländern mit schwächeren Währungen. Dagegen scheinen die Herausforderungen für die Schwellenmärkte gut durch ihre positiven Fundamentaldaten aufgewogen zu werden“, analysiert Haywood.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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