Wissensartikel
14:50 Uhr, 14.06.2022

Wie ich jetzt Aktien handele: Meine Investment-Strategie in der Krise

Schaut man sich momentan den Aktienmarkt an, dann kommen zwangsläufig Erinnerungen an frühere Krisen hoch.

Meine erste große Krise, die ich bewusst mitgemacht hatte, war die Asienkrise 1997/1998. Ein harter Crash, der aber in Folge auch schnell wieder ausgebügelt werden konnte. Danach das Platzen der Blase am Neuen Markt, die Finanzkrise und die Eurokrise, um nur die Wichtigsten zu nennen. Corona lasse ich aufgrund der kurzen Dauer bewusst mal außen vor.

Etwas von allem

Die aktuellen Bewegungen an den Finanzmärkten haben für mich etwas aus allen diesen Krisen zusammen. Mit dem Platzen der Hightech-Bubble können Anleger am ehesten Parallelen mit der Zeit 2000/2001 Zeit in Verbindung bringen. Doch in den letzten zwei Wochen haben sich diese Aktien nicht mehr negativ vom Markt abgekoppelt. Vielmehr ist jetzt alles unter Druck. Nur eines zählt jetzt wirklich. CASH!

Wir sehen massive Abflüsse aus Anleihen, wir sehen Abflüsse aus dem Aktienmarkt, aber auch aus Gold und alternativen Asset Klassen wie Bitcoin oder Sammleruhren oder dem Immobilienmarkt. Wir haben gerne von einer Alles-Blase gesprochen in den vergangenen Jahren.

Nun scheint diese Alles-Blase geplatzt zu sein. Cash ist, trotz der Inflation, der einzig sichere Hafen geworden.

Da kommen Erinnerungen an das Jahr 2008 und die Lehman-Pleite bei mir hoch. Ich kann mich noch genau erinnern, wie in ähnlicher Art und Weise Geld knapp war und DAX-Aktien zeitweise an einem Tag 20 % und mehr verloren haben. In Verbindung mit der Inflation und Notenbanken, die diese einfangen müssen, eine extrem ungemütliche Situation.

Irrationalität bietet die größten Chancen

Wenn Anleger aber nicht mehr selektieren und alles aus den Portfolios werfen, kommen zwangsläufig irrationale Kurse zustande. Kurse, die unter fundamentalen Aspekten keinen Sinn mehr ergeben. Wenn wenig Käufer da sind, aber viele Verkäufer hagelt es Chancen.

Wie weit wir in diesem aktuellen Zyklus sind, das kann ich nicht sagen. Was ich mir aber zur Aufgabe gemacht habe, ist hervorragende Unternehmen zu suchen, von denen ich gerne Aktien kaufen würde. Dort setze ich mir Kursalarme und werde Kurse, die mir zusagen, zum Kauf nutzen.

Im Grunde erleben wir ein Repricing bzw. eine Neubewertung des gesamten Marktes im Zuge steigender Zinsen. Ein Prozess, der normalerweise einiger Jahre bedarf, wird nun in Wochen und Monaten abgehandelt. Tech-Aktien, die 90 % im Kurs fallen, waren zumeist Blasen, diese Unternehmen kommen meist auch nicht wieder. Anleger sollten keine Gedanken an solche Unternehmen verschwenden.

Wer sich aber mit Unternehmen beschäftigt, die seit Jahren gute Margen, hohe Cashflows und solide Dividenden erwirtschaften, haben gute Chance, dass die Börse in rationaleren Zeiten wieder höhere Kurse bezahlt.

Meine Aufgabe sehe ich jetzt aktuell einzig und allein darin, gute Aktien zu selektieren und den Rest ruhig den Bach heruntergehen zu lassen, um es mal salopp zu formulieren. Viele Unternehmensnamen, die uns heute noch etwas sagen, an die wird sich in 10 Jahren kaum noch jemand erinnern.

In der Krise ist Selektion Trumpf. Verabschieden Sie sich aber von der Illusion, am Tief kaufen zu können. Man muss zu fairen Preisen oder darunter kaufen, egal wie irrational die Börse auch wird. Dann spielt die Zeit in die Hände. Jedes Quartal mit positiven Cashflows macht aus einem guten Unternehmen ein besseres Unternehmen. Jedes Quartal mit negativen Cashflows macht aus einem schlechten Unternehmen ein noch schlechteres.

In meinen Artikeln versuche ich nun die guten Unternehmen zu selektieren. Auch wenn das ein oder andere faule Ei immer im Korb ist, wird sich dies in einigen Jahren ausgezahlt haben, davon bin ich fest überzeugt. Mir hilft dabei die Erfahrung, die ich in früheren Krisen gesammelt habe. Aber ich spreche hier bewusst von Investitionen. Nicht von kurzfristigen Spekulationen oder dem Trading. Das ist strikt davon zu trennen.

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Sascha Gebhard
Sascha Gebhard
Redakteur

Sascha Gebhard hat nach einer klassischen Ausbildung zum Bankkaufmann im Laufe der Jahre bei verschiedenen Banken gearbeitet. Er absolvierte neben dem Beruf die Studiengänge zum Diplom-Betriebswirt (VWA) sowie den Finanz- und Investment Ökonom (VWA). Von 2008 bis 2016 war er als Eigenhändler auf eigene Rechnung an den Finanzmärkten aktiv. Weiterhin publizierte er für verschiedene Finanzverlage und schrieb zahlreiche Fachartikel rund um das Thema Börse. Die in den jeweiligen Diensten geführten Realgeld- sowie Musterdepots konnte stets überdurchschnittliche Renditen erwirtschaften. Sein Steckenpferd ist seit jeher der deutsche Aktienmarkt, wo er bestens vernetzt ist, und eine Vielzahl an Unternehmen bereits seit mehr als 15 Jahren aktiv verfolgt. Seit 2022 ist Sascha Gebhard fester Bestandteil des Redaktionsteams von stock3. Im Premium-Service Trademate betreut er das Depot "Deutsche Aktien".

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