2.2. Trading - Die Trefferquote
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Ist die Trefferquote wirklich entscheidend? - Nein, ist sie nicht!
Der erste Blick, wenn es darum geht, Trading zu beurteilen, geht im Allgemeinen in Richtung der Trefferquote. Das Ziel dabei ist es natürlich, möglichst häufig richtig zu liegen. Dies zeigt sich auch häufig bei der Erstellung und Optimierung von Handelssystemen. Generiert das erstellte System nur wenige Verlusttrades und einen hohen Anteil an Gewinntrades, gehen die meisten privaten Trader davon aus, dass es man auch automatisch erfolgreich ist. Dem ist aber nicht so. Häufig kommt es eine gewisse Zeit zwar zu einer glatten und stabilen Kapitalkurve, wenige, dafür aber umso heftigere Verluste reichen jedoch aus, um die Gewinne von Wochen und Monaten zu pulverisieren. Eine hohe Trefferquote verspricht auf den ersten Blick eine hohe Stabilität des Systems, aber das Gegenteil ist in der Realität aufgrund verschiedener Faktoren und Einflüsse der Fall.
Darüber hinaus gibt es ein weiteres, gravierendes Problem. Gelingt es beispielsweise, eine Trefferquote von 70 % zu erreichen, enden nur 3 von 10 Trades im Verlust. Das ist ein äußerst guter Wert. Entscheidend für Deinen Erfolg ist aber, wie viel mit den 7 Gewinntrades gewonnen und mit den 3 Verlusttrades verloren wird. Dabei kommt das Chance/Risiko-Verhältnis, kurz CRV, ins Spiel.
Was sagt das Chance-Risiko-Verhältnis überhaupt aus
Das Chance-Risiko-Verhältnis (kurz CRV) ist der Quotient zwischen dem (erwarteten) Gewinn eines Trades und dem (erwarteten) Verlust, sofern der Trade nicht in die gewünschte Richtung läuft und ausgestoppt wird. Liegt dieses Chance/Risiko-Verhältnis bei nur 0,5 – das würde bedeuten, dass für den Gewinn von einem Euro stolze zwei Euro riskiert werden – dann hilft auch eine vermeintlich hohe Trefferquote von 70 % auf Dauer nicht weiter. Die sich summierende Erwartungshaltung lässt sich für dieses Beispiel einfach errechnen.
Bei 70 % Trefferquote enden 7 von 10 Trades im Plus und 3 im Minus. Riskiert man nun für jeden Trade 2 Euro um 1 Euro zu gewinnen, dann bedeutet dies, dass 7 x 1 Euro = 7 Euro gewonnen und 3 x 2 Euro = 6 Euro verloren werden. Es bleibt also dauerhaft nur 1 Euro in diesem Beispiel übrig. Berücksichtigt man noch Transaktionskosten, so kann aus diesem Euro Gewinn sogar noch ein Verlust werden.
Für Deinen Erfolg kommt es darauf an, dass Deine Trefferquote und Dein Chance-Risiko-Verhältnis in einem gesunden Verhältnis zueinander stehen.
Die nachfolgende Auflistung zeigt auf, wie hoch die Trefferquote sein muss, um das Kapital bei einem gegebenen CRV einfach nur konstant zu erhalten. Transaktionskosten sind dabei nicht berücksichtigt:
CRV von 1,00 notwendige Trefferquote: 50 %
CRV von 1,50 notwendige Trefferquote: 40 %
CRV von 2,00 notwendige Trefferquote: 33 %
CRV von 3,00 notwendige Trefferquote: 25 %
CRV von 5,00 notwendige Trefferquote: 17 %
Was stellen diese Chance-Risiko-Verhältnisse dar?
Es sind die Grenzbereiche, die darüber entscheiden, ob das Eingehen eines Trades überhaupt sinnvoll ist. Alles, was darunter liegt, beispielsweise ein Trade mit einer erwarteten Trefferwahrscheinlichkeit von 40 % bei einem Chance/Risiko-Verhältnis von 1,00, muss gar nicht erst eröffnet werden. Auf Dauer lässt ein solcher Trade, auch wenn er im Gewinn endet, den Depotwert statistisch garantiert gegen 0 tendieren.
Diese Verhältnisse zeigen aber vor allem auch, dass es nicht nötig ist, eine extrem hohe Trefferquote zu haben. Es muss nur jeder dritte Trade so laufen wie geplant, um bei einem CRV von 2,0 das Kapital zu erhalten. Alles was darüber liegt, führt das Depot auf längere Sicht in den Gewinn. Wenn Du etwas aus diesem Beitrag mitnehmen möchtest, dann genau dies: Lerne klein zu verlieren, dann werden wenige große Gewinner reichen, um Dich dauerhaft in der Erfolgsspur zu halten!
Trendfolgende System - Stabil, profitabel und gut!
Besonders trendfolgende Handelsansätze haben häufig das Problem einer geringeren Trefferquote. Seitwärtsphasen der Märkte, die unweigerlich auftreten, führen vermehrt zu Fehltrades. Dafür bietet sich aber, sofern von einem auftretenden Trend nachhaltig partizipiert wird, im Gegenzug ein häufig sehr hohes CRV. Auch wenn es zwischenzeitlich in diesem Fall zur Anhäufung kleinerer Verluste kommt, lässt sich mit einem CRV von 3,0 und einer Trefferquote oberhalb von 30 %, besser 40 %, dauerhaft ein sehr hoher Gewinn erzielen. Ein CRV von 5,0 oder höher bedingt, wie die Tabelle zeigt, nur noch eine geringe Trefferquote, um auf der Gewinnerseite zu liegen. Allerdings lassen sich solch hohe CRV-Tradingsetups im Allgemeinen nur sehr schwer erreichen.
Innerhalb des Tradings kommt es zu Phasen mit häufigen Gewinntrades und Phasen, in denen vermehrt Verlusttrades auflaufen. Um dauerhaft eine stabile Performance zu erzielen, genügt bereits eine Trefferquote von „nur“ 50 %, sofern bei jedem Trade im Schnitt ein CRV von 2,0 angestrebt wird. Um wieder auf das Beispiel von 10 Trades zurück zu kommen, würde dies bedeuten: 5 Trades enden im Gewinn mit jeweils 2 Euro = 10 Euro. 5 Trades enden im Verlust mit jeweils 1 Euro = 5 Euro. Es bleiben also komfortable 5 Euro übrig.
Eine wichtige Lektion!
Für erfolgreiches Trading & Investment kommt es nicht nur auf die Trefferquote an. Das Entscheidende für Deinen Erfolg ist nicht, so oft wie möglich richtig zu liegen und viele positive Trades zu generieren. Entscheidend ist, dass die Gewinne in den Fällen, in denen die Markteinschätzung richtig war, größer sind, als die Verluste in den Fällen, in denen der Markt falsch eingeschätzt wurde. Du kennst sicher den Spruch, Gewinne laufen lassen und Verluste begrenzen! Jetzt weißt Du, warum diese Börsenweisheit so wichtig ist und zu einer meiner wichtigsten Erfolgsregeln im Trading zählt, die ich jedem Menti in Master your Trade und nun auch Dir ans Herz lege!
Viel Erfolg
Dein Tradingmentor
Rene Berteit