Kommentar
14:18 Uhr, 05.11.2013

10% auf alles?

Autoren des IWF schlagen vor, alle europäischen Privatvermögen einmalig mit 10% zu belasten, um damit die Staatsverschuldung zu drosseln

Ein Gedankenspiel des Internationalen Währungsfonds macht derzeit die Runde durch die Presse. Im aktuellen Staatsschuldenbericht schlagen Autoren des IWF vor, dass die Bürger ganz Europas einen Sonderbeitrag zur Lösung der Schuldenkrise beitragen könnten. Ein einmaliger Aderlass von 10% auf das gesamte Nettovermögen (also Aktiva minus Schulden), und schon könnte die Verschuldung in der Eurozone auf den Stand von 2007 absinken, als die Welt vermeintlich noch in Ordnung war. Das waren 66% des BIP – heute stehen wir bei über 90%.

Die einfallsreichen Schreiber des Berichts kommen selber auf die Idee, dass natürlich alles überraschend über Nacht passieren müsste, damit es nicht zu Kapitalflucht kommt. Zumindest das hat schon mal nicht geklappt, vielleicht wäre es schlauer gewesen, diese geniale Idee nicht in einem Bericht zu veröffentlichen, der jedermann zugänglich ist.

Ausgeschlossen ist so ein Megadiebstahl natürlich nicht. In Zypern wurde ja vorgemacht, wie eine Geldraub-Aktion auf staatlicher Ebene vonstatten gehen kann. Aber trauen sich das die deutschen Politiker?

Ich glaube nicht – jedenfalls nicht ohne hohen Freibetrag. Es ist doch massenkompatibler, Besserverdienende und Reiche zu schröpfen.

Die Union hat zwar versprochen, die Steuern nicht zu erhöhen. Aber es gibt immer Hintertürchen. Z.B. soll ja die kalte Progression entschärft werden, was durch Erhöhung des Grundfreibetrags und Anpassung der Progressionsstufen geschieht. Da dadurch zwangsläufig Steuerausfälle entstehen, könnte der Spitzensteuersatz zum Ausgleich angehoben werden. Netto wären dann die Steuern nicht erhöht worden.

Es kann aber auch ebenso gut sein, dass andere Begründungen erfunden werden. So oder so gehe ich davon aus, dass der Spitzensteuersatz in Deutschland in dieser Legislaturperiode auf nahe 50% steigen wird.

Den IWF-Bericht „Fiscal Monitor: Taxing Times“ können Sie übrigens hier herunterladen. Ab Seite 49 geht der Spaß los: http://www.imf.org/external/pubs/ft/fm/2013/02/pdf/fm1302.pdf

Ihr

Daniel Kühn

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn
Freier Finanzjournalist

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3.
Daniel Kühn interessiert sich vor allem für Small und Mid Caps, Technologieaktien, ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie für makroökonomische Themen.

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