Wissensartikel
11:00 Uhr, 24.12.2018

Ist die Börse ein Nullsummenspiel?

Was der eine gewinnt, muss ein anderer verlieren: So lautet ein populäres Vorurteil über die Börse. Aber die Wahrheit ist komplizierter. Wie Sie nachhaltig zu den Gewinnern am Aktienmarkt gehören, erklärt dieser Artikel.

Viele Menschen halten die Börse für ein gigantisches Spielcasino, an dem für die Gesamtzahl der Anleger nachhaltig keine Gewinne möglich sind. Was der eine gewinnt, muss ein anderer verlieren: So die durchaus nachvollziehbare Logik hinter dem Vorurteil. Doch die Wahrheit sieht anders aus, zumindest am Aktienmarkt.

Der Grund, warum zumindest der Aktienmarkt kein Nullsummenspiel ist, ist einfach: Aktien gewinnen mit der Zeit an Wert. Empirisch ist belegt, dass die Aktienmärkte insgesamt auf lange Sicht eine Rendite von rund sieben Prozent pro Jahr abwerfen. Dieser Wertzuwachs bei Aktien, der sich aus Kursgewinnen und Dividenden zusammensetzt, basiert ganz einfach darauf, dass Aktien Anteile an Unternehmen sind und diese Unternehmen in der Regel einen Gewinn erwirtschaften.

Unternehmensgewinne führen dazu, dass der Aktienmarkt kein Nullsummenspiel ist

Die Gewinne der Unternehmen werden entweder an die Anleger ausbezahlt (Dividenden) und/oder in das Unternehmen reinvestiert und machen das Unternehmen mit der Zeit wertvoller, so dass auch die Aktienkurse zulegen (Kursgewinne). Aktien sind in diesem Sinne produktive Vermögenswerte. Der langfristige Wertzuwachs bei Aktien gilt allerdings immer nur für den Gesamtmarkt und nicht für einzelne Aktien. Aktien einzelner Unternehmen können durchaus auch wertlos werden.

Der langfristige Wertzuwachs von Aktien führt dazu, dass Investitionen in Aktien für Anleger auf lange Sicht kein Nullsummenspiel sind. Es lässt sich sogar mathematisch ganz einfach beweisen (das soll an dieser Stelle aber unterbleiben), dass der folgende Satz wahr ist:

Die Gesamtheit der Anleger erzielt immer die Gesamtmarktrendite.

Diese Gesamtmarktrendite, also der Wertzuwachs von Aktien, beträgt langfristig ungefähr fünf bis acht Prozent pro Jahr, inklusive Dividenden und inflationsbereinigt. Entwickeln sich die Aktienmärkte in der Zukunft so ähnlich wie sie das in der Vergangenheit getan haben, kann also die Gesamtheit der Anleger mit einer realen Rendite in dieser Größenordnung pro Jahr rechnen.

Aus der Tatsache, dass die Anleger insgesamt immer die Rendite des Gesamtmarktes erzielen werden, lässt sich aber noch eine weitere Erkenntnis folgern: Gelingt es einigen Anlegern, eine Überrendite (engl. Outperformance) gegenüber dem Gesamtmarkt zu erzielen, so folgt daraus mit mathematischer Sicherheit, dass es andere Anleger geben muss, die nur eine unterdurchschnittliche Rendite erzielen. In der Realität gehören sogar die allermeisten Anleger zu den Unterperformern. Ein wichtiger Grund dafür sind die Transaktionskosten (siehe unten).

Festhalten lässt sich also: Der Aktienmarkt ist kein Nullsummenspiel, was die langfristigen Renditen der Anleger betrifft. Er ist aber sehr wohl ein Nullsummenspiel, was die Überrenditen betrifft!

Mehrwert für Anleger entsteht nicht durch den Handel

Daraus folgt eine weitere Erkenntnis: Der kurzfristige Handel mit Aktien hat für die Gesamtzahl der Anleger keinen Mehrwert. Was die einen Anleger zusätzlich zur Gesamtmarktrendite verdienen, weil sie zum Beispiel besonders günstige Ein- und Ausstiegszeitpunkte finden, verlieren zwangsläufig andere Anleger, weil sie zu eher ungünstigen Zeitpunkten Transaktionen tätigen. Gleichzeitig führen kurzfristige Käufe und Verkäufe allerdings bei allen Anlegern zu Transaktionskosten. Der kurzfristige Handel hat für die Gesamtheit der Anleger deshalb eine stark negative Renditeerwartung. Der Spruch "Hin und her macht Taschen leer" stimmt also zumindest für die Gesamtzahl der Anleger mit mathematischer Präzision. Banken und Broker versuchen natürlich trotzdem, die Anleger zu einem ständigen Handel mit Wertpapieren zu animieren, denn Banken und Broker leben letztlich von den Kosten, die diese Transaktionen verursachen.

Mehrwert entsteht für Anleger (jedenfalls in ihrer Gesamtheit) nicht durch den Handel von Aktien, sondern dadurch, dass Aktien langfristig gehalten werden und die Anleger damit an der Marktrendite partizipieren. Das heißt allerdings nicht zwangsläufig, dass sich kurzfristiger Handel für alle Anleger nicht lohnt. Nur: Was die einen durch kurzfristige Anlageentscheidungen zusätzlich verdienen, müssen andere verlieren!


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2 Kommentare

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  • Marco Soda
    Marco Soda

    Unter dieser Überschrift hatte ich einen GANz anderen Bericht / Artikel erwartet. Die Börse ist insofern kein Nullsummenspiel weil :

    100 Aktien gibt es zu 10€ ergo Börsenwert 1000€, nun wird eine Aktie gehandelt zu 11€ ergo Börsenwert 1100€, also mit einem Euro einen Wert / Vermögen von 99 geschaffen .

    11:25 Uhr, 27.12.2018
  • While E. Coyote
    While E. Coyote

    ich missbrauche mal den Artikel Kasnapoff meld dich mal kurz.

    Ansonsten muss man halt zwischen Trader und Anleger unterscheiden da sie unterschiedliche Zielsetzungen haben

    14:02 Uhr, 04.07.2018

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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