Kommentar
09:08 Uhr, 21.10.2019

Zyklen am Aktienmarkt: Die untypische Präsidentschaft des Donald Trump

Dass Trump kein Durchschnittspräsident ist, wissen wir. Das ist auch Absicht. In einer Art und Weise ist die Präsidentschaft aber untypisch, die Trump gar nicht gefallen dürfte.

Wer sich mit der Börse etwas länger beschäftigt, stolpert früher oder später über den Präsidentschaftszyklus. Dabei tendiert der Aktienmarkt im Wahljahr in den ersten zwei Quartalen seitwärts. Im zweiten Halbjahr sind die Kandidaten bekannt. Die Unsicherheit nimmt ab. Der Markt beginnt zu steigen. Der positive Trend hält auch im ersten Amtsjahr des Präsidenten an. Im zweiten sieht die Sache ganz anders aus. Die Kurse stagnieren bis zu den Midterm-Wahlen. Erst danach beginnt der Markt wieder zu steigen. Das Vorwahljahr ist sogar das beste Jahr des Zyklus. Im aktuellen Zyklus wäre das eigentlich 2019 gewesen.

2019 ist noch nicht vorüber und berechnet man die Performance einfach ohne Wenn und Aber ab dem ersten Handelstag des Jahres, sieht es gut aus. Tatsächlich steht der Markt aber nicht wesentlich höher als Anfang 2018. Unterm Strich ist nichts geschehen.

Der Aktienmarkt hielt sich im ersten Amtsjahr an den Zyklus. Aktien stiegen 2017 durchaus beachtlich. Seit Anfang 2018 geht es aber seitwärts. Dafür gibt es auch einen Grund. Trumps Präsidentschaft ist nämlich untypisch. Damit ist nicht seine Persönlichkeit gemeint, sondern die wirtschaftliche Entwicklung.

Im Normalfall steigt das Wirtschaftswachstum bis ins dritte Amtsjahr (Grafik 1). Im Wahljahr schwächt es sich etwas ab, bleibt aber überdurchschnittlich hoch. Bei Trump war das anders. Bisher hat das erste Jahr, 2017, das höchste Wachstum gezeigt. Seither ist es rückläufig. Für dieses Jahr werden noch 2,3 % Wachstum erwartet. Das wäre ein weiterer Rückgang.


Die Börse ist von der Realwirtschaft nicht losgelöst. Das erklärt auch, weshalb der Aktienmarkt seit zwei Jahren nicht mehr vom Fleck kommt. Das Quartalswachstum zeigt das besonders deutlich (Grafik 2). Es ist ein schauriger Trend, der eine zweite Amtszeit immer unwahrscheinlicher macht.

Obwohl die Regierung Wahlgeschenke (Steuersenkungen) verteilt hat und ihre Ausgaben erhöht, schwächt sich das Wachstum ab. Das muss man erst einmal schaffen, wurde durch den Handelskrieg aber möglich gemacht.

Nun entspannt sich die Lage, doch das könnte schon viel zu spät sein. Der Handelskrieg begann Anfang 2018. Erst heute sieht man die Spuren in der Wirtschaft deutlich. Selbst wenn morgen alles wieder in Ordnung ist, braucht es mehrere Quartale bis das in der Wirtschaft ankommt. Das ist vermutlich zu spät.

Trump hat ein Eigentor geschossen. Inzwischen hat er das erkannt und einen partiellen Deal ermöglicht. Dagegen hatte er sich bisher mit Händen und Füßen gewehrt. Der untypische Wachstumstrend gefährdet nun aber eine zweite Amtszeit. Daher kam eine Kehrtwende, vermutlich zu spät.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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