Bullish Engulfing Pattern - Das Muster für Reichtum und Ruhm?
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Erwähnte Instrumente
Das Bullisch Engulfing Pattern ist ein bekanntes und gar nicht so seltenes Kursmuster, welches aus zwei Kerzen gebildet wird. In diesem japanischen Candlestickmuster kommt es nach einer Abwärtsbewegung / einem Abwärtstrend zu einem starken Reversal. Dabei überlagert der Kerzenkörper des Reversaltages den des Vortages vollständig. In einer noch dynamischeren Variante ließe sich argumentieren, dass die gesamte Vortageskerze eingeschlossen werden muss. Ein Beispiel für ein reales Bullish-Engulfing-Pattern zeigt der folgende Chartausschnitt vom DAX. Das Kursmuster hat sich direkt am Tief des Corona-Crashs ausgebildet. Stark, oder?
Im Zusammenhang mit diesem Muster ist immer wieder zu lesen, dass dieses oft einen Abwärtstrend beendet und Beispiele wie das obige werden gerne als Beleg dafür verwendet. Die Bären zwingen den Markt mit der zweiten Kerze des Musters weiter in die Knie und die Kurse eröffnen deutlich unter dem Schlusskurs des Vortages oder gar mit einem echten Abwärtsgap. Dann jedoch setzen Käufe ein, die nicht nur das Gap schließen, sondern auch die Verluste des gesamten Vortages pulverisieren. Die gesamte erste Kerze respektive der Kerzenkörper werden eingeschlossen, was auf einen bullischen Stimmungsumschwung hindeuten sollte.
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Machen wir den Test!
Soweit jedenfalls die Theorie. Das Schöne an diesen Mustern ist, dass es relativ genau definiert und damit auch getestet werden können. Wie immer starte ich eine solche Analyse so einfach wie möglich. In Variante 1 geht es rein um das Pattern ohne weiteren Filter. Gekauft wird zum Schlusskurs des normalen Bullish Engulfings, unabhängig davon, ob dieses an einem Tief oder Hoch entsteht (kein Trendfilter). Die Position wird am Folgetag geschlossen (kein Stoploss). Wie in der folgenden Abbildung zu sehen, kann dieses Pattern nicht überzeugen.
Vor Kosten wird ein Minus von 16.412,50 EUR erzielt, was 656,5 FDAX-Punkte zu je 25 EUR pro Punkt entspricht. Bei 263 Engulfings tritt das Muster relativ häufig auf, zumindest in dieser sehr einfachen Definition. Die Trefferquote liegt mit 49,43 % auf Zufallsniveau.
In einer ersten „Optimierung“ könnten wir uns die Signalqualität anschauen, wenn wir dem Trade mehr Zeit geben. Statt direkt am Folgetag auszusteigen, lassen wir den Exit ein wenig variieren, bspw. von 1 bis 200 Tagen in 2er Schritten.
Wie in der obigen Abbildung zu sehen, kann mittels dieses Ansatzes in mehreren Einstellungen ein Profit erzielt werden, wobei die Verteilung der Gewinne irgendwie zyklisch aussieht. Spitzenwerte werden beim Ausstieg nach 135 – 150 Tagen erreicht. Im Maximum bei 143 Tagen trifft der Trader mit 64,28 %, erzielt einen Profit von 168.712,50 EUR, was vor Kosten knapp 6.750 FDAX-Punkten entspricht und lässt sich für jeden verlorenen Euro 1,72 EUR zurückzahlen (Profitfaktor). Zu beachten ist hierbei, dass in die Auswertung nur die jeweils ersten Engulfings berücksichtigt werden. Ist bereits eine Position offen und ein weiteres Bullish Engulfing bildet sich, wird dieses ignoriert.
Was sich rein vom Zahlenwerk vielleicht gar nicht so schlecht anhört, enttäuscht spätestens beim Blick auf die Performancekurve der besten Einstellung. Die Kontokurve schwankt nahezu ungebremst. Man hätte den DAX zwar outperformt, aber teils ging es in Sachen Drawdown mächtig zur Sache. Sicher nicht die Performancekurve, die man von einem sehr guten System erwarten würde.
Conclusion
„Keep ist Simple“ ist eine feine Anforderung an eine Tradingstrategie, aber in Sachen Bullish Engulfing Pattern wissen wir jetzt, dass es mit simplen Regeln alleine nichts werden wird. Ohne weiteren (Trend)Filter, Stopps & Co kann das Muster nicht überzeugen. Es ist weitere Forschungsarbeit nötig, was Ihnen als Leser sicherlich weniger gefällt, mir aber immerhin die Chance für einen zweiten (oder gar dritten?) Artikel bietet. Der Artikel zeigt in meinen Augen zudem einen wichtigen Aspekt im Trading, den ich gerade erst in dieser Woche auch im Rahmen der von mir betreuten Traderausbildung angesprochen habe: Die Welt der Börse ist voll von tollen Tipps, aber nur selten werden konkrete Statistiken dazu geliefert. Bleiben Sie bei solchen Aussagen vorsichtig! Viele dieser stimmen in der gemachten Form einfach nicht und das ist nicht vorwurfsvoll gemeint. So standen bspw. den Tradern damals, die die klassische Charttechnik begründeten, noch nicht die Hilfsmittel zur Verfügung, wie wir sie heute haben. Und natürlich ist auch die Börse im Wandel. Gesetze und Rahmenbedingungen ändern sich und damit auch das konkrete Kursverhalten. Die Turtle-Trader verdienten mit ihrem Donchian-Kanal viel Geld, heute ist das mit diesem Ansatz nicht mehr so einfach möglich. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Erfolg
Ihr Tradingchoach Rene Berteit
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jetzt könnte man noch untersuchen, wie es sich in einem Bullen- und Bärenmarkt verhält
da der breite Markt über die gängigen technischen Formationen und deren gängige Interpretation bescheid weiss, stellt sich immer auch die frage, ob das big Money vielleicht auch eine falsche fährte legen möchte.
in diesem fall wäre es dann eine bullenfalle
Vielen Dank für den Artikel. Das Pattern braucht nach meiner Erfahrung zunächst eine Bestätigung durch den Folgetag. Eventuell könnte man empirisch Untersuchen wie es mit dem Pattern aussieht, wenn es am Folgetag eine Bestätigung erfährt, also einen höheren Tagesschluss als am Vortag des entstanden Pattern erzeugt, und erst am übernächsten gehandelt wird.. Vielleicht ist das ja der Weg zu Reichtum und Ruhm und einen weiteren Artikel wert. Aber es ist grundsätzlich auch zu hinterfragen in wie weit Patterns am Tag vor dem Hexensabbat und am Hexensabbat überhaupt funktionieren, das hier ja ganz andere Kräfte durch den Verfall wirken, die sich am Montag Mittag wieder vom Acker machen mit dem eigentlichen Trend.