Analyse
11:20 Uhr, 28.03.2019

10-jährige deutsche Staatsanleihen rentieren wieder negativ

Es ist wieder soweit: Die Rendite der 10-jährigen deutschen Staatsanleihen ist im negativen Terrain angekommen. Zuletzt gab es das im Jahr 2016.

Erwähnte Instrumente

  • DE 10Y Bond Yield - Kurs: -0,072 % (Bonds)
  • Euro-Bund Future - WKN: 965264 - ISIN: DE0009652644 - Kurs: 166,34 % (EUREX)

Unter Anleihen versteht man per Definition "ein festverzinsliches Wertpapier, das dem Gläubiger das Recht auf Rückzahlung sowie auf Zahlung vereinbarter Zinsen einräumt". Wer in diesen Tagen sich diese ursprüngliche Definition vor Augen führt, kommt nicht um einen Schmunzler herum. Denn inzwischen rentieren 10-jährige deutsche Staatsanleihen wieder im negativen Terrain. Wer diese Staatsanleihen also kauft, erhält nicht etwa eine Verzinsung auf seinen Einsatz, er zahlt drauf. Zuletzt gab es diese Situation im Jahr 2016.

Rendite 10-jähriger Staatsanleihen Deutschland
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    Bonds

Damals sanken die Renditen auf knapp -0,18 % ab, ehe sie sich wieder deutlich erholten. Aus technischer Sicht brachte der Bruch der 0,20 %-Marke bei den Renditen Ende Januar 2019 ein starkes Verkaufssignal mit sich. Diese Marke wurde anschließend mit einem bärischen Pullback als neuer Widerstand bestätigt. Seither fällt der Kurs wie ein Stein. Eine Trendumkehr oder gar eine Bodenbildung bei den Renditen ist bislang nicht ersichtlich.

Bund-Future-Chartanalyse
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    TTMzero Indikation

Invers zu den Renditen verläuft der Bund Future, der mit dem Ausbruch über die Marke von 164,88 Punkten ein neues Kaufsignal generiert hat. Kurzfristig ist der Bund extrem überkauft, Konsolidierungen sollte man also einplanen. Am übergeordneten Trend würden diese aber oberhalb von 164,88 Punkten, ja sogar oberhalb von 163,63 Punkten, erst einmal nichts ändern.

Welche Faktoren spielen aktuell bei diesen Entwicklungen eine Rolle? Meiner Ansicht nach sind es vorrangig zwei Punkte.

  • Die Unsicherheit an den Märkten ist weiterhin groß. Handelt es sich nur um eine konjunkturelle Delle oder kommt die Rezession? Was wird aus dem Brexit? Die Marktverwerfungen treiben die Institutionellen in großen Scharen weiter in Anleihen, den vermeintlich sicheren Hafen.
  • Die US-Notenbank Fed hat signalisiert, dass es 2019 keine Leitzinserhöhung geben wird. 2020 erwarten Marktteilnehmer bereits erste Leitzinssenkungen. Die Geldpolitik in den USA steht also wieder einmal vor einem Wechsel hin zu sinkenden Zinsen. In der Eurozone wiederum hat es Mario Draghi definitiv verpasst, den Leitzins rechtzeitig anzuheben. Wie man vom ihm schon gewohnt ist, hat er kürzlich noch einmal bestätigt, dass es vor 2020 keine Leitzinsanhebungen geben wird. Die ersten Marktbeobachter unken bereits, dass Zinsanhebungen auch in den kommenden Jahren ausbleiben werden. Vielmehr könnten Negativzinsen zur neuen Normalität werden. Den Nachfolger Draghis erwartet ab Herbst 2019 im Amt definitiv eine schwere Aufgabe.

Lesen Sie zum Thema der Woche Anleihen auch diese Beiträge meine Kollegen:

Harald Weygand: US-Staatsanleihen steigen seit Tagen mit brachialer Dynamik

Oliver Baron: Das ultimative Crash-Signal ist da!

Clemens Schmale: Inversion der Zinskurve: Was tun?


Persönlich geht mir die positive Stimmung gegenüber Anleihen schon wieder zu weit. Anders als im Oktober 2018, wo blanke Panik herrschte, grassiert nun Euphorie. Wenngleich es der ein oder andere vielleicht vergessen hat: Im Herbst 2018 wurde größtenteils noch von einem Ende der jahrzehntelangen Anleihehausse gesprochen. Damals schrieb ich: Anders als das Gros der Analysten gehe ich aber von KEINER langfristigen Zinswende am US-Markt aus. Folgendes Szenario sollten Sie im Hinterkopf behalten: Schwächt sich die Wirtschaft in den USA ab, wovon ich 2019 ausgehe, da spätestens im kommenden Jahr die Auswirkungen der wahnsinnigen Zollpolitik von Trump sichtbar werden sollten, rechne ich damit, dass die Fed davon abrücken wird, die Zinsen weiter zu erhöhen. Aktuell scheint dies noch kein Thema zu sein. Ich bin gespannt, ob diese These aufgeht.

Inzwischen gab es eine 180-Grad-Kehrtwende bei der Fed und auch beim Marktsentiment. Sich dagegenzustellen, könnte sich wieder einmal auszahlen. Technische Signale hierfür gibt es bislang aber nicht. Es ist folglich Geduld gefragt.

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Über den Experten

Bastian Galuschka
Bastian Galuschka
Chefredakteur

Bastian Galuschka ist seit über 20 Jahren an der Börse aktiv. Er entdeckte bereits zu Schulzeiten seine Leidenschaft für die Börse. Über fünf Jahre lang war der Diplom-Volkswirt als Redakteur bei einem bekannten Anlegermagazin tätig und verantwortete dort den Bereich Charttechnik. Seit März 2013 verstärkt er die Redaktion der stock3 AG. Bastian Galuschka kombiniert bei seinen Analysen gerne Fundamentaldaten mit charttechnischen Aspekten. Gerade im Smallcapbereich hat sich der Analyst über viele Jahre ein fundiertes Wissen aufgebaut. Seit Juni 2023 ist Galuschka Chefredakteur von stock3.

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