Wissensartikel
09:30 Uhr, 06.11.2017

Optionsscheine zur Absicherung oder zur Spekulation

Auch wenn Optionen und Optionsscheine von Anlegern heute vielfach zur Spekulation verwendet werden, ist ihr ursprünglicher Zweck die Absicherung einer Position im jeweiligen Basiswert.

Erwähnte Instrumente

Ein Anleger, der beispielsweise 100 Daimler Aktien besitzt, könnte diese Position vorübergehend durch den Kauf einer passenden Anzahl an Put Optionsscheinen vor Kursverlusten absichern. Auch hier schauen wir wieder auf das Beispiel aus dem vorherigen Teil der Beitragsreihe. Zur Mittagszeit des 20. Oktober 2017 notierten die Daimler Aktien bei 69,20 EUR. Ein Put Optionsschein von HSBC Trinkaus mit einem Basispreis von 70 EUR, also leicht im Geld, mit einer Laufzeit bis zum 13. Dezember 2017 kostete zu diesem Zeitpunkt 0,24 EUR. Da das Bezugsverhältnis 0,1 beträgt, benötigt man für die Absicherung einer Aktie also 10 Optionsscheine. Bei einem Bestand aus 100 Daimler Aktien würde uns die Absicherung also insgesamt 240 EUR kosten.

Ein Anleger, der verschiedene deutsche Aktien in seinem Depot hält und nicht nur einen bestimmten Einzelwert absichern möchte, könnte versuchen, dieses Portfolio durch Put Optionsscheine auf den DAX abzusichern.

Stellen Sie sich vor, Ihr Depot aus deutschen Blue Chip Titeln hat einen Wert von 10.000 EUR. Sie trauen der aktuellen Rallye am Aktienmarkt nicht und befürchten einen baldigen Rücksetzer. Allerdings möchten Sie Ihre Positionen auch nicht auflösen, weil Sie sich potenzielle weitere Gewinne nicht entgehen lassen möchten.

Tipp: Kostenloses Webinar zum Thema am 13.12.2017, 18 bis 19 Uhr

Geht man auf Grund der Zusammensetzung des Depots von einer starken Korrelation zum DAX aus, könnten Sie, um Ihr Depot bis zur Mitte des nächsten Jahres abzusichern, den Kauf von Put Optionsscheinen auf den DAX erwägen. In Betracht käme beispielsweise ein Put Optionsschein von HSBC Trinkaus mit Laufzeit bis zum 13. Juni 2018 und einem Basispreis von 13400 Punkten (also nur sehr leicht aus dem Geld). Bei einem DAX Stand von 13430 Punkten am Nachmittag des 3. November 2017 notierte der Schein bei 5,89 EUR. Um herauszufinden, wie viele Optionsscheine benötigt werden, um das Depot zu schützen, dividiere ich zunächst den Depotwert (10.000 EUR) durch den aktuellen DAX Stand (13430 Punkte). Wenn ich das Ergebnis (0,745) nun durch das Bezugsverhältnis der Put Optionsscheine (0,01) dividiere, erhalte ich die Anzahl der benötigten Scheine, nämlich 74,5 also aufgerundet 75 Stück. Multipliziert mit dem Preis des Put Optionsscheins in Höhe von 5,89 EUR ergeben sich also Kosten in Höhe von 441,75 EUR um das Depot bis zum 13. Juni 2018 weitgehend vor Kursverlusten abzusichern.

Den Betrag, der für die Put-Optionsscheine gezahlt werden muss, kann man in solchen Fällen mit einer Versicherungsprämie vergleichen. Bleibt der "Versicherungsfall", also die Kursverluste aus, verfallen die Put Optionsscheine am Laufzeitende wertlos.

Alle hier angesprochenen Werte und Optionsscheine werde ich auf meinem Guidants Expertendesktop in die Watchlist aufnehmen. So wird das Ganze etwas anschaulicher.

Die Hebelwirkung von Optionsscheinen kann andererseits jedoch auch zu Spekulationszwecken genutzt werden. Dabei investiert der Anleger den vorgesehenen Betrag nicht in den Basiswert, sondern in Optionsscheinen auf diesen Basiswert. Potenziell kann er dann von der Kursbewegung einer viel größeren Stückzahl des Basiswertes profitieren, als wenn er diesen direkt gekauft hätte.

Jedoch können Sie die Hebelwirkung aber auch dazu nutzten, Ihren Kapitaleinsatz, mithin Ihr Risiko, zu verkleinern. Stellen Sie sich vor, Sie würden nur so viele Optionsscheine kaufen, wie es der Anzahl an Basiswertstücken entspricht, die Sie mit dem vorgesehenen Betrag kaufen könnten. Sie würden dann genau so an der Wertentwicklung des Basiswertes teilhaben, als wenn Sie den vollen Betrag direkt in den Basiswert investiert hätten, könnten den freien Restbetrag jedoch anderweitig investieren und hätten Ihr Verlustrisiko bei der Position deutlich begrenzt und mehr Kapital für weitere Investments zur Verfügung.

Durch die Realisierung von Short Engagements mithilfe von gekauften Put Optionen oder Put Optionsscheinen lässt sich das potenziell unbegrenzte Verlustrisiko, das beim Leerverkauf des Basiswerts, oder beim Leerverkauf von Futures bestehen würde, vermeiden.

Bei allen Anwendungsfällen von Optionsscheinen liegt ein wesentlicher Vorteil in der fehlenden Knock-Out-Schwelle. Es besteht also nicht die Gefahr, dass durch Erreichen einer solchen Barriere Ihr Trade beziehungsweise Ihre Absicherung vorzeitig beendet wird.

Im nächsten Teil der Betragsreihe schauen wir uns an, in welchen Anlageprodukten Optionskonstruktionen stecken und wie Anleger damit von Profistrategien profitieren können, ohne selbst an einer Terminbörse handeln zu müssen.

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2 Kommentare

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  • Bollermann
    Bollermann

    bevor ich weiterlese: zum ersten Abschnitt : 0,24 x 10 = 2,40 ; 2,40 x 100 Stk.= 240 Euro ! Absicherungskosten

    18:21 Uhr, 06.11. 2017
    1 Antwort anzeigen

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