2013 – gutes Zertifikate-Jahr voraus?
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Mit einem Anstieg von aktuell rund 29 Prozent neigt sich eines der erfolgreichsten Jahre im DAX seinem Ende zu und strafte damit viele Experten „Lügen“, die noch vor zwölf Monaten mit großer Skepsis ins Jahr 2012 gestartet waren. Diese ist nun ein Jahr und der Zusage unbegrenzter Rettungsgelder später fast vollkommen verflogen, auch wenn die eigentlichen Verschuldungs-Probleme damit keinesfalls gelöst, sondern nur weiter in die Zukunft verlagert sind. Ob sich dieser gigantische Verschiebebahnhof bereits im nächsten Jahr rächen wird, bleibt abzuwarten, zumindest dürften angesichts der großen Euphorie an den Finanzmärkten diesmal gewisse Zweifel angebracht und durchaus gesund sein, ein Attribut, dass für die allgemeine Marktentwicklung schon längst nicht mehr zu gelten scheint. So sollte der Anlagenotstand auch den DAX in den nächsten Monaten zu neuen Höhen treiben, das ist zumindest die Ansicht von 62 Prozent der auch in diesem Jahr wieder an der Emittentenumfrage 2013 des DDV teilnehmenden 21 Zertifikateanbieter, die etwa 95 Prozent des Gesamtmarktes repräsentieren. Ein weiteres Drittel rechnet wenigstens mit einer Seitwärtsentwicklung des Deutschen Leitindex, während der verschwindende Rest von knapp fünf Prozent moderate Abschläge erwartet.
Geschäft läuft gut, Konkurrenzdruck steigt
In der 6-monatigen Rückschau auf das eigene Geschäft lief es nur bei 19 Prozent der Befragten tatsächlich schlechter, ein wenig wünschenswerter Zustand, mit dem für das erste Halbjahr 2013 nur noch 4,8 Prozent rechnen. Über 57 Prozent stellen sich dagegen auf eine Verbesserung ein. Was den Wettbewerb in der Branche anbelangt, beobachteten 2012 fast 86 Prozent der Emittenten eine Verschärfung und gehen auch für das nächste Jahr von einem weiter wachsenden Konkurrenzdruck aus. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Frage, worauf sich der steigende Wettbewerb vor allem konzentrieren dürfte? 42,9 Prozent gab dabei als Hauptfaktor die Serviceleistung an, während immer noch ein Drittel den Hauptkonkurrenzkampf über den Preis ausfechtet und fast 24 Prozent der Produktqualität die höchste Priorität einräumt. Wettbewerb bedeutet immer auch Überleben im Haifischbecken, wie sich gerade auch 2012 wieder zeigte. Kaum verwunderlich, dass deshalb auch ein Drittel der befragten Anbieter damit rechnet, dass 2013 noch mehr Emittenten „über die Klinge“ springen werden. Glatte 19 Prozent erwarten dagegen sogar einen Anstieg der Emittentenzahl. Der Rest rechnet mit keiner Veränderung.
Produkte bleiben zahlreich und einfach
Eine immer wieder gern gestellte Frage ist die nach der Zahl der angebotenen Produkte, die aktuell mit etwa 450.000 Anlage- und rund 600.000 Hebel-Papieren die Millionengrenze nun doch noch in diesem Jahr geknackt hat. Stolze 76,2 Prozent halten dieses Niveau auch für Ende 2013 für angemessen, während überraschenderweise lediglich 19 Prozent mit einem weiteren Anstieg rechnen. Wiederum 4,8 Prozent prognostizieren sogar einen Rückgang. Werden die meisten Produkte noch einfacher oder komplexer sein, mit dieser Kardinalfrage muss sich der Zertifikatemarkt ungerechterweise seit Lehman immer wieder herumschlagen, auch wenn längst feststeht, dass zu einem einigermaßen sicheren Produkt auch ein gewisses Maß an Komplexität dazugehört. Denn nur dadurch lässt sich letztendlich der Vorteil strukturierter Produkte, das asymmetrische Chance-Risiko-Profil realisieren. Wegen des öffentlichen Druckes ist es allerdings kein Wunder, dass über 52 Prozent der Emittenten die einfache Struktur bevorzugen. Etwa zehn Prozent weniger sind mit dem aktuellen Schwierigkeitsgrad zufrieden und nur 4,8 Prozent neigen eher wieder zu komplexeren Strukturen.
Kupontragende Strukturen und Indizes gesucht
Indirekt sollten die Zertifikateanbieter in der Umfrage auch diesmal wieder die bei den Privatanlegern beliebtesten Produkttypen benennen. Keine Frage, auch weiterhin dürften kupontragende Strukturen bei den Investoren vorne liegen, d.h. mit über 28 Prozent kapitalgeschützte strukturierte Anleihen sowie mit 19 Prozent Aktienanleihen, die dem Anleger allerdings durch ihre Bezeichnung hierzulande eine faktisch nicht vorhandene Sicherheit vorgaukeln. Erst dahinter folgen Discounter, Kapitalschutz-, Express- und Bonus-Produkte. Bei den Basiswerten sind natürlich wie immer besonders auf dem Wunschzettel mit knapp 62 Prozent Indizes, vor Aktien (23,8 Prozent) und Zinsen (9,5 Prozent), wobei letztere noch einmal die Bedeutung der strukturierten Anleihen unterstreichen.
Risikobewusstsein wächst
Seit der Lehman-Pleite wird von Anlegern immer mehr auf das Emittentenrisiko geachtet. Dies zeigt sich auch daran, dass 57,1 Prozent der befragten Anbieter die Bonität als ein „wichtiges“ Entscheidungskriterium für ihre Kunden halten. Für 28,6 Prozent ist sie sogar „sehr wichtig“, während sie nur 14,3 Prozent für „weniger wichtig“ halten. Die meisten Investoren sind bei Zertifikaten „begrenzt risikobereit“ (52,4 Prozent). „Risikobereit“ und sogar „vermehrt risikobereit“ sind laut der Umfrage 19 bzw. 14,3 Prozent. Ebenfalls 14,3 Prozent werden in die Kategorie „spekulativ“ eingeordnet. Zertifikate länger als ein Jahr zu halten ist „out“. So präferieren laut der Erhebung des DDV über 90,5 Prozent Investments von mehreren Monaten bis zu einem Jahr. Obwohl es sich bei Zertifikaten in der Mehrzahl um Produkte für den aktiven Investor handelt, schätzen stolze 19 Prozent der Emittenten den Selbstentscheider-Anteil unter den Anlegern nicht höher als zehn Prozent ein. 10 bis 20 und 20 bis 30 Prozent werden von jeweils etwa einem Drittel genannt. Eine Selbstentscheider-Quote von zusammen immerhin 40 bis 75 Prozent wird ebenfalls von gut 19 Prozent der Anbieter angenommen.
Wie sich das Jahr 2013 auch entwickeln wird, aus Sicht der Attraktivität der meisten Strukturen bleibt zu hoffen, dass die Volatilität ihre zuletzt gezeigten Tiefstände verlässt und zumindest zwischenzeitlich wieder deutlich ansteigt. Auch dürften die Emittenten ihre frühere Innovationsfreude gerne wiederentdecken.
Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate
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