Kommentar
11:03 Uhr, 01.06.2018

Zölle auf Stahl und Aluminium: 25% sind noch nicht genug!

Die Katze ist aus dem Sack. Die USA erheben nun auch auf Stahlimporte aus der EU Zölle. Das Entsetzen ist groß, dabei sind die Zölle in der Höhe von 25% nicht einmal hoch genug.

Bisher waren die Stahlzölle eher Makulatur. Kanada, Mexiko, Brasilien und die EU wurden ausgenommen. Mit Südkorea hat man sich irgendwie geeinigt. Die Zölle wurden so auf weniger als ein Drittel der Importe erhoben. Der Effekt war begrenzt. Nun sind die Ausnahmen größtenteils gestrichen.

Kanada deckt den größten Teil des Importbedarfs der USA mit knapp 17 % (Grafik 1). Mexiko folgt auf Rang 4 mit knapp 10 %. Deutschland ist mit 3,9 % weit abgeschlagen, ebenso China mit 2,9 %. Erst durch ein Ende der Ausnahmen kann man davon sprechen, dass der US-Markt geschützt wird.

Ob dieser Schutz nun Sinn macht oder nicht, sei dahingestellt. Historisch betrachtet ist es nicht das erste Mal, dass Zölle eingeführt wurden. Diese wurden aber bisher immer relativ rasch wieder gestrichen. Dafür gibt es einen Grund (sie schadeten mehr als sie nutzten). Vielleicht wird es diesmal anders...

Ziel der Zölle ist es, den US-Markt zu schützen bzw. zu stützen. US-Produzenten sind preislich kaum wettbewerbsfähig. Der Preis für eine Tonne amerikanischen Stahls lag 2017 über dem Preis anderer Produzenten (Grafik 2). Chinesischer Stahl war 16 % günstiger und europäischer noch 11 %.

Nach Zöllen gibt es nur noch einige asiatische Länder, die einen minimalen Kostenvorteil haben. Stahl aus China hat nach Anwendung der Zölle einen Preis, der knapp 5 % oberhalb des US-Preises liegt. Europäischer Stahl wird gleich 10 % teurer als US-Stahl.

Das gilt nur, wenn andere Produzenten ihre Preise nicht senken. Eine moderate Preissenkung liegt vermutlich bei den meisten drin. Zudem kann bereits eine kleine Dollaraufwertung dazu führen, dass ausländische Produzenten wieder günstiger werden. Zölle, insbesondere, wenn weitere folgen, sprechen für einen stärkeren Dollar.

Obwohl die USA also 25 % Zoll einführen, sind US-Produzenten immer noch nicht richtig wettbewerbsfähig. Das zeigt das wahre Problem der Produktion in den USA. Sie ist nicht konkurrenzfähig. Das war sie vor den Zöllen nicht und ist sie nach den Zöllen auch nicht wirklich.

Die USA produzieren heute gut 70 % ihres Bedarfs. Der Rest wird importiert. Durch diese Importe wird viel Geld gespart, weil die USA einfach nicht konkurrenzfähig produzieren können. Diese Ersparnis ist jetzt weg und kostet am Ende den Konsumenten.

Die Entscheidung, die Ausnahmen für die EU und andere aufzuheben, hat aber eine viel größere Bedeutung. Die Konfrontation geht weiter und in den letzten Wochen hat sich gezeigt, dass sich die Fronten mit jedem Tag, der vergeht, eher verhärten. Nach einer vorübergehenden Entspannung mit China sind die USA wieder auf volle Konfrontation gegangen. Es wird klar: jeglicher Deal muss schon nah an der Maximalforderung sein.

Die Maximalforderungen sind ziemlich deftig und teils einfach nicht erreichbar, selbst wenn China und die EU zu allem Ja sagen. Insofern kann die Sache nur schlecht enden. Das kommt zu einer Zeit, in der der globale Aufschwung einen Rücksetzer erleidet und sich der Konjunkturzyklus dem Ende entgegenneigt.

Die konkreten Folgen für Anleger sind noch nicht ganz klar. Panik ist keine angebracht. Dafür ist das Tempo der Konfrontation zu gering. Es reicht, die Sache jetzt erst einmal zur Kenntnis zu nehmen. Mehr ist akut nicht notwendig.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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