Wissensartikel
12:00 Uhr, 29.09.2022

Widerstände und Unterstützungen in Chartanalysen

Widerstands- und Unterstützungsmarken werden in allen Chartanalysen auf stock3 angegeben, um dem Leser künftig wichtige Preisbereiche zu nennen, an denen das Kursverhalten Auswirkungen auf den weiteren Verlauf hat. Wie diese horizontalen Marken zu interpretieren sind, lesen Sie in diesem Artikel.

Eines der Ziele der charttechnischen Analyse ist es, das Potenzial einer aktuellen Trendbewegung abzustecken. Damit soll erreicht werden, dass man eine gewisse Vorstellung über den künftigen Verlauf erhält und eine „Arbeitsskizze“ für mögliche künftige Szenarien entwirft. Ein hilfreiches Instrument ist es dabei, sich an früheren, besonders markanten Hoch- oder Tiefpunkten im Chart zu orientieren, in deren Richtung sich der Kurs aktuell bewegt.

Widerstandsmarken im Chart

Grundsätzlich teilt man diese Punkte im Kursverlauf in Unterstützungen (Kursmarken unterhalb des aktuelles Kurses) und Widerstände: Ein Widerstand ist ein Kurs, der zu einem früheren Zeitpunkt erreicht wurde und an dem es anschließend aufgrund zunehmender Verkäufe zu einer Abwärtsbewegung kam. Wir sprechen also von einem Höchstkurs, der den End- und Wendepunkt einer Aufwärtsbewegung markiert hatte.

Wird eine solche Marke im aktuellen Kursgeschehen angelaufen, ist die Wahrscheinlichkeit zunächst erhöht, dass es dort wiederum tendenziell zu mehr Verkäufen als Käufen kommt und der Kurs der Aktie kurzfristig sinkt.

Entsprechend ist es positiv bzw. mit einem charttechnischen Kaufsignal verbunden, wenn ein Widerstand aus der Vergangenheit überschritten wird, d.h. die Kurse im aktuellen Trend auf ein Niveau oberhalb der Widerstandsmarke steigen. Ein solches Verhalten zeigt, dass jetzt eine Mehrheit der Marktteilnehmer bereit ist, einen höheren Preis für das Wertpapier zu zahlen und sich damit auch der laufende Aufwärtstrend weiter fortsetzen könnte. Das einfachste Beispiel für einen Widerstand ist das Allzeithoch einer Aktie oder eines Index- der höchste jemals erreichte Kurs.

Wird eine Widerstandsmarke im Zeitverlauf durch einen Aufwärtstrend überschritten, ändert sich ihr charttechnischer Charakter und sie kann zukünftig als Unterstützungsmarke in die Analyse einbezogen werden.

Unterstützungsmarken im Chart

Im Gegensatz zu Widerständen, die sich über dem aktuellen Kurs auffinden lassen, befinden sich charttechnische Unterstützungen unterhalb des aktuellen Kurses. Es handelt sich dabei um Preismarken, die im Rahmen einer früheren Abwärtsbewegung erreicht wurden, der Kurs der jeweiligen Aktien im Anschluss jedoch nicht weiter gefallen, sondern tendenziell angestiegen ist. Unterstützungen sind also nichts anderes als markante Wendepunkte im Kursverlauf, denen ein Kursanstieg folgte. Ursache für die Entstehung einer Unterstützung ist steigende Nachfrage der Käufer in einem bestimmten Preisbereich, die schließlich dazu führt, dass ein Wert nicht weiter sinkt, sondern in einen Anstieg übergeht.

Wird eine charttechnische Unterstützungsmarke im Rahmen einer Abwärtsbewegung von oben angelaufen, ist die Wahrscheinlichkeit zunächst erhöht, dass der Kurs auch in der aktuellen Situation an dieser Stelle wieder nach oben dreht, da im Bereich der Unterstützung wiederum Käufer auf eine günstige Einstiegschance warten und ihre Kauforders nahe dieses früheren Tiefpunktes platziert haben. Umgekehrt ist es negativ zu werten bzw. mit einem charttechnischen Verkaufssignal verbunden, sollte der Preisbereich einer Unterstützung unterschritten werden. Dies kann darauf hindeuten, dass sich ein laufender Abwärtstrend weiter fortsetzt, da stützende Käufe an der Unterstützungsmarke ausbleiben bzw. der überwiegende Teil der Marktteilnehmer jetzt bereit ist, seine Anteile auch zu niedrigeren Kursen zu veräußern.

Wird eine Unterstützung im Zeitverlauf durch einen Abwärtstrend unterschritten, kann sie zukünftig ebenfalls als neue Widerstandsmarke in die Analyse einbezogen werden.

Neben den Varianten der klassischen Charttechnik, Widerstände und Unterstützungen aus markanten Hoch- und Tiefpunkten abzuleiten, gibt es weitere Methoden, die ähnliche und vergleichbare Ergebnisse liefern: Beispielsweise können Trendlinien, die Spannweite charttechnischer Kursmuster, gleitende Durchschnitte (EMA, SMA, KAMA) oder Fibonacci-Retracements und -Extensionen relevante Wendemarken im Chart eruieren. Sowohl in Bezug auf Widerstände und Unterstützungen als auch in Bezug auf Kursziele. Je mehr unterschiedliche Methoden einen Kurs oder einen Kursbereich als signifikant ermitteln, umso aussagekräftiger ist das Erreichen oder der Anstieg bzw. der Rückfall unter diese Marke bzw. unter diesen Preisbereich.

Autor: Thomas May

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