Kommentar
14:14 Uhr, 18.09.2018

10 Jahre nach der Lehman-Pleite: Rückblick und Ausblick

Vergangenen Samstag jährte sich die Lehman-Pleite zum 10. Mal. Nun rätseln alle, wo die nächste Krise schlummert.

Die Welt ist immer noch traumatisiert. Das ist gar nicht so schlecht. Gewisse Geschehnisse sollen ruhig in Erinnerung bleiben. Nach dem Insolvenzantrag von Lehman Brothers ging es Schlag auf Schlag. In Deutschland stellten sich Merkel und Steinbrück vor die Kameras und verkündeten ein Rettungspaket in Höhe von 470 Mrd. EUR. 400 Mrd. EUR sollten als Garantien ausgegeben werden und 70 Mrd. EUR für die Rekapitalisierung der Banken.

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470 Mrd. EUR war damals eine nahezu unvorstellbare Menge an Geld. Inzwischen hat man sich ja fast daran gewöhnt. Das Besondere war allerdings, dass es sich um ein globales Problem handelte. Nicht nur Deutschland legte hunderte Milliarden auf den Tisch. In den USA waren es 700 Mrd. USD, die zur Verfügung standen.

Der größte Bailout war für AIG notwendig. Fast 200 Mrd. USD waren notwendig, für ein einzelnes Unternehmen. Das muss man sich wirklich einmal vorstellen. So viel war nicht einmal notwendig, als die USA in den 80er Jahren eine Bankenkrise hatten. 30 Jahre früher konnte man mit 200 Mrd. USD einen ganzen Sektor retten. 2008 reichte das gleiche Geld für ein einziges Unternehmen.

In Frankreich wurden damals 360 Mrd. EUR zur Verfügung gestellt. Großbritannien kündigte an, im Notfall bis zu 500 Mrd. GBP einzusetzen. In Irland wurden fast 100 Mrd. angekündigt.

All diese Garantien und Rekapitalisierungen der Banken beinhalteten noch nicht die Konjunkturprogramme, die in der Folge geschnürt wurden. Japan gab Anfang 2009 gleich 100 Mrd. USD frei. Die USA schoben fast 800 Mrd. USD in die Wirtschaft. Deutschland war mit 50 Mrd. EUR recht knausrig.

Konjunkturprogramme und Bankenrettung vereinnahmten global zwischen 3,5 und 5 Billionen Dollar. Das ist so viel Geld, dass es schon sehr finanzstarke Akteure braucht, um so viel Geld innerhalb kürzester Zeit zur Verfügung zu stellen. Das können aktuell nur Staaten.

Die nächste Finanzkrise wird Regierungen wieder dazu zwingen, Geld zur Verfügung zu stellen. Man hat allerdings aus der Krise 2008 gelernt und eine Wiederholung im gleichen Ausmaß ist unwahrscheinlich. Die nächste Krise wird also eine andere sein.

Das Geld zur Krisenbekämpfung muss irgendwo herkommen. Es kommt vom Staat. Der Staat rettet die Banken, aber wer rettet den Staat?

In der Eurozone sprang der Eurorettungsfonds ein. Das war nur möglich, weil vergleichsweise kleine Länder in Schwierigkeiten gerieten. Die nächste katastrophale Krise wird dann kommen, wenn es sich nicht mehr um ein kleines Land handelt, sondern einen Staat, den man als too big to fail ansehen muss. Das wäre dann wohl Italien, aber nicht heute und auch nicht gleich morgen. Ein paar Jahre Zeit haben wir noch.


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4 Kommentare

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  • shark
    shark

    Das Krebsgeschwür unserer Zeit sind die internationalen Banken!

    Gestern sehr informativ auf Arte eine Sendung über HSBC und Lehman-wer hier nicht von organisiertem Verbrechen und Geldwäsache etc redet muss blind sein.

    Die US-Bankenaufsicht hat versagt und ging in die Knie wie alle anderen auch

    Die Bankenrettung in Deutschland hat bisher ca 80Mrd€ gekostet-von den Bürgschaften und möglichen weiteren Risiken ganz zu schweigen

    10:49 Uhr, 19.09. 2018
    1 Antwort anzeigen
  • G3ckOoo
    G3ckOoo

    Reicht es etwa nicht, wenn der Steuerzahler für die Zinszahlungen aufkommen muss? Die Zinesn sind ja der Witz am ganzen System. Diese sorgen dafür, dass die Schuldenberge immer weiter wachsen und die Ungleichheit zunimmt.

    Der eigentliche Skandal an der Sache ist, dass immer eine freie Marktwirtschaft gefordert wird, nach dem Motto, der Markt regel das schon. Die Bankenrettung ist daher der Freifahrtschein für die Banken für mehr Risiken ohne Risko.

    21:12 Uhr, 18.09. 2018
  • tingltangl
    tingltangl

    Und woher bekommt der Staat das Geld zur Bankenrettung?🤔

    Richtig!....von den Banken😂

    (nicht von Steuern, wie viele Leute annehmen. Die werden ausschließlich für Zinszahlungen an Banken verwendet)

    14:41 Uhr, 18.09. 2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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