Wissensartikel
09:16 Uhr, 14.05.2014

Die Vorteile der Charttechnischen Analyse

Die Technische Analyse ist eine seit langem anerkannte Herangehensweise an die Analyse von Aktien. Wie Sie die Technische Analyse als Werkzeugkasten voller wichtiger Hilfsmittel bei Ihren Tradingentscheidungen heranziehen, zeigt der nachstehende Beitrag.

Leitindizes weltweit stehen an oder knapp über ihren Allzeithochs. Die Unsicherheit bei vielen Anlegern nimmt zu. Nicht nur Sie fragen sich, wie man sein Investmentschiff am besten durch die Unwägbarkeiten der Finanzmärkte manövrieren kann. Keine leichte Frage – ohne Zweifel! Die erste Antwort lautet: Übernehmen Sie selbst Verantwortung für sich und Ihre Finanzen! Die zweite bezieht sich auf das „Wie?“ – und genau hier kommt die Technische Analyse und speziell die Charttechnik Ihnen zu Hilfe.

Die Ursprünge der Technischen Analyse

Doch beginnen wir zur Einführung in das Thema zunächst mit einer kurz gefassten Ausführung über den historischen Ursprung. Seit einigen hundert Jahren existiert die Technische Analyse bereits. Seither hilft sie den Investoren und insbesondere den Tradern dabei, die Gewinnwahrscheinlichkeit zu erhöhen. Den Anfang machte dabei das Land der aufgehenden Sonne – nämlich Japan. Ab dem 18. Jahrhundert gewann der Reishandel im Zuge der Zentralisierung der dortigen Börsen an Bedeutung. Neben dem physischen Handel am primären Markt entstand zu jener Zeit auch der Sekundärmarkt, auf dem zur damaligen Zeit schon Future-Kontrakte gehandelt wurden. Um in der Folge die durch die zunehmende Liquidität entstehenden Preisbewegungen besser erfassen zu können und darüber hinaus noch Prognosen zur zukünftigen Tendenz abzuleiten, begann man die Bewegungen der Vergangenheit dafür zu nutzen, um zukünftige Preisbewegungen zu ermitteln. Die Technische Analyse fand somit ihren Einzug in die Händlerräume und zugleich wuchs die Erkenntnis, dass die Psychologie des Marktes – von Menschen für Menschen – ein wesentlicher Punkt für den Anlageerfolg ist. Denn Emotionen der Marktteilnehmer wie Euphorie und Gier beziehungsweise Panik und Angst finden sich seither wie bei einem Seismographen im Verlauf der Charts wieder und wiederholen sich – das ist die entscheidende Erkenntnis – seit hunderten von Jahren. Es ändert sich somit nicht das Grundprinzip der Märkte, sondern es sind vielmehr die stetig neuen Generationen, die eben jene Marktsituationen erst kennen lernen müssen. Doch gehen wir ins Detail.

Die drei Grundziele der Technischen Analyse

Lassen Sie uns hier einen Zeitsprung machen und mit dem Vater der Technischen Analyse des Westens, Charles Dow (1851 – 1902), weitermachen. Er war Journalist und gab wohl den ersten Börsenbrief seiner Zeit heraus, aus dem im Jahr 1889 das mittlerweile weltweit bekannte Wall Street Journal wurde. Neben der Einführung eines Index auf Aktien, welcher heute als Leitindex der USA in Form des Dow Jones bekannt ist, schrieb er zahlreiche Artikel im Wall Street Journal über seine Sicht der Dinge an den Märkten. Nach seinem Tod wurde aus den Elementen dieser Artikel die bis heute gültige Dow-Theorie begründet. Im Kontext dieser Theorie lassen sich nunmehr die drei Grundziele der Technischen Analyse ableiten:

  1. Erkennen gegenwärtiger Trends
  2. Früherkennung von Trendpausen bzw. -veränderungen
  3. Prognose zukünftiger Trends

Wie Sie unschwer feststellen, steht der Trend hierbei im Mittelpunkt der Betrachtung und genau dieser Trend ist es auch, welcher Ihnen dank der Anwendung der Technischen Analyse bzw. eben der Charttechnik den ersten entscheidenden Vorteil liefern kann. Denn wenn Sie wissen, wie es um den Trend steht, ist die Wahrscheinlichkeit um ein Vielfaches höher, mit dem Trend zu gehen als sich eben gegen ihn zu stellen.

Hierbei kommt ein einfaches Gesetz der Physik zur Geltung: Eine Masse, die einmal in Bewegung ist, neigt eher dazu, diese Bewegung fortzusetzen, als sie umzukehren. Als gutes Beispiel aus dem „realen Leben“ zu dieser These können Sie sich eine schwere Diesellok vorstellen, die in voller Fahrt wohl kaum abrupt ihre Richtung ändern wird, geschweige denn kann.

Auf die Märkte bezogen, bedeutet dies plakativ: Wenn einmal eine Bewegung begonnen hat, ist die Wahrscheinlichkeit zur Fortsetzung um ein Vielfaches höher als die Wahrscheinlichkeit einer Umkehr. Die Technische Analyse gibt Ihnen zahlreiche Hilfsmittel zur Trenddefinition an die Hand. Exemplarisch seien hierbei die klassische Charttechnik (Trendlinien, Widerstände, Unterstützungen etc.) oder auch die Dow-Theorie sowie die Markttechnik (höhere Hochs und höhere Tiefs) genannt. Natürlich liefert der Baukasten der Technischen Analyse zahlreiche weitere Möglichkeiten, doch sind es sicherlich nicht die überladenen Charts, die den Anlageerfolg sicherstellen. Denn auch hier gilt bekanntermaßen: Weniger ist mehr. Und umso erstaunlicher ist die Tatsache, dass die Charts der Profis häufig nicht mit Dutzenden von Indikatoren hervorstechen, denn letztlich ist ein jeder Indikator nur eine Preiskrücke – der Ursprung zur Berechnung ist schließlich der Preisverlauf selbst. Genau diesem Verlauf gilt es die höchste Aufmerksamkeit zu schenken. Ohne Zweifel: Das Lesen und Verstehen der Charts braucht Übung – vergleichbar mit dem Einstieg in ein völlig neues Wissensgebiet oder einer sportlichen Herausforderung. Doch der Aufwand lohnt und kann Ihnen bei der richtigen Anwendung eben nur Vorteile liefern. Einige dieser Vorteile, neben der Möglichkeit zur bereits genannten Trenddefinition, seien nunmehr exemplarisch aufgeführt:

  • Charts beinhalten im Hier und Jetzt – dem aktuellen Preis eben – alle verfügbaren Informationen zur gegenwärtigen Preisfeststellung
  • Charts zeigen in absoluter Klarheit die Kurshistorie mit allen Höhen und Tiefen auf – erinnern Sie sich an das Beispiel des Seismographen.
  • Charts vermitteln dem Trader ein Gefühl für die aktuelle Situation des Marktes oder auch speziell die Markt-Unsicherheiten bei z. B. ansteigender Volatilität.
  • Charts liefern markante Marken für das Geldmanagement: Wo kann ich meinen Stopp setzen bzw. wo könnte der Trend kippen?
  • Charts reflektieren das Marktverhalten wie kein anderes Werkzeug. Dieses Verhalten unterliegt ohne Zweifel nun einmal Wiederholungsmustern, die man nach einer Zeit des „Erlernens“ profitabel nutzen kann.

Ich hoffe Ihnen einen aufschlussreichen Einblick in die Welt der Technischen Analyse gegeben zu haben. Das wichtigste Anliegen dieses Artikels ist: Ihnen die Erkenntnis zu vermitteln, dass die Technische Analyse und speziell die Charttechnik Ihnen bei Ihren Anlageentscheidungen ein entscheidendes Stück weiterhilft.

Ihr

Christian Kämmerer

Charttechnischer Analyst bei GodmodeTrader.de

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Über den Experten

Christian Kämmerer
Christian Kämmerer
Freier Finanzanalyst

Christian Kämmerer weckte sein Interesse für Börsen- und Finanzmärkten zum Ende der 90ziger Jahre. Um seine Leidenschaft für den Devisenhandel mit fundierten theoretischen Kenntnissen zu untermauern, qualifizierte sich der Betriebswirt in Finanzwirtschaft 2009 zum international anerkannten Certified Financial Technician II (CFTe). Von Januar 2011 bis August 2015 wirkte er sehr aktiv auf stock3.com . Dabei brachte er den Anlegern in Webinaren und Seminaren den Forex-Markt und die Technische Analyse mit all ihren Facetten näher. Seit Juni 2013 war Christian Kämmerer als Head of Research & Analysis bei JFD Brokers tätig. Mit Beginn des Jahres 2016 erweiterte sich hierbei sein Tätigkeitsfeld bei JFD Brokers im Sinne seiner neuen Funktion als Head of German Speaking Markets, welche er bis zu Beginn des Jahres 2024 im Schwerpunkt ausübte. Seit Februar 2024 ist er als freier Finanzanalyst aktiv.

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