Wissensartikel
13:40 Uhr, 28.01.2022

Warren Buffett und das Geheimnis des Zinseszinseffekts

Bereits in jungen Jahren wusste Warren Buffett, dass er einmal als sehr reicher Mann enden würde. Das hatte einen ganz besonderen Grund.

Als ungefähr siebenjähriger Junge las Buffett das Buch "One Thousand Ways to Make $1000" (übersetzt: "Eintausend Wege um 1000 Dollar zu verdienen"), das er sich aus einer öffentlichen Bibliothek in seiner Heimatstadt Omaha ausgeliehen hatte, wie er in der HBO-Dokumentation "Becoming Warren Buffett" erzählte.

Zur damaligen Zeit gab es in den USA viele öffentliche Waagen, auf denen man für einen Penny sein Körpergewicht bestimmen konnte. In dem Buch las der junge Buffett, das man mit solchen an öffentliche Orten aufgestellten Waagen viel Geld verdienen konnte, ohne viel dafür tun zu müssen. "Ich saß da und rechnete aus, wie lange es dauern würde, eine Waage zu kaufen und dann aus den Gewinnen der ersten Waage eine weitere zu kaufen", erzählte Buffett in der Dokumentation.

Anschließend machte er gedanklich weiter und reinvestierte die Gewinne aus den ersten Waagen in immer weitere Waagen. "Ich saß da und erstellte Tabellen mit dem Zinseszinseffekt um auszurechnen, wie lange es dauern würde, bis ich eine Waage für jede Person auf der Welt kaufen könnte. Ich stellte mir vor, dass jeder Amerikaner sich zehn Mal pro Tag wiegen würde und ich saß einfach da wie der John D. Rockefeller der Waagen", sagte Buffett scherzhaft über sein jüngeres Ich.

Im Jahr 1956 machte sich der 25-jährige Buffett selbständig. Sein persönliches Vermögen bestand damals bereits aus 174.000 Dollar. Zuvor hatte er für Benjamin Graham, den Erfinder des Value Investings, gearbeitet und viel Erfahrung mit dem Investieren in unterbewertete Unternehmen gesammelt.

Buffetts Faszination für den Zinseszinseffekt blieb auch in späteren Jahren bestehen. Wie Buffetts kongenialer Geschäftspartner Charlie Munger einmal schilderte, betrachtete Warren Buffett als junger Erwachsener die 10 Dollar für einen Friseurbesuch ganz so, als ob sie ihn eigentlich 300.000 Dollar kosten würden. Der Grund dafür: Buffett wusste, dass eine Summe von 10 Dollar, die er zur damaligen Zeit sparte und stattdessen anlegte, über lange Zeit zu geradezu astronomischen Beträgen anwachsen würde.

Buffetts Schätzung war, dass aus den 10 Dollar zur damaligen Zeit ganze 300.000 Dollar bis zum Ende seines Lebens werden würden. (Die Geschichte über Warren Buffetts Friseurbesuche in jungen Jahren wird unter anderem in dem sehr lesenswerten Buch "Ground Rules" von Jeremy Miller erwähnt. Auf Deutsch ist das Buch unter dem Titel "Warren Buffetts fundamentale Investment-Geheimnisse: Die Essenz der Partnership Letters des erfolgreichsten Investors aller Zeiten" erschienen.) Buffett war zur damaligen Zeit weder reich noch bekannt. Aber er wusste, dass er Geld am Aktienmarkt anlegen und mit überdurchschnittlichen Renditen vermehren konnte.

Zwischen 1956 und heute mehrte Buffett sein eigenes Kapital und das seiner Investoren (erst in der Buffett Partnership und später mit Berkshire Hathaway) mit einer Wachstumsrate (CAGR) in der Größenordnung von 20 Prozent pro Jahr.

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Der folgende Chart zeigt, was aus einem Betrag von 10 Dollar in 1956, den sich der junge Buffett sparte und stattdessen anlegte, bis heute geworden wäre. Wie sich herausstellt, war Buffetts Schätzung von 300.000 Dollar noch etwas zu wenig. Bis zum Jahr 2021 wären aus den 10 Dollar ganze 1,4 Millionen Dollar geworden. Dank sei dem Zinseszinseffekt, also dem exponentiellen Wachstum von angelegten Geldern und einer Wachstumsrate von 20 Prozent pro Jahr.

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Die folgende Grafik zeigt den gleichen Vermögenszuwachs, dieses Mal allerdings in einem halblogarithmischen Chart. Die Anstieg beträgt auch hier 20 Prozent pro Jahr.

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Anfang 2022 verfügte Buffett über ein Vermögen von rund 110 Milliarden Dollar (obwohl er zwischenzeitlich hohe Milliardenbeträge für gemeinnützige Zwecke gespendet hat und nach seinem Tod fast sein gesamtes Vermögen in Form von Berkshire-Aktien an Stiftungen wie die Gates-Foundation fließen wird).

Mehr noch als seine Methoden zur Aktienauswahl ist der beispiellose Erfolg von Warren Buffett auf die Magie des Zinseszinseffekts zurückzuführen. Buffett verstand bereits in jungen Jahren intuitiv, dass auch aus kleinen Beträgen sehr große Vermögen werden können, wenn man die Erträge nicht verbraucht, sondern reinvestiert, um damit zusätzliche Erträge zu generieren.

Ganz unabhängig von der konkreten Strategie eines Anlegers oder Traders kann ein Verständnis des Zinseszinseffekts den langfristigen Erfolg deutlich steigern. Jeder Euro, der heute nicht für den Konsum verwendet wird, sondern erfolgreich reinvestiert wird, steigert die Erträge und kann morgen mehrfach ausgegeben werden. Das ist die Magie des Zinseszinseffekts.


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1 Kommentar

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  • mkgeld
    mkgeld

    ok derzeit zahle ich 10 Euro beim Friseur. Wenn ich jetzt die nächsten 20 Jahre keine Haare mehr schneide bin ich Millionär. Aber es stimmt und es ist möglich

    13:52 Uhr, 28.01.2022