Kommentar
07:26 Uhr, 03.05.2018

Zollverhandlungen: So wird das nichts werden!

Die EU hat zwar eine Verlängerung von einem Monat bekommen, doch ein Monat mehr oder weniger macht keinen Unterschied. Die Einführung von Zöllen ist absehbar.

Als die USA eine Verlängerung der Ausnahme von Zöllen auf Stahl und Aluminium ankündigten, ließ sich die EU nicht lange bitten und reagierte. Der Beginn des ersten Satzes des offiziellen Statements sagt alles: Die EU nimmt von der Ausnahme Kenntnis. Übersetzt heißt das wohl: Geht’s noch!?

Die Verlängerung ist von der EU praktisch als Affront aufgenommen worden. Das ist nicht die beste Voraussetzung für konstruktive Gespräche. Diese gehen zwar weiter, doch die EU weigert sich nach wie vor zu verhandeln. Sie verhandelt nach eigenen Angaben nicht unter Androhungen.

So klar und deutlich wie die EU-Kommission kommuniziert, so unklar ist die Richtung der einzelnen Mitgliedsländer. Diese marschieren in ganz verschiedene Richtungen. Deutschland will verhandeln und ein TTIP light umsetzen. Auch Großbritannien will eine Lösung. Das letzte, was Großbritannien derzeit braucht, ist ein Handelsstreit mit den USA.

Die Briten sind noch in der EU. Kommt es zwischen der EU und den USA zum Handelsstreit, ist auch Großbritannien betroffen und muss die wirtschaftlichen Konsequenzen tragen, obwohl das Land die EU bald verlässt. Ungünstiger geht es nicht, zumal die Wirtschaft kaum noch wächst.

Deutschland hat ebenso viel zu verlieren. Der Überschuss im Handel mit den USA liegt bei ca. 65 Mrd. USD pro Jahr. Das ist fast ein Sechstel des Gesamtüberschusses. Frankreich hat deutlich weniger zu verlieren. Hier liegt der Überschuss bei 15 Mrd. USD auf ein Gesamthandelsvolumen von 70 Mrd. USD. Das Volumen des Handels zwischen Deutschland und den USA liegt bei knapp 170 Mrd. USD.

Die EU-Länder sind gespalten. Viele Länder weisen ein Handelsvolumen im niedrigen einstelligen Milliardenbereich aus. Das Thema ist damit fast irrelevant. Für Deutschland und Italien gilt das nicht. Sie üben Druck auf die EU aus, doch diese bleibt stur und frustriert.

Sie will keinen schmutzigen Deal auf eine Handvoll Produkte, sondern eine viel weitreichendere Lösung. Dazu gehört das Problem der globalen Überkapazität. Letzte Woche wurde passend dazu gemeldet, dass die globale Stahlproduktion ein neues Allzeithoch erreicht hat (siehe Grafik).

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Der EU nützt eine permanente Ausnahme von den Zöllen wenig, wenn die Überkapazität, die vor allem in China zu finden ist, dann auf den europäischen Markt kommt. Das Problem verschiebt sich. Die USA schieben den Schwarzen Peter der EU zu. Dass daran kein Interesse herrscht, ist klar.

Die USA wiederum können eine permanente Ausnahme kaum rechtfertigen, wenn sie keine Zugeständnisse bekommen. Die Verhandlungstaktik (drohen, bis ein Deal erreicht wird) funktioniert mit der EU nicht – zumindest bisher. Persönlich bin ich wenig zuversichtlich, dass es zu einer Lösung kommt. Natürlich wäre es schöner, wenn es doch noch konstruktiv zu Ende ginge.

Für den Aktienmarkt bedeutet das jedenfalls nichts Gutes. Die dunkle Wolke schwebt weiter über dem Markt. Zudem darf man nicht vergessen, dass die USA bereits am übernächsten Wochenende das Atomabkommen mit dem Iran beenden könnten. Das sind keine Voraussetzungen, um im Markt all in bzw. all long zu gehen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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