Timing und Geduld – Teil 3: Das Intraday-Trading machts vor!
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Über Timing und Geduld konnten Sie an dieser Stelle in den vergangenen Tagen meinerseits viel lesen und ich möchte diesen Aspekt mit einem weiteren Beispiel langsam zum Ende bringen. Zunächst noch einmal ein kurzer Überblick, über die bisher geschriebenen Artikel, damit Sie sich orientieren können und im Auge behalten, worum es im Groß geht:
Ausgangspunkt ist heute mein aktives Daytrading. Dort bin ich als Scalper im 1 Minutenchart unterwegs. Mein Handel beginnt in der Regel um 09 Uhr und wie dieser in den ersten knapp 50 Minuten am Mittwoch letzter Woche verlief, zeigt Ihnen Abbildung 1.
Mitnichten möchte ich Ihnen hier die Trades als solches erklären, sondern vielmehr erneuten Bezug zum Thema Geduld nehmen. In den ersten knapp 50 Minuten des Tages spulte ich 5 kurzfristige Trades ab. Dabei beobachtete ich jede Minutenkerze und analysierte kontinuierlich den Markt. Man kann also sagen, ich habe gedanklich 50 Analysen erstellt, von denen 5 in einem Trade mündeten. Das sind gerade einmal 10 %, während 90 % meiner Analysen nicht unbedingt verkehrt waren, von mir aber aus diversen Gründen nicht für einen Trade genutzt wurden. Gemessen an der Zeit, die ich für die Trades gebraucht habe, ein schon recht aktiver Handel. Immerhin sind gerade einmal 47 Minuten seit Handelsstart vergangen. Natürlich hätten es auch mehr Trades werden können, aber letztlich passten mir in den anderen Situationen immer einige Dinge nicht. Ich konnte entweder das Muster nicht zufriedenstellend einordnen, oder ich hatte zwar eine Präferenz, aber Stopps oder Ziele wollten nicht passen, so dass ich auf einen Trade verzichtete. Einen Trade habe ich zudem verpasst, auch das passiert.
Kommen wir nun aber zum springenden Punkt und schlagen den Brückenschlag zur Geduld, die man als Trader mitbringen muss. Bereits an meinem Trading ist zu sehen, dass man selbst im Minutenchart eine gewisse Geduld mitbringen muss. Der Markt bewegt sich ständig, aber nicht immer passt es. Gut, gemessen in Minuten hält sich das Geduldsspiel in Grenzen. Immerhin wurden 5 Trades in recht kurzer Zeit abgespult. Aber warten musste ich trotzdem öfter, während ich quasi jede Minute gedanklich eine Analyse erstellte. Der Masse dieser folgte keine Aktion.
Treiben wir das Beispiel auf die Spitze und greifen hierfür auf die Selbstähnlichkeit der Märkte zurück. Dies bedeutet, dass die Strukturen im Minutenchart ähnlich zu denen im Stunden- oder Tageschart sind. Springen wir also gedanklich zum Tageschart und stellen uns vor, wir hätten hier keinen Minutenchart, sondern einen Tageschart vor uns. Ich würde dort als Scalptrader agieren und versuchen, Trades zu platzieren, die nur ein oder zwei Kerzen laufen. Hinter jeder Kerze steckt jetzt jedoch der Zeitraum von einem ganzen Tag. In 47 Tagen hätte ich wiederum 5 Trades abgespult, aber jeden Tag den Markt analysiert und ein Fazit gezogen. Ging es am Anfang noch recht munter zur Sache, folgte eine längere Durststrecke. Ich hätte tagelang auf ein für mich passendes Setup warten müssen. Aber wen interessiert es? Ich handel meine Strategie, meine Muster und dies bescherte mir relativ risikoarm einen Gesamtgewinn. Die Trefferquote lag bei 80 %, der Profitfaktor bei 3,57 und die durchschnittlichen Gewinne waren in etwa genauso groß wie die durchschnittlichen Verluste.
Schauen Sie sich vor diesem Hintergrund bitte einmal den Handel aktiver Intradaytrader an. Gucken Sie Heiko Behrendt oder Uwe Wagner über die Schulter. Oder nehmen Sie andere Ihnen bekannte erfolgreiche Trader in sehr kurzen Zeitebenen. Sie werden überall das gleiche Spiel finden. Gemessen an der Zeit in Minuten & Co. sind diese Trader sehr aktiv, aber trotzdem liegen zwischen vielen Trades oft viele Kerzen. Unterstellen wir zwischen den Zeitebenen eine Selbstähnlichkeit, dann können Sie sich vorstellen, wie geduldig selbst ein aktiver Trader im Tageschart sein muss. Da können zwischen einzelnen Trades in einem Markt Wochen, ja sogar Monate vergehen, bspw. dann wenn der Markt in einer Range notiert. Viele Intradaytrader meiden bspw. Geschäfte in der Mittagszeit. Über 2 Stunden oder mehr wird, obwohl sich der Markt ja bewegt, nicht bzw. nur ungern getradet. Die Volatilität passt nicht. Die Muster sind nicht klar genug. Die Fehlerquote von Mustern ist tendenziell größer und und und. Gute Gründe also, nicht zu handeln. Die gleichen Situationen haben wir auch im Tageschart. Nur bedeuten 120 Kerzen ohne Handel hier nicht 2 Stunden, sondern fast 6 Monate.Und bei diesem Vergleich sprechen wir noch von aktiven Tradern. Wie geduldig müssen dann erst Anleger sein, die auf große Ziele spekulieren?
In diesem Beitrag ging es abschließend noch einmal darum, Ihnen Geduld im Trading ans Herz zu legen. Natürlich bewegen sich die Kurse jeden Tag und natürlich können wir jeden Tag eine Analyse erstellen, aber nicht immer folgt dieser auch ein Trade. Das mag deprimierend sein, ist aber Alltag. Das Warten auf seine Muster, Setups & Co gehört nicht nur zum erfolgreichen Trader dazu, sondern hat auch einen großen Anteil am Erfolg selbst. In diesem Sinne
Viel Erfolg
Ihr Rene Berteit
Besten Dank für Ihre Artikel. Zu Ergänzen wäre vielleicht der Hinweis, dass ein Positionstrader trotzdem nicht allzulange warten muss, wenn er seinen Tradinghorizont erweitert. Bei nahezu unzähligen Werten und Märkten gibt es immer Gelegenheiten! Natürlich ist dies mit viel Arbeit verbunden.