Kommentar
16:16 Uhr, 28.03.2018

Zölle lenken nur ab! Das ist das wirkliche Sicherheitsproblem der USA!

Die USA haben ein massives Sicherheitsproblem. Dabei geht es absolut nicht um die Stahlindustrie, die aus nationalen Sicherheitsüberlegungen mit Zöllen geschützt werden soll.

Das größte Sicherheitsproblem der USA sind nicht die billigen Stahlimporte oder Dumpingpreise chinesischer Solarzellen. Das ist auch ein Problem, aber ein ganz anderes. Die größte Gefahr geht derzeit wohl vom Staat selbst aus. Das hat nichts mit bestimmten Personen zu tun (Trump etwa), sondern mit etwas ganz anderem.

Es betrifft auch nicht nur die USA. Viele Länder sind einem erheblichen Risiko ausgesetzt. Es geht dabei um den finanziellen Spielraum der Regierungen. Die USA graben sich bis zu einem gewissen Grad freiwillig das Wasser ab. Der aktuelle Budgetdeal macht ein Defizit von 800 Mrd. USD in diesem Jahr wahrscheinlich.

Dieses Defizit wird sich bis 2020 wohl auf knapp 1,3 Billionen USD ausweiten und zwischen 2025 und 2030 ca. 2 Billionen USD pro Jahr betragen. Nach heutigem Stand sind das 10 % der Wirtschaftsleistung. Die Wirtschaft wächst natürlich. Am Ende wird die Verschuldung also nicht in großen Sprüngen ansteigen, aber bis 2027 aller Voraussicht nach 120 % des BIPs erreichen (siehe Grafik).

Zölle-lenken-nur-ab-Das-ist-das-wirkliche-Sicherheitsproblem-der-USA-Kommentar-Clemens-Schmale-GodmodeTrader.de-1

Zwischen 2008 und 2013 stieg die Verschuldung um 25 Prozentpunkte an. Dieser Satz nach oben von einem Drittel war der Finanzkrise geschuldet. In der zweiten Amtszeit von Obama stieg die Verschuldung nur noch sehr langsam an. Das war bis zu einem gewissen Grad auch Glück. Weil sich Republikaner und Demokraten nicht zusammenraufen konnten, gab es automatische Ausgabenkürzungen.

Die Republikaner haben mit ihrer Mehrheit in beiden Häusern und mit kleineren Kompromissen die Steuersenkung und Ausgabenerhöhungen durchgebracht. Bei stabilem Wachstum und einer Inflationsrate von 2 % wächst der Schuldenberg in den nächsten zehn Jahren von derzeit 21 Billionen auf 32 Billionen Dollar an.

Selbst wenn man von weiterhin niedrigen Zinsen ausgeht, ist vorstellbar, dass der Staat in einem Jahrzehnt pro Jahr 1 Billion Dollar an Zinsen zahlen muss. Diese Zinslast grenzt das Budget weiter ein. Hinzu kommen Militär- und Sozialausgaben, die sich nicht so einfach kürzen lassen. Der Spielraum ist praktisch null.

Die Prognosen beinhalten einige unrealistische Annahmen. So wird davon ausgegangen, dass es keine Rezession im nächsten Jahrzehnt geben wird. Kommt eine, muss man von einer Verschuldung im Bereich von 130 % der Wirtschaftsleistung ausgehen. Das ist so viel wie in Italien. Der Staat ist dort bewegungsunfähig.

Auf wirtschaftliche Krisen zu reagieren ist fast unmöglich. Ohne ein Eingreifen der Notenbank (Stichwort QE) können sich die USA keine Konjunkturprogramme mehr leisten. Das wird im Land selbst zum Problem. Der soziale Frieden wird gestört und Wähler tendieren zu den Rändern.

Es geht jedoch nicht nur um die innere Sicherheit. Ein Staat, der durch Schulden gelähmt ist, hat wenig Möglichkeiten sich international zu engagieren. Man stelle sich nur vor, der Iran und Saudi-Arabien treten einen Krieg los. Aus Eigeninteresse können dabei weder die USA, China oder die EU zuschauen. Finanzierbar sind solche Sicherheitsinteressen durch Militäreinsätze kaum noch.

Schuldenberge sind ein ernstzunehmendes Sicherheitsproblem. Hätte Draghi 2012 nicht in der Schuldenkrise interveniert, wäre die Eurozone wohl im Chaos versunken. Politisches Chaos und wirtschaftliche Depression sind Umstände, die ein Land verletzlich machen. Das kann nicht im Interesse der Sicherheit sein.

Sie interessieren sich für Makrothemen und Trading in exotischen Basiswerten? Dann folgen Sie mir unbedingt auf Guidants!

Eröffne jetzt Dein kostenloses Depot bei justTRADE und profitiere von vielen Vorteilen:

  • 25 € Startguthaben bei Depot-Eröffnung
  • ab 0 € Orderprovision für die Derivate-Emittenten (zzgl. Handelsplatzspread)
  • 4 € pro Trade im Schnitt sparen mit der Auswahl an 3 Börsen & dank Quote-Request-Order

Nur für kurze Zeit: Erhalte 3 Monate stock3 Plus oder stock3 Tech gratis on top!

Jetzt Depot eröffnen!

2 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • einfach
    einfach

    die fed wird derzeit von den großbanken daran gehindert das zinsszenario wie die boj zu fahren.

    würde die fed die gleiche zinsobergrenze wie die boj von 0,1% bei den 10 jährigen anleihetiteln nutzen, dann könnten die zinskosten langfristig nahe 20 mrd$ sinken.

    das würde aber bedeuten dass die us großbanken sich von dem money for nothing goodie verabschieden müssten, was derzeit ein großteil ihrer sicheren einnahmen beträgt.

    16:25 Uhr, 28.03. 2018

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten