Wissensartikel
11:00 Uhr, 01.05.2018

Die perfekte Formel für den Börsenerfolg?

Schon vorher wissen, wie viel man mit einem Aktieninvestment verdienen wird: Die in diesem Artikel vorgestellte Formel macht es möglich.

Wer Aktien kauft, wird dadurch zum Miteigentümer eines Unternehmens und profitiert von künftigen Gewinnausschüttungen, den Dividenden. Kauft man Aktien nicht in erster Linie als Spekulationsobjekt, sondern für die langfristige Geldanlage, dann sind die Dividendenzahlungen, die man als Anleger erhält, auf Dauer sogar die wichtigste Ertragskomponente eines Aktieninvestments. Je länger man Aktien hält, desto wichtiger werden Dividendenzahlungen im Verhältnis zu Kursgewinnen.

Für langfristig orientierte Geldanleger macht die Dividende in der Regel mehr als zwei Drittel des Aktienertrags aus. Da liegt es nahe, den heutigen Wert einer Aktie einfach als die Summe aller künftigen Dividendenzahlungen zu betrachten, die man als Anleger erhalten wird. Diese Sichtweise mag ungewohnt sein, sie trifft aber eigentlich den Kern der Sache: Denn kauft man eine Aktie, erwirbt man im Prinzip nichts anderes als das Recht auf einen künftigen Zahlungsstrom, der aus den Dividenden besteht.

Ein Aktionär sollte nach dieser Betrachtung also maximal so viel für eine Aktie bezahlen, wie er in Zukunft an Dividendenerträgen erhalten wird. Je weiter der aktuelle Kurs unter dem Wert des in Zukunft auftretenden Zahlungsstroms liegt, desto größer ist der potenzielle Gewinn des Aktieninvestments!

Dabei müssen Erträge, die erst in Zukunft auftreten, allerdings abgezinst werden. Denn der Aktionär könnte das Geld ja in der Zwischenzeit auch z.B. festverzinslich anlegen oder es anderweitig nutzen.

Um auszurechnen, was ein Strom aus künftigen Zahlungen heute wert ist, kann man eine sehr einfache Formel verwenden, wenn man annimmt, dass die künftigen Zahlungen nicht schwanken werden, sondern konstant bleiben. Es handelt sich um die sogenannte Formel für die ewige Rente. Der heutige Wert W eines künftigen Zahlungsstroms ist dabei nichts anderes als die jährlich auftretende Dividende D geteilt durch den zur Abzinsung verwendeten Zinssatz i. Der Zinssatz i wird dabei nicht als Prozentzahl, sondern als absolute Zahl angegeben. Um diese Zahl zu erhalten, muss der Zins in Prozent durch 100 dividiert werden. Ein Zins von 5 % entspricht z.B. 0,05.

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Sinnvollerweise lässt sich die Formel nur dann anwenden, wenn die Dividendenzahlungen nicht stark schwanken, sondern möglichst konstant bleiben. Aber auch bei steigenden Dividenden lässt sich die Formel anwenden. Man kann die Formel zwar so abwandeln, dass man auch mit konstant steigenden oder sinkenden Dividenden gerechnet werden kann, doch hängt dann der Wert des künftigen Zahlungsstroms sehr stark von dieser Wachstumsrate ab - und die lässt sich sehr viel schlechter schätzen als das wahrscheinliche Niveau der Dividendenzahlungen.

Entscheidend ist allerdings, dass die künftigen Dividendenzahlungen sehr konservativ geschätzt werden. Nur die Aktien, die auch bei dieser sehr konservativen Betrachtung "billig" aussehen, eigenen sich für ein Investment. Denn hier liegt eine möglichst große Sicherheitsmarge zum Wert des künftigen Zahlungsstroms vor.

Kommen wir zur entscheidenden Frage: Wie schätzt man die künftigen Dividenden? Da sich die in diesem Artikel vorgestellte Methode nur sinnvoll anwenden lässt, wenn die Dividende nicht stark schwankt, sollte man die Auswahl auf Aktien einschränken, die in den vergangenen Jahren eine mindestens konstante Dividende ausgeschüttet haben. Steigen darf die Dividende allerdings auch: Dieses Dividendenwachstum ist dann eine Ertragskomponente, die wir bei unserer Schätzung zwar nicht berücksichtigen, weil wir konservativ schätzen wollen, die uns aber trotzdem zu Gute kommt. Denn im Zweifel sind Aktien mit steigenden Dividenden natürlich besser als solche mit konstant bleibenden oder sinkenden Ausschüttungen.

Wie lässt sich die vorgestellte Methode nun praktisch anwenden? Mit dem Screener auf der Investment- und Analyseplattform Guidants durchsuchen wir alle Aktien aus DAX, TecDAX, MDAX und SDAX nach denjenigen Aktien, bei denen die Dividende seit mindestens 10 Jahren nicht gesenkt wurde. Unter Indizes wählen wir dazu zunächst "HDAX" (enthält alle Aktien aus DAX, TecDAX und MDAX) sowie SDAX aus. Unter "Kennzahlen und Filter" suchen wir die Kennzahl "Dividende nicht gesenkt seit" und filtern diese Kennzahl nach Werten größer zehn. Anschließend sortieren wird absteigend nach der aktuellen Dividendenrendite, um dividendenstarke Titel zuerst anzusehen.

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Die Dividendenentwicklung kann man sich in Guidants mit dem "Fundamentalcharts"-Widget anzeigen lassen. Man kann dieses Widget auch mit dem Screener verknüpfen (indem man in beiden Widgets unten links das gleiche farbige Quadrat auswählt), dann erhält man beim Klick auf einen im Screener angezeigten Wert automatisch den entsprechenden Fundamentalchart.

Bei der Münchener Rück, dem ersten Wert unserer Ergebnisliste, sieht die Dividendenentwicklung der vergangenen Jahre folgendermaßen aus:

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Wir wollen die Dividende sehr konservativ schätzen und nehmen deshalb eine langfristige Dividende von "nur" 5,50 Euro je Aktie an - obwohl im vergangenen Jahr 8,25 Euro ausgeschüttet wurden und die Analysten mit einem weiteren Anstieg rechnen.

Um aus der dauerhaften Dividende von 5,50 Euro den Wert der Aktien zu bestimmen, muss nun gemäß der oben angegebenen Formel einfach durch den Zins geteilt werden. Welchen Zins nimmt man am Besten? Da der Anleger letztlich die Wahl hat, das Geld festverzinslich anzulegen oder es in Aktien zu stecken, wählen wir einfach die doppelte Rendite der langfristigen Bundesanleihe mit einer Laufzeit von 30 Jahren. Das ergibt einen "langfristigen" Zins von 2,38 Prozent (= 0,0238).

Eigentlich müsste man noch einen Risikoaufschlag berücksichtigen, da eine Aktienanlage natürlich riskanter ist als eine festverzinsliche Aktienanlage. Diesen Risikoaufschlag haben wir aber bereits dadurch implizit berücksichtigt, dass wir die künftigen Dividenden sehr konservativ schätzen. Bei der Münchener Rück liegt unsere Schätzung der dauerhaften Dividende rund 33 Prozent unter der Höhe der zuletzt gezahlten Dividende - und das obwohl die Analysten für die kommenden Jahre mit einem weiteren Anstieg rechnen!

Dividiert man nun 5,50 Euro durch 0,0238 (dies entspricht 2,38 Prozent), ergibt sich ein heutiger Wert der künftigen Dividendenzahlungen von ungefähr 231 Euro. Da die Aktien der Münchener Rück aktuell nur 174,30 Euro kosten, wären die Aktien also nach dieser Methode attraktiv bewertet.

Die folgende Excel-Tabelle zeigt einige Aktien aus DAX, TecDAX, MDAX und SDAX, die ihre Dividende seit mehr als 10 Jahren nicht gesenkt haben, mit einer konservativen Schätzung des Werts künftiger Dividenden:

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Im Verhältnis zu dem zu erwartenden künftigen Zahlungsstrom wären demnach aktuell Münchener Rück, Hamborner REIT, Axel Springer und Deutsche EuroShop attraktiv bewertet (Stand: 24.01.2017).

Die vorgestellte Methode zur Aktienbewertung lässt sich nur sinnvoll anwenden, wenn die künftigen Dividendenzahlungen sehr konservativ geschätzt werden und die Auswahl auf Werte beschränkt wird, bei denen die künftigen Dividendenzahlungen gut geschätzt werden können. Außerdem sollte die Ausschüttungsquote möglichst hoch sein, da sonst die im Unternehmen einbehaltenen Gewinne eine größere Rolle spielen können als die Dividenden.

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