Kommentar
07:06 Uhr, 13.10.2017

Zurück in die Steinzeit - wenn ein Staat lahmgelegt wird

Heute ist alles vernetzt. Der permanente Ausfall des Internets würde die Welt wohl komplett lahmlegen. Was wie ein fantasievolles Horrorszenario klingt, ist gar nicht so unrealistisch.

Wie stabil das Internet ist, kann ich nicht beurteilen und damit auch nicht, ob es möglich ist, dass es ausfällt und wie lange. Das ist aber auch gar nicht notwendig, denn es muss nicht einmal das Internet selbst ausfallen. Es reicht, wenn es keinen Strom mehr gibt.

Das US-Außengebiet Puerto Rico ist größtenteils immer noch ohne Strom. Datenübertragung bzw. schon die Datenerfassung wird unmöglich. Wenn die Computer nicht laufen, kann nichts in Datenbanken eingegeben, geschweige denn verarbeitet werden. Das hat weitreichende Konsequenzen.

Diese Konsequenzen manifestieren sich gerade anhand der Arbeitslosenstatistik. In den USA gab es nach Hurrikans Harvey und Irma einen Anstieg der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe. Über diesen Anstieg hatte ich berichtet. Inzwischen normalisieren sich die Zahlen wieder.

Die Systematik ist immer die gleiche: wenn eine Naturkatastrophe das Wirtschaftsleben lahmlegt, können viele Menschen schlichtweg nicht arbeiten oder verlieren ihren Job. Das gilt insbesondere für Saisonarbeiter. Die Erstanträge steigen daher. In Puerto Rico ist das nicht der Fall. Sie sind fast auf null gefallen (siehe Grafik).

Das liegt nicht daran, dass plötzlich alle Arbeit haben, sondern daran, dass Menschen einfach nicht arbeitslos gemeldet werden können. Es geht nicht. Der Strom fehlt. Die Behörden können die Meldungen nicht erfassen und verarbeiten. Damit gibt es auch kein Geld.

Selbst auf wundersame Weise Daten erfasst werden könnten, wäre es immer noch nicht möglich Geld zu überweisen und dieses auch verfügbar zu machen.

Wie kommt man zu Bargeld? Man hebt es mit seiner Karte am Geldautomat ab. Wenn der kein Strom hat, geht nichts. Am Bankschalter, sofern es diese noch gibt, braucht man zumindest einen Identitätsnachweis. Wenn der wie fast 50 % des Landes komplett zerstört ist, geht überhaupt nichts mehr.

Der Stromausfall betrifft alles. Die Daten zu den Erstanträgen zeigen nur einen ganz kleinen Ausschnitt von den Problemen. Man kann sich aber denken, wie dramatisch die Lage ist. Ohne Strom und Kühlung kann man frische Lebensmittel vergessen. Licht gibt es sowieso nicht. Schnell die Verwandten anrufen? Unmöglich. Im Geschäft mit Kreditkarte zahlen? Geht nicht.

Als Privatperson kann man sich ohne Strom vermutlich eine kurze Zeit lang über die Tage schleppen. Im Gesundheitssystem geht das nicht. Wer krank ist und auf medizinisches Gerät angewiesen ist, muss beten, dass das Krankenhaus einen Generator hat.

Teile Puerto Ricos werden nicht Tage oder Wochen ohne Strom sein, sondern Monate. Das wirft das Leben in das 19. Jahrhundert zurück, vielleicht sogar noch viel weiter, denn die Infrastruktur (Wasserleitungen, Kanalisation etc.) ist stark beschädigt.

Es ist schwer zu sagen, ob das auch bei uns geschehen kann. Wir haben keine Hurrikans, dafür Winterstürme, Fluten und teils Erdbebengefahr. Ob diese theoretisch auch nur vergleichbare Schäden anrichten können, weiß ich nicht. Ausschließen kann man es nicht. Bisher dachte man auch, dass Hurrikans keine ganzen Staaten komplett lahmlegen können. Passiert ist es trotzdem.

Clemens Schmale

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10 Kommentare

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  • iapetos
    iapetos

    Zu dem Thema Stromausfall, EMP, Energieverbrauch,... kann ich einen Blog empfehlen. Einfach mal nach "freizahn" und einem der Begriffe googlen. Der Blogger wertet verschiedenste Quellen aus und fügt alles zu sehr nachdenkenswerten Prognosen und Schlussfolgerungen zusammen.

    18:13 Uhr, 13.10. 2017
  • politbüro
    politbüro

    Wessen Phantasie in diesem Zusammenhang noch etwas Futter braucht, dem sei das Buch "Blackout" von Marc Elsberg empfohlen. Ein gut recherchierter Thriller, der von "Bild der Wissenschaften" 2012 zum spannendsten Wissensbuch des Jahres gekürt wurde.

    Nichts für schwache Tradernerven. :))

    12:53 Uhr, 13.10. 2017
  • Frankey
    Frankey

    richtig: Geld verdienen an der Börse geht nur mit Strom. Wir haben uns zu sehr daran gewöhnt, dass unser ganzes gesellschaftliche Zusammenleben einfach sekundengenau funktioniert.

    Genau aus diesem Grund (dass ein Stromausfall jeden bzw. jede Nation treffen kann) gibt es nicht umsonst immer wieder die Hinweise, sein leben nicht zu sehr abhängig von Strom und Internet zu machen, sondern auch mal an mehr Selbständigkeit zu denken (Schlagwort " Autarkie" bzw. "Prepper") :-)

    12:02 Uhr, 13.10. 2017
  • Merl
    Merl

    Ein Leben ohne Strom, unvorstellbar!

    11:41 Uhr, 13.10. 2017
  • Löwe30
    Löwe30

    Es sind vor allem die handelnden Menschen, die lahm gelegt werden.

    Bei uns besteht die Gefahr, dass durch den Staat die Menschen daran gehindert werden, zu handeln. Das könnte nämlich die "Energiewende" verursachen. Dieser staatliche Eingriff in das Marktgeschehen hat nämlich nicht nur die Preise für Strom in die Höhe getrieben, sondern auch die Versorgung mit Strom unsicherer gemacht.

    Auf den Staat kann man auch verzichten. Dann würde es den Bürgern deutlich besser gehen und die Menschen könnten sich besser gegen Naturkatastrophen schützen, da sie sehr viel Wohlhabender wären. Der Staat macht die Bürger nur arm. Seine Leistungen könnten besser von privaten Unternehmen im Wettbewerb erbracht werden. Als Monopolist bei seinen "Angeboten" ist der Staat immer schlechter als private Anbieter, die im Wettbewerb gehalten sich ständig ihre Leistungen zu verbessern.

    11:35 Uhr, 13.10. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • Marco Bäger
    Marco Bäger

    Es muss nicht gleich eine riesige Naturkastrophe sein. Aber starke Stürme gibt es auch in Deutschland immer öfter - und was ist, wenn dann doch mal eine große Stromtrasse betroffen ist - und nichts mehr geht?
    Was wäre wenn?
    Diese Frage sollte sich jeder Trader stellen! Was wäre wenn die Internetverbindung für Stunden oder wenige Tage ausfällt? Das kann je nach Provider schon mal passieren. Was wäre, wenn an der Börse - aus welchen Gründen auch immer - keine Kurse ermittelt werden können? Hier reichen schon wenige Stunden um Unruhe aufkommen zu lassen und Unterbrechungen von mehreren Minuten gab es in der Vergangenheit schon an der EUREX.
    Was wäre wenn der Strom für 12 bis 24 Stunden (oder länger) ausfällt? - Da kann man dann auch kein Handy mehr laden und früher oder später gibt es dann keine Verbindung mehr zum Broker.
    Jeder Trader ist gut beraten, solche Krisenszenarien wenigstens mal kurz zu durchdenken und zu überlegen, in welcher Gefahr dann die gehaltenen Positionen sind und wie groß das Risiko wäre...

    08:29 Uhr, 13.10. 2017
  • landwirt
    landwirt

    Moin Herr Schmale,

    wir haben die Energiewende mit Zappelstrom!

    07:42 Uhr, 13.10. 2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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