Wissensartikel
16:38 Uhr, 08.10.2013

Pyramidisieren: Himmelstreppe zum Börsenerfolg

Trading-Ergebnisse lassen sich in trendstarken Marktphasen mit Disziplin und Konzentration verbessern: Das konsequente Setzen von Stop Loss-Marken bei gleichzeitigem Aufstocken der Aktieninvestments führt zu ansehnlichen Gewinnen.

Der Aufbau einer Position im Markt mit der Technik des Pyramidisierens gehört zur Grundausstattung vieler erfolgreicher Trader. Pyramidisieren bedeutet, dass die Positionsgröße von Trades, die im Gewinn liegen, vergrößert wird. Mit dieser Strategie können Sie das initiale Risiko minimieren und das Verhältnis zwischen maximaler Chance und maximalem Risiko, auch CRV genannt, deutlich und dauerhaft verbessern. Individuell modifizierbar und auf allen Zeitebenen anwendbar, eignet sich das System vor allem in trendstarken Marktphasen. Schwankungen im Kapitalverlauf sowie ein größerer Einfluss der persönlichen Trefferquote können sich jedoch auch negativ auf Ihr Handelsergebnis auswirken.

„The trend is your friend“ – Und diese Freundschaft ist bindend

Das Vorhandensein eines Trends ist die Grundvoraussetzung für das erfolgreiche Pyramidisieren und schließt somit den Bewegungs- und Ausbruchshandel aus. Trendstärke lässt sich meist in hochliquiden Werten wie etwa Indizes, dem Rentenmarkt (Bund-Future) oder Blue Chips beobachten. Nebenwerte taxieren oftmals sprunghaft volatil und eignen sich darum eher für andere Strategien.

Funktion des Systems

Die Funktion des Systems ist simpel und an Ihre persönlichen Vorlieben anpassbar. Läuft eine bereits eingegangene Position in die von Ihnen gewünschte Richtung, also in den Gewinn, wird sie aufgestockt. Der initiale Stopp-Loss wird dabei nachgezogen. Je länger ein Trend anhält, desto mehr Kontrakte handeln Sie – mit weiterhin beschränktem Risiko.

Sehen wir uns die Funktionsweise des Pyramidisierens an einem konkreten Beispiel an (Bild 1): Wir erwarten den trendartigen Anstieg einer Aktie und entscheiden uns, zum derzeitigen Kurs von 100 Euro zu kaufen. Anhand der Chartanalyse haben wir einen sinnvollen Stopp-Loss bei 90 Euro ermittelt – zehn Euro pro Aktie stellt somit unser initiales Risiko dar. Wir wollen weiterhin nicht mehr als ein Prozent unseres Depotwertes von 10 000 Euro riskieren, was zunächst zu einer handelbaren Stückzahl von zehn Aktien führt. Im Handelsverlauf steigt der Wert wie erwartet bis auf 110 Euro an und wir können den Stopp-Loss bis auf Einstand nachziehen. Es kommt zur ersten Pyramidisierung, indem wir weitere zehn Aktien nachkaufen. Wir gehen kein erweitertes Risiko ein, an nachfolgenden Kursgewinnen partizipieren wir jedoch nun um das Doppelte.

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Bild 1 stellt die Strategie des Pyramidisierens mit gleichbleibendem Risiko schematisch dar.

Formen des Pyramiden-Tradings

Formen des Pyramiden-Tradings können zum einen das reine Reinvestieren bereits gesicherter Buchgewinne in die Aufstockung der Kontrakte mit gleichzeitiger Stopp-Loss-Anhebung (Sicherheitsvariante) sein, zum anderen das Variieren des absoluten Risikos und somit das Verändern des Stopps je nach Einschätzung der (technischen) Marktlage. Dabei bleibt Ihr Risiko entweder gleich oder Sie erhöhen es maximal, wenn dies Ihr Money-Management zulässt (zum Beispiel ein bis zwei Prozent des Depotwertes). Hier besteht weiterhin die Gefahr der Verlustpyramidisierung, umgangssprachlich und zum Teil auch selbstbetrügerisch „den Einstand verbilligen“ genannt. In der Sicherheitsvariante erhöhen Sie die Anzahl der Kontrakte nur, wenn bereits bestehende Positionen im Gewinn oder auf Break-Even (Einstand inklusive Kosten wie zum Beispiel Spread oder Kommissionen) abgesichert sind.

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Wie in Bild 2 dargestellt, wird eine relativ hohe Stückzahl bei der Eröffnung des Trades eingegangen, sodass im weiteren Trendverlauf weniger Kontrakte aufgestockt werden. Diese Methode stellt die Risikovariante dar, da das initiale Risiko größer ist.

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Bild 3 zeigt die inverse Form der Pyramide. Der Trader eröffnet eine kleine Position und stockt im Trendverlauf entsprechend höhere oder gleiche Stückzahlen auf. Mit jedem Trade wird die gehaltene Stückzahl im Depot mehr. Dies ist die risikominimierte Variante, da das initiale Risiko kleiner ist.

Wann werden Gewinne realisiert?

Der Ausstieg erfolgt entweder durch Erreichen des eventuell bereits mehrfach nachgezogenen Stopp-Loss oder durch eine manuelle Gewinnmitnahme. Hier entsteht ein weiterer Vorteil, vor allem für Trading-Anfänger. Durch das Handeln mit mehr als nur einem Kontrakt können Gewinne teilrealisiert werden. Das heißt, eine Gewinnposition kann zum Beispiel zur Hälfte glattgestellt werden. Der Händler hat einen Teil seiner Gewinne verbucht und muss sich nicht mehr ärgern, umsonst Zeit und Nerven investiert zu haben. Zudem kann er auch weiterhin mit weniger innerem Erfolgsdruck auf eine Fortführung der Bewegung spekulieren.

Profit & Loss im Verlauf

Der Verlauf Ihrer Kapitalkurve, also des eingesetzten Kapitals, des aktuellen Ergebnisses und des maximal zu erwartenden Gewinns/Verlusts, kann beim Pyramiden-Trading deutlich stärker schwanken als bei anderen Strategien. Kommt es beispielsweise nach dem Aufstocken einer bereits im Buchgewinn liegenden Position zu einer Pullback-Bewegung zu Ihren Ungunsten, verlieren Sie je nach Stopp-Technik und Menge an aufgestockten Kontrakten deutlich mehr Kapital. Eventuell „pulverisieren“ Sie so den kompletten Buchgewinn.

Das liegt daran, dass Ihre Kurserwartung beim Pyramiden-Trading mehrfach zutreffen muss, um Gewinne zu generieren, da Sie bereits entstandene Buchgewinne erneut riskieren. Beim Traden ohne Pyramidisierung muss Ihre Annahme nur einmal richtig sein, damit Sie die Position mit Gewinn glattstellen können. Daher müssen Sie sich beim Pyramiden-Trading zu jeder Zeit des Risikos aller gehaltenen und zu eröffnenden Positionen im Worst-Case-Szenario bewusst sein.

Trefferquote

Im Gegensatz zum „normalen“ Trading realisieren Sie beim Pyramidisieren viele einzelne Trades. Das bedeutet, Ihre Trefferquote muss höheren Anforderungen genügen, um Trends profitabel zu handeln. Setups mit nur knapp über 50 Prozent Eintrittswahrscheinlichkeit werden bereits hart verdiente Buchgewinne eher vernichten, als Positionen innerhalb einer Trendphase aufzubauen.

Ein Beispiel

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In unserem Beispiel nutzen wir das Ende der Korrekturphase Anfang September 2012 zu einem ersten Long-Einstieg bei 7.016 Punkten im DAX. Der initiale Stopp-Loss liegt dabei unter dem jüngsten Bewegungstief. Die temporären Korrekturen nach den Hochs bei 7.249 Punkten und 7.410 Punkten nutzen wir zum Pyramidisieren und ziehen dabei den Stopp-Loss der gesamten Positionsgröße nach.

Fazit

Die Strategie des Pyramidisierens ermöglicht Ihnen die Professionalisierung Ihres Tradings, erfordert allerdings Konzentration und Disziplin. Daher sollten Sie sich Ihr persönliches Regelwerk formulieren, um vorab festzulegen, wann Sie das Handelsvolumen erhöhen möchten und mit welchem Risiko dies geschehen darf.

(geschrieben von Christian Stern)

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