Kommentar
15:30 Uhr, 18.02.2009

„Nomen est omen“

Um eines waren Zertifikate-Anbieter indes nie verlegen, um das Erfinden prägnanter, werbewirksamer Produktbezeichnungen. So zeigte man sich beispielsweise gerade bei den späteren Sprint-Zertifikaten auf Emittentenseite besonders kreativ. „Kick-Start-, Sprinter- oder DoubleChance“ waren dafür nur die gängigsten Begriffe, die beim Anleger für Verwirrung sorgten. Und auch Sal. Oppenheim, ansonsten in Sachen Produktklarheit geradezu ein Vorbild, scheint bei ihrer neuesten Kreation genau ins Schwarze getroffen zu haben und mit dem Memory-Express-Doublechance-Zertifikat auf den Euro STOXX 50 vor allem längere Beobachter der Szenerie zumindest auf den ersten Blick etwas aufs Glatteis zu führen, vergibt doch die Deutsche Bank ihre „doppelte Chance“ seit Jahren weiterhin hartnäckig für eben jene Sprint-Struktur.

Doch damit hat das neue Produkt der Kölner überhaupt nichts am Hut. Schließlich handelt es sich hier um ein reinrassiges Express-Papier, bei dem sich die Kuponzahlung an den jeweiligen Stichtagen nach einer tiefliegenden Barriere (meist bei 50 Prozent) richtet und ausgefallene „Zinsen“ in den Folgeperioden bis zur Endfälligkeit nachgeholt werden können („Memory-Effekt“). De facto würde es hier also für den Maximalerfolg sogar ausreichen, wenn der Basiswert ganz am Ende nicht unter der Kursschwelle notiert. Davon unabhängig wird das Zertifikat vorzeitig gekündigt, wenn eine zweite Schwelle, die je nach Ausstattung meistens dem Ausgangskurs des Underlyings entspricht, der sogenannte „Call-Level“, am Bewertungstag mindestens gehalten wird. Gelingt keines dieser Vorhaben, so muss der Investor am Ende einen hohen Verlust in Form der Rückzahlung entsprechend der Wertentwicklung seit Emission „schlucken“.

Auch für diese Express-Variante haben sich mit „Relax Express Extra“ (HypoVereinsbank), „Memory Kupon“ oder „Memory-Express“ (Credit Suisse) schon wieder diverse Produkt-Bezeichnungen herausgebildet. Sal. Oppenheim hätte hier also gut und gerne auf den zweideutigen Zusatz „Doublechance“ verzichten können, der ja schließlich nur auf die Anzahl der relevanten Bewertungstage hinweist. Und die folgen bei dem neuen Kurzläufer mit dem 20.08.09 und dem 19.02.10 (Endfälligkeit) bereits in halbjährlichem Abstand aufeinander und beenden das Papier spätestens bereits nach einem Jahr. Der Anleger hat hier zweimal in relativ kurzem Abstand die Chance auf einen Ausschüttungsbetrag von jeweils vier Euro, sofern sich der Index am Stichtag nicht mehr als halbiert hat. Zu einer vorzeitigen Tilgung kommt es dann, wenn der Basiswert mindestens auf seinem Emissionsniveau notiert.

Der BörseGo Tipp:
Das neue „Memory Express“ eignet sich für kurzfristig orientierte Anleger, die auf Jahressicht nicht mit einer weiteren Halbierung an den Märkten rechnen und stellt damit eine sinnvolle Ergänzung zu den bestehenden „Langläufern“ dar.

Euro STOXX 50 Memory-Express-Doublechance-Zertifikat
Emittent/WKN: Sal. Oppenheim / SL1MED
Laufzeit: 27.02.2010
Preis: (in Zeichnung: 16.02.09-20.02.09) Ausgabepreis: 100 € (zzgl. 0,5 % Agio)

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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