Kommentar
19:00 Uhr, 06.01.2017

2017 beginnt im Niemandsland

2016 endete in den USA mit Rekorden und auch der Dax konnte endlich wieder durchstarten. So schön das auch alles war, nun stehen wir im Niemandsland.

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 2.280,57 Pkt (Chicago Mercantile Exchange) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 2.280,57 Pkt (Chicago Mercantile Exchange)

Als Anleger kann man sich schönere Dinge als das Niemandsland vorstellen. Genau dort befinden wir uns aber. Beim Dax wurde das schon in den letzten zwei Handelswochen des vergangenen Jahres deutlich. Der Index bewegte sich innerhalb von 10 Handelstagen in einer Range von weniger als ±1 %. Normalerweise ist das eine Tagesrange und nicht die Range von ganzen zwei Handelswochen. Die Bewegungslosigkeit des Index ist schon fast als sensationell zu bezeichnen.

Man kann nur hoffen, dass es 2017 nicht so weitergeht. Ein Jahr ohne Bewegung zermürbt die Nerven. Ernsthafte Sorgen muss man sich über ein solches Szenario nicht machen. Langfristige Bewegungslosigkeit gehört nicht zu den Eigenschaften des Aktienmarktes. Der erste Handelstag war schon einmal dynamischer als die zwei Handelswochen zuvor. Trotzdem steht man nun zu Jahresbeginn erst einmal etwas ratlos da.

Die Luft wird dünner, nicht nur bei den Kursen, sondern auch bei den Analysten. Die Prognosen für 2017 sind vorsichtig. Es wird von einer Fortsetzung des Bullenmarktes ausgegangen, aber mit wenig Überzeugung. Bis Jahresende sollen Indizes wie der Dax oder der S&P gerade einmal 2-4 % zulegen. Visionär ist das nicht.

Oftmals kommt es auch ganz anders als die meisten denken. 2017 kann eine fulminante Fortsetzung des Bullenmarktes zeigen, aber genauso gut dessen Ende. Konkrete Hinweise auf die Wahrscheinlichkeiten der beiden Optionen gibt es nicht. Nachdem 2016 lange Zeit durch Trübsal geprägt war, erwärmen sich Anleger nun wieder für Aktien. Der Sinneswandel kam allerdings fast ein wenig zu schnell.

US-Privatanleger befinden sich stimmungstechnisch in der neutralen Zone. Grafik 1 zeigt den Farrell Sentiment Index, der sich aus den Sentiment Daten der American Association for Individual Investors (AAII) ergibt. Die Kaufzone wurde 2016 mehrfach erreicht. Die Nähe der Verkaufszone steuerte der Index zuletzt vor zwei Jahren an. Wäre man damals ausgestiegen, hätte man goldrichtig gelegen, ebenso mit einem Einstieg beim ersten Kaufsignal am 18.02.2016.

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Aktuell ist das Sentiment irgendwo in der Mitte von Kauf- und Verkaufszone. Dafür hat sich das Sentiment so schnell verbessert wie selten zuvor. Der Farrell Index ist innerhalb weniger Wochen um 0,5 Punkte gestiegen. Das sieht man selten. Immerhin ist von Euphorie bei Privatanlegern noch keine Spur, doch einem so raschen Anstieg folgte in der Vergangenheit häufig eine Verschnaufpause.

Der Jahresbeginn könnte sich also zäh herausstellen. Das ändert natürlich nichts an der Frage, was in den kommenden Monaten bis Ende 2017 geschehen wird. Ist die Luft schon zu dünn geworden oder setzt der Markt gerade zum ganz großen Sprung an?

Die Anlegerstimmung schwankt mit den Kursen. Im Verlauf eines Bullen- und Bärenmarktes gibt es allerdings immer wieder die gleichen Themen. Grafik 2 zeigt das Empfinden der Anleger über die Zyklen. Nun stellt sich die Frage, wo wir uns gerade befinden. War die Zeit von Sommer 2015 bis Frühjahr 2016 schon ein Bärenmarkt (blauer S&P Verlauf)? Oder haben die Indizes nach der Korrektur lediglich zur letzten Phase des Bullenmarktes angesetzt (orangener S&P Verlauf)?

2017-beginnt-im-Niemandsland-Kommentar-Clemens-Schmale-GodmodeTrader.de-2

Für beides lassen sich Argumente finden. Im vergangenen Sommer hatte ich noch die These vertreten, dass wir gerade erst am Anfang einer neuen Aufwärtsbewegung stehen. Inzwischen bin ich mir da nicht mehr so sicher. Immer mehr Permabären raten plötzlich zum Kauf von Aktien. Anleger sind so optimistisch wie seit zwei Jahren nicht mehr und der Markt preist Dinge ein (z.B. höhere Inflation), die auf sehr tönernen Füßen stehen.

Für mich wirken die letzten Wochen eher wie Euphorie und nicht so sehr wie der besonnene und vorsichtige Beginn einer neuen Aufwärtsbewegung. Vorerst ist das nicht wichtig. Auf Sicht einiger Wochen sind wir im Niemandsland. Im Big Picture bin ich eher vorsichtig und sehe zunehmende Risiken.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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