Wissensartikel
08:05 Uhr, 10.07.2014

Wie funktionieren CFDs?

Contracts for Difference sind bei Anlegern sehr beliebt. Wir zeigen, welche Möglichkeiten sich Anlegern mit CFDs bieten.

Traden im Windschatten des Basiswerts

War der Handel mit CFDs jahrzehntelang Banken und institutionellen Investoren vorbehalten, können seit 1999 auch Privatanleger CFDs für ihre Handelsstrategien nutzen. Die künstlichen Aktien-, Index-, Devisen- oder Rohstoffwertpapiere haben für viele Anleger einen unwiderstehlichen Reiz: Mit CFDs lässt sich zu 100 Prozent an der Kursbewegung des Basiswertes, etwa einer Aktie, partizipieren. Der physische Besitz der Aktie ist dabei nicht nötig.

Das Papier unterscheidet sich von anderen Derivaten darin, dass ein CFD die Kursänderungen des Basiswertes stets eins zu eins abbildet und zudem keine feste Laufzeit besitzt.

Was sich einfach und unkompliziert anhört, lässt sich tatsächlich mühelos bewerkstelligen: Schon mit geringem Kapitaleinsatz können Anleger mittels CFDs unkompliziert an den Börsen agieren.

Wie unterscheiden sich CFDs von Futures und Optionen?

Im Allgemeinen errechnet sich der Wert einer Option nicht nur aus den Kursschwankungen eines bestimmten Basiswertes, des sogenannten Underlying, sondern berücksichtigt weitere Faktoren wie etwa die Restlaufzeit der Option. Bei Futures ist die Auswahl an Basiswerten auf Rohstoffe, einige Indizes und Währungen streng limitiert.

CFDs sind im Vergleich einfacher aufgebaut: Sie sind nicht an Laufzeiten beziehungsweise Verfallstermine gebunden. Ihre Preisentwicklung bildet zu 100 Prozent die Kursentwicklung des Basiswertes ab, unabhängig von Zinsniveau, Volatilität und anderen Einflussfaktoren. CFDs bilden Aktien, Indizes beziehungsweise Sektorenindizes ab. Ein Beispiel: Sie erwerben ein CFD auf die Daimler-Aktie. Ihrer Markterwartung entsprechend zieht die Daimler-Aktie um 5 Prozent an – der CFD-Kurs erhöht sich ebenfalls um 5 Prozent.

Das Angebot an CFDs ist schier unüberschaubar. Praktisch jeder international verfügbare Basiswert kann mit CFDs gehandelt werden.

Die Entwicklung von CFDs

Seit den 1980er Jahren sind CFDs im institutionellen Handel im Einsatz. Doch erst seit der Jahrtausendwende können auch private Investoren mit CFDs handeln, nachdem ein britischer Broker seinen Privatkunden die Möglichkeit eröffnete, mit steuerbegünstigten CFDs zu traden. Von Großbritannien aus eroberten CFDs dann den Rest der Welt. Auch heute noch sind CFDs im Vereinigten Königreich sehr beliebt: Etwa ein Viertel aller Aktienumsätze entfällt auf CFD-Transaktionen. In Deutschland mussten CFDs erst einige Hürden nehmen, bevor sie die Gunst des breiten Anlegerpublikums erringen konnten: Zunächst erhoben die Broker, die CFDs ins Programm nahmen, zu hohe Gebühren und das Angebot war zu klein, sodass private Händler und Trader nur verhalten zugriffen. Erst als seit Mitte des Jahres 2005 der Wettbewerb unter den Brokern zunahm, wurden CFDs massentauglich. Inzwischen können CFDs äußerst kostengünstig gehandelt werden: Die meisten Broker stellen die Analysesoftware sowie die Realtime-Kursdaten kostenfrei zur Verfügung.

Wie funktionieren CFDs?

Es ist ganz einfach: Wird eine Long-Position eingegangen, profitiert der Anleger von steigenden Kursen. Fallen die Kurse, verzeichnen die Anleger einen Verlust. Im Fall einer Short-Position profitieren die Anleger von fallenden Kursen. Steigen die Kurse jedoch, verzeichnen die Anleger einen Verlust. Genau diesem Schema folgen CFDs.

An- und Verkauf

Unter dem Spread versteht man die Differenz zwischen dem An- und dem Verkaufskurs (Geld-Brief Spanne). Die Spreads der Broker sind oft an die der Ursprungsbörsen (z.B. Xetra) angelehnt.

Margin

Beim Marginhandel muss der Trader nur einen Bruchteil der gesamten Position hinterlegen. Das übrige Kapital für die Position wird auf Kredit bezogen. Ein Beispiel: Angenommen, es soll eine Long-Position auf den DAX eröffnen werden, der – als Beispiel – bei 10.000 Punkten notiert. Eine Long-Position würde somit exakt 10.000 Euro kosten. Beim Handel mit CFDs ist jedoch nur ein Bruchteil dieser Position zu hinterlegen. Beim DAX beispielsweise 1 Prozent; die restlichen 99 Prozent streckt der Broker vor. Sie können also mit nur 100 Euro eine DAX-Position im Wert von 10.000 Euro im Markt zu bewegen. Mit 10.000 Euro kann der Trader also nicht nur eine einzelne DAX-Index-Position handeln, sondern gleich 100! In anderen Worten: Mit 10.000 Euro kann man mit CFDs 1 Million Euro im Markt bewegen.

Margin Call

Ein Margin Call beschreibt die Situation, wenn der Broker eine Barzahlung von seinem Kunden verlangt. Beim Handel auf Margin wird nur ein Teil der gesamten Positionsgröße hinterlegt. Wie unter dem Stichwort Margin gezeigt, lassen sich mit 100 Euro im DAX 10.000 Euro bewegen. Fällt der DAX jedoch von 10.000 Punkten auf 9.950 Punkte, hat der Trader 50 Euro verloren – und eben diese 50 Euro hat er als Sicherheit hinterlegt.

Soll die Position weiterhin im Markt aufrechterhalten werden, obwohl die anfänglich eingezahlte Sicherheitsleistung aufgebraucht wurde, ist ein Nachschuss erforderlich: Die Sicherheitsleistung muss während der gesamten Haltedauer der Position hinterlegt sein. Der Broker fordert Sie automatisch auf den Differenzbetrag zu begleichen, wenn eine unerwartete Gegenbewegung am Markt die anfangs eingezahlte Sicherheitsleistung aufgebraucht hat. Um das Verlustrisiko einzugrenzen, ist das Setzen einer Stop-Loss-Order unabdingbar!

Vorteile von CFDs

Mit CFDs können Anleger problemlos auf eine riesige Anzahl von Basiswerten zurückgreifen und an allen Börsenplätzen weltweit agieren. Investoren schätzen vor allem auch die Transparenz bei der Preisbildung: Ein CFD kostet immer so viel wie der Basiswert, auf den er Bezug nimmt. Inhaber von CFDs müssen nicht – anders als Options-Trader – implizite Volatilitäten, Restlaufzeiten, Leitzinssätze und andere Faktoren berücksichtigen. Wollen Anleger von sinkenden Kursen an der Börse profitieren, können sie normalerweise nur über den Umweg von Derivaten gehen. Mit CFDs können Anleger auch shorten: Jedes handelbare CFD-Instrument kann sowohl gekauft als auch leerverkauft werden.

Nachteil von CFDs

Einziger ins Gewicht fallende Nachteil von CFDs ist, dass sich mit ihnen keine komplexen Optionsstrategien umsetzen lassen – anders als etwa bei Bonus-, Discount- und Expresszertifikaten. Der Unterschied zwischen Optionsstrategien und CFDs liegt in der Zielgruppe. Während Optionsstrategien sich an Investoren richten, die sich für Kapitalschutz und eine moderate Rendite interessieren, bringen CFDs kurz- bis mittelfristig orientierten Tradern einen Mehrwert: Mit CFDs lässt sich vom ständigen Auf und Ab der Börse profitieren.

Spekulationssteuer

In Deutschlands stellt ein CFD für den Fiskus ein ganz normales Finanzprodukt dar. Deshalb sind mit CFDs erzielte Gewinne vollständig in der Einkommensteuererklärung anzuführen. Mit der Abgeltungsteuer belastet werden realisierte Kursgewinne bzw. Wertzuwächse aus Gewinnen – unabhängig davon, wie lange man die CFDs gehalten hat.

Dividendenzahlungen

Schüttet eine Aktiengesellschaft während der Haltedauer von CFDs Dividenden aus, wird, wenn der CFD-Inhaber eine Long-Position eingegangen ist, eine Gutschrift in Höhe von 80 bis 90 Prozent der Dividende gewährt.

(geschrieben von Helge Rehbein)

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