Wissensartikel
16:00 Uhr, 16.09.2016

Bullish Engulfing Pattern (2) - Filter müssen´s richten!

Keep it simple stupid funktioniert bei einem Bullish Engulfing nicht so ohne weiteres. Was können Bestätigungen oder Trendfilter in Kombination mit diesem klassischen Kerzenmuster noch aus diesem herausholen?

Erwähnte Instrumente

  • DAX
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    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

Aus der aktuellen Situation im DAX Future heraus sind wir im ersten Artikel dieser kleinen Serie auf das Bullish Engulfing Pattern gestoßen. Als potentielles bullisches Umkehrmuster konnte dieses in einem ersten rudimentären Test im DAX Future nicht überzeugen (Bullish Engulfing Pattern – Das Muster…). Aber so schnell geben wir nicht auf und somit lade ich Sie herzlich ein, sich dieses Muster aus weiteren Perspektiven heraus anzuschauen.

Die Aktienseite

Bevor wir uns neuen Ansichten zuwenden, lag mir am Herzen, die gesammelten Erkenntnisse des ersten Tests noch einmal in einem breiteren Spektrum als nur im DAX Future zu untersuchen. Deshalb wurden die gleichen Analyseschritte des ersten Artikels auf die 30 DAX-Aktien übertragen. Hierzu zunächst die gesammelten Statistiken vor Kosten:

Abb.1: Engulfing mit Exit am Folgetag

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Chart wurde mit Tradesignal erstellt

Abb.2: Variabler Ausstieg in Tagen nach dem Muster (von 1 – 200 Tagen)

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Chart wurde mit Tradesignal erstellt

Abb.3. Best Of

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Chart wurde mit Tradesignal erstellt

Fasse ich diesen Testlauf zusammen, muss einerseits festgehalten werden, dass das Muster in Aktien direkt ein wenig besser funktioniert, andererseits aber in Summe auch nicht 100 %ig überzeugen kann. Dies wird spätestens beim Blick auf die teils immer noch stark schwankenden Performancekurven deutlich. Zudem dürften die Kosten weiter belasten. Immerhin werden je nach Einstellung eine Menge Trades abgespult. Je länger der gewählte Anlagehorizont wird, desto besser wird tendenziell das Ergebnis. Dies kommt dann auch den Kosten zugute, da auch in diesem Test in jeder Aktie immer nur das jeweils erste Engulfing Pattern gehandelt wurde. In der Best-Of-Einstellung bei einem Ausstieg nach 157 Tagen bleiben von einst über 6.000 Trades nur noch 700 übrig.

Das geht hoffentlich noch besser

Bis dato haben wir uns das Bullish Engulfing Pattern von einer sehr vereinfachten Perspektive angeschaut, die sogar der klassischen Interpretation entgegensteht. Schließlich heißt es schon in der Definition des Bullish Engulfings, dass dieses nach einem Abwärtstrend entstehen sollte. Auch liest und hört man immer wieder, dass das Pattern selbst am Folgetag möglichst bestätigt werden sollte. Genug Möglichkeiten für weitere Tests gibt es also.

Bestätigung am Folgetag

Beginnen wir die Erweiterung des Patterns mit der Bestätigung am Folgetag, während auf einen Trendfilter zunächst weiter verzichtet wird. Sofern sich ein Bullish Engulfing ausbildet, wird erst dann gekauft, wenn es direkt am Folgetag (und nur an diesem) zu einem höheren Tagesschluss als am Vortag kommt. Der Markt muss also direkt und dynamisch mit Gewinnen auf das Bullisch Engulfing Pattern reagieren (siehe Chart).

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Chart wurde mit Tradesignal erstellt

In der Theorie ein schlüssiges Konzept, aber auch dieser Ansatz kann bei einem Exit am Folgetag im DAX Future nicht überzeugen, wie die nächste Grafik zeigt.

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Chart wurde mit Tradesignal erstellt

Technisch gesehen bleibt im FDAX vor Kosten zwar ein Gewinn übrig, aber auch nur dank einer guten Performance in den letzten Jahren. Von 1999 bis ins Jahr 2007/08 hingegen stand das Konto deutlich unter Wasser.

Also auf zum nächsten Schritt, der Optimierung der Laufzeit des Trades. Die Zusammenfassung dessen inklusive der Performancekurve der historisch gesehen besten Einstellung sehen Sie in der folgenden Abbildung.

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Chart wurde mit Tradesignal erstellt

Hier zeigt sich bereits eine spürbare Verbesserung. Alle Kennzahlen gehen nach oben, sofern man das bestätigte Engulfing als Basis für einen längerfristigen Trade nutzt. Natürlich kommt dem System dabei zu Gute, dass Aktien in der Summe eine bullische Tendenz haben. Die Frage, welchen Anteil das Pattern am Erfolg hat und was dem Umstand geschuldet ist, dass Aktien langfristig eher steigen, ist nicht so einfach zu klären.

Im letzten Teil dieses Artikels wenden wir die bisherige Logik erneut auf Aktien selbst an und gehen im Grunde die gleichen Schritte wie zuvor. Die folgende Abbildung zeigt das Ergebnis der Optimierung bezüglich des Exits in Tagen und die Performancekurve der vermeintlich besten Einstellung seit 1999.

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Chart wurde mit Tradesignal erstellt, Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.

Unschwer zu erkennen ist, dass nicht alle Erkenntnisse aus dem FDAX-Test im Aktienbereich bestätigt werden. Gemein ist beiden die zunehmende Profitabilität am langen Ende (größere Haltedauer), jedoch kann die Qualität der einzelnen Kennzahlen im Aktienbereich nicht erreicht werden. Trefferquoten als auch Profitfaktoren bleiben hinter denen im FDAX zurück. Dies verursacht natürlich auch eine größere Schwankungsbreite innerhalb des Kontoverlaufs.

Conclusion

Ein Bullish Engulfing Pattern ist für sich genommen kein wirklich spannendes Kerzenmuster, wie wir in einem ersten Test feststellen mussten. Dieses Muster jedoch mit einer Bestätigung durch weiter anziehende Notierungen am Folgetag zu versehen, hat seinen Reiz - vor allem bei längeren Haltedauern. Pauschal formuliert, wird das Muster besser. Für Trader und Anleger wichtige Kennzahlen wie Trefferquote, Profitfaktor und Gewinn steigen. Absolut überzeugen kann das Muster aber auch mit der hier verwendeten Bestätigung nicht. Dafür schwanken die Kontokurven zu stark. Selbst die Frage, ob diese Strategie eine simple Buy & Hold Taktik geschlagen hat, ist gar nicht so klar zu beantworten, genauso wenig wie die Frage, ob die Performance überhaupt etwas mit dem Muster zu tun hat oder einfach nur dem Umstand geschuldet ist, dass Aktien langfristig eine positive Tendenz haben. Hierfür müsste man die Überrendite ermitteln.

Was sich für mich persönlich bereits jetzt wieder abzeichnet, ist der Umstand, auch mit einem Bullish Engulfing Pattern einerseits ein Basismuster zu haben, mit dem man in Kombination mit anderen Aspekten des Tradings (die nicht nur etwas mit Optimierung & Einstieg zu tun haben) erfolgreich handeln kann, andererseits aber auch hier der heilige Gral nicht zu finden sein wird. Daran dürften auch weitere Tests bspw. mit einem Trendfilter nur wenig ändern, so zumindest meine Vermutung. Ob dem so ist, ließe sich in weiteren Beiträgen zu Engulfings nachgehen.

Viel Erfolg

Rene Berteit

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2 Kommentare

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  • Amelios
    Amelios

    Hallo Herr Berteit,

    wäre es nicht möglich, dass man den Kontext des gesamten Chartbildes lesen und verstehen muss, damit man überhaupt erst auch nur ein einziges Engulfing richtig interpretieren und danach traden kann? Wärre es z. B. nicht auch folgerichtig aufgrund der unterschiedlichen Qualität dieses Musters auch dementsprechende Exits zu wählen? Denn wenn ein Engulfing uns quasi eine Ampel zeigt, die grün leuchtet, so denke ich, dass es andere "Ampeln" (sprich Kerzenmuster) gibt, die rot zeigen. Spätestens da würde ich einen "Engulfing-Trade" verlassen, aber ebenso würde ich auch meine Position aufstocken, wenn eine weitere "Ampel" mir grünes Licht gibt. - Macht das Sinn?

    15:33 Uhr, 21.02.2020
  • Jimi
    Jimi

    Danke fuer den Beitrag, aber wie Sie selbst schon sagen, in einem Aufwärtstrend ist es völlig egal welches wiederkehrende Einstiegssignal Sie nutzen, Sie werden Gewinn machen. Nur leider wissen Sie VORHER nicht dass es weiter hoch geht. Buy and Hold ist in solch einer Situation kaum zu schlagen.

    22:58 Uhr, 16.09.2016