Wissensartikel
11:15 Uhr, 30.07.2014

Die 6 bekanntesten Investmentstrategien im Überblick

Anlagestrategien sind so vielfältig wie die Märkte und Werte, die Sie damit handeln können. Wir stellen die 6 bekanntesten und geläufigsten Investmentstrategien vor.

An der Börse gibt es kein einheitliches Rezept, um sichere Gewinne zu generieren und deshalb streben viele Investoren danach, durch immer neue Anlagestrategien ihre Performance zu verbessern.Dabei wird die Anlagestrategie des Einzelnen von mehreren Faktoren maßgeblich geprägt. Zum einen ist das die Risikoaffinität beziehungsweise –aversität, also der Grad zu dem eine Person Risiken und Unsicherheit wie starke Wertschwankungen in Kauf nimmt oder ablehnt. Zum anderen wählt der Anleger seine Strategie, je nachdem welche Wirtschafts- und Markttheorien er grundsätzlich vertritt. Hier werden Ihnen einige der Tendenzen aufgezeigt, die in verschiedenen Anlagestrategien und –typen wiederzuerkennen sind.

Growth-Strategie und Value-Strategie

Investoren, die ihr Portfolio nach dem Growth-Ansatz gestalten, wählen Unternehmen aus, die potentielle Kandidaten für ein überdurchschnittliches Wachstum sind. Dies sind oft Unternehmen, von denen aufgrund innovativer Ideen großer Erfolg in der Zukunft erwartet wird, die mit hohen Wachstumsraten einhergehen. Diese Erwartung oder Hoffnung fußt aber meist nicht auf hohen gegenwärtigen Gewinnen. Das äußert sich u.a. im hohen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von Growth-Unternehmen. Ein hohes KGV bedeutet, dass die Marktbewertung in Gestalt des Aktienkurses des Unternehmens relativ hoch ist, wenn man sie mit den erwirtschafteten Gewinnen des Unternehmens ins Verhältnis setzt (für die Definition des KGV siehe auch im Wissensfeld „Wann ist ein Unternehmen fair bewertet?“). Die Kurse der Unternehmen basieren also mehr auf Phantasie als auf realen Werten und die Aktien sind deswegen vergleichsweise hoch bewertet in Relation zu den . Zudem zahlen Growth-Unternehmen oft keine oder fast keine Dividende, da erwirtschaftete Gewinne in das Unternehmen reinvestiert werden. Denn oft können nur so die teuren Forschungs- und Entwicklungskosten gestemmt werden, die erforderlich sind um die innovativen Ideen umzusetzen und hohe Wachstumsraten zu ermöglichen. Wenn sich die Erwartungen jedoch bestätigen, profitiert man mit der Growth-Strategie von hohen Kursgewinnen. Unternehmen mit hohem Wachstumspotential findet man typischerweise in Märkten, die sich überdurchschnittlich schnell entwickeln, weil die Innovationsdynamik sehr hoch ist. Dies ist sowohl in Hochtechnologiemärkten wie der Computer-, Software- und Halbleiterindustrie, als auch in der Informationstechnologie und der Biotechnologie der Fall.

Andererseits gibt es Anleger die wertorientiert, also nach dem Value-Ansatz, investieren. Dabei wird nach etablierten Unternehmen gesucht die eine langfristig stabile Gewinnentwicklung aufweisen und durch eine nachhaltige, differenzierte Angebotspalette eine starke Marktstellung innehaben. Da der Wert solcher Unternehmen auf soliden realen Werten und weniger auf phantastischen Kurserwartungen basiert, ist das KGV entsprechend niedriger. Bei Value-Unternehmen können sich die Aktionäre auf eine höhere Dividendenrendite und beständigere Kursentwicklungen einstellen. Natürlich handelt es sich bei diesen Aussagen nur um Tendenzen, die keinesfalls als sicheres Gesetz behandelt werden sollten. Die Unterteilung in Value- und Growth-Unternehmen ergibt keine eindeutige Grenze, sondern hat einen fließenden Übergang.

Prozyklische und antizyklische Strategie

Wer sich der prozyklischen Anlagestrategie verschrieben hat, nimmt Unternehmen nur dann in sein Portfolio auf, wenn sie bereits einen signifikanten Kursanstieg vollzogen haben. Prozykliker vertreten also die Theorie, dass ein Unternehmen bei dem es in letzter Zeit gut lief, eine Neubewertung nach oben erfährt und auch weiterhin Kurspotential hat. Das Problem ist selbstverständlich, dass keiner weiß, wie lange ein Kursanstieg sich fortsetzen wird, auch wenn er bereits längere Zeit besteht.

Antizykliker investieren dagegen eher in Werte, die einem Kursverlust ausgesetzt sind. Dabei versuchen sie herauszufinden, welche dieser Unternehmen einen Wertverfall erlitten haben, der zu hoch ausgefallen ist. Sie investieren also in Unternehmen, die unterbewertet sind, weil sie auf einen Wert gefallen sind der ihrer Meinung nach nicht dem tatsächlichen Wert entspricht. Man kann es aber keinesfalls zur Gesetzmäßigkeit erklären, dass ein Kurs der bereits die Hälfte seines Wertes verloren hat, nicht mehr viel tiefer fallen kann.

Dividendenstrategie

Die Dividendenstrategie ist eine Strategie, die relativ einfach umzusetzen ist. Der Anleger sucht sich hier einfach die Titel heraus, die beständig, eine hohe Dividendenrendite einbringen und nimmt diese in sein Portfolio auf. Die Dividendenrendite ist die ausgeschüttete Dividende im Verhältnis zum Kurswert. Dadurch streicht man auch bei stagnierenden Kursen eine relativ konstante jährliche Rendite ein und ist nicht ausschließlich vom Kursverlauf der Aktie abhängig. Die 15 DAX-Werte mit der höchsten Dividendenrendite sind im DivDAX gelistet.

Investieren in den Index

Wissenschaftliche Untersuchungen kommen immer wieder zu dem Schluss, dass es langfristig fast keinem Fondsmanager gelingt ein Renditeplus gegenüber seinem Vergleichsindex (Benchmark) zu erwirtschaften. Deswegen macht es auch durchaus Sinn direkt in den Index, oder noch besser, in verschiedene Indizes zu investieren. Um aber die Struktur eines Aktienindex in seinem Depot nachzubilden, ist es nicht praktikabel, jede einzelne enthaltene Aktie zu kaufen. Die Gebühren hierfür wären viel zu hoch. Stattdessen kann man verschiedene Anlageprodukte kaufen, die dessen Entwicklung exakt nachbilden. Dazu eignen sich zum Beispiel Indexzertifikate oder - wegen ihrer einfachen Struktur für Einsteiger geeignet – ETFs, wie bereits im Wissensfeld „Was gibt es alles zu kaufen“ besprochen. Mit einer Investition in Indizes ist zudem eine breite Diversifikation gewährleistet, wodurch die individuellen Risiken der Unternehmen kaum noch ins Gewicht fallen. Zudem fallen für den Anleger weniger Gebühren an, da ETFs nicht aktiv sondern nur passiv gemanagt werden müssen.

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