Wissensartikel
20:47 Uhr, 17.04.2018

DAX mit "Death Cross" - Signal: Die Wahrheit über den Mythos "Todeskreuz"

Sobald eine Korrektur läuft, übertrumpfen sich Kommentatoren mit akrobatischen Empfehlungen. Darunter findet sich auch so manche Warnung auf Basis von Chartsignalen, die den Praxistest überhaupt nicht bestehen.

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  • DAX
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    Kursstand: 12.585,57 Pkt (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Insbesondere den DAX hat die Korrektur hart getroffen. Im Zentrum der Anlegersorgen war nicht zuletzt der Handelsstreit. Für Deutschland als Exportnation und den Dax als Exportindex hinterlässt das seine Spuren. Im Gegensatz zu den US-Indizes konnte sich der Dax auch nicht über seiner 200-Tage-Linie halten.

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Zu allem Überfluss kam es Mitte März auch noch zu einem Death Cross. Dabei fällt die 50-Tage-Linie unter die 200-Tage-Linie. Der Name spricht Bände. Wenn etwas schon so heißt, erwartet man eigentlich eine katastrophale Performance.

Tatsächlich performt der Dax auf Sicht von 6 und 12 Monaten nach einem solchen Signal ganz gut (Grafik 1). Nach dem Death Cross im Jahr 2014 stand der Dax 6 Monate später 40 % höher. So eindeutig ist die Sache nicht immer. Im Prinzip ist es ein Münzwurf, ob der Markt nach dem Signal zulegt oder verliert.

Trotzdem kennt das Death Cross fast jeder. Entsteht es, ist es auf vielen Börsenseiten zu lesen und Warnungen türmen sich meterhoch auf. Persönlich kann ich dazu nur sagen: alles Unsinn.

Ein Death Cross bedeutet für den Markt gar nichts.

Dass es das Signal zu solcher Berühmtheit geschafft hat, liegt nicht zuletzt an der Performance nach 2000 und 2008. Wer damals auf das Signal geachtet hat, konnte das Schlimmste vermeiden. Über lange Zeithorizonte ist ein Verkauf bei einem Death Cross jedoch unsinnig.

Dem Death Cross steht das Golden Cross gegenüber (50-Tage-Linie steigt über 200-Tage-Linie). Verkauft man bei einem Death Cross und kauft bei Entstehen eines Golden Cross, schlägt man den Markt auch nicht unbedingt.

Wendet man das einfache Kauf- und Verkaufssignal auf US-Indizes seit dem Jahr 1900 an (Grafik 2), hat die Strategie so gut wie keine Outperformance geliefert. Die Outperformance gegenüber einer Buy and Hold Strategie beträgt 0,2 % pro Jahr. Diese Outperformance kann sich jederzeit wieder abbauen wie etwa in den 90er Jahren. Die Strategie führte vor dem Bärenmarkt 2001/02 sogar zu einer Underperformance.

Die Outperformance der letzten Jahre lässt sich auf die Vermeidung der Bärenmärkte zurückführen. Das ist immerhin etwas, klingt aber besser, als es ist. Bei der Strategie sind Anleger ein Drittel der Zeit nicht investiert. In dieser Zeit entgehen ihnen Dividenden. Berücksichtigt man Dividenden, ist die Strategie ein Garant dafür, dass man über längere Zeit den Markt underperformt.

Der Medienrummel um das Death Cross ist erst einmal vorbei. Kommt es in den USA noch dazu, wird das alles wieder aufgewärmt. Anleger sollten sich jedoch in Erinnerung rufen, dass ein Death Cross schlichtweg kein gutes Signal ist. Passend dazu scheint sich der Markt, auch der Dax, nun erst einmal wieder zu fangen und Aufwärtspotential zu realisieren. Wer auf das Death Cross gehört hätte, hätte schön Verluste realisiert und verpasst die jetzige Erholung.

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4 Kommentare

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  • Jimi
    Jimi

    Es wird Zeit die Leute hinsichtlich der gerbräuchlichen Bauernregeln aufzuklären, egal ob EMA Schnitte, Kerzenkonstellationen, oder Wolken Hokus Pokus...Einer statistischen Überprüfung halten diese Regeln in keiner Weise Stand, sonst wäre ich als HS Entwickler schon sehr lange Millionär...Danke dass Sie das Thema angestossen haben. .....Soll nicht heissen dass man mit komplexer Methodik für bestimmte Underlyings, in bestimmten Zeitebenen nicht doch Geld verdienen kann, aber aus der Tatsache dass ein bestimmtes Ereignis welches in der der letzten Zeit zweimal zum Erfog geführt hätte dessen Allgemeingßltigkeit abzuleiten ist entweder Dummheit oder Manipulation.....

    09:02 Uhr, 22.04. 2018
  • RakuntenFan
    RakuntenFan

    Aha, das ist wirklich spannend ;-). Was ist mit anderen Signalen? Sind die auch unsinnig, wenn man die Bereiche ausblendet, in denen sich die Auswirkungen zeigen? ;-)

    Ihre Rationalität finde ich äußerst ausgezeichnet ;-). Geradezu bemerkenswert ;-) (ohne schleimen zu wollen).

    Allerdings wäre es hilfreicher gewesen über mögliche Auswirkungen informiert zu werden (Umfang und Zeithorizont).

    04:21 Uhr, 19.04. 2018
  • wolp
    wolp

    Sehr interessant. Danke. Ihre Rationalität finde ich ausgezeichnet.

    22:34 Uhr, 17.04. 2018

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Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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