Kommentar
19:09 Uhr, 18.01.2019

Zinswende ade: Die Fed sollte die Zinsen senken

Kaum sieht man ein paar Wochen nicht hin, ist der Zinssatz zu hoch. Der einzige Weg, einen geldpolitischen Fehler jetzt zu vermeiden, ist eine Zinssenkung.

Erwähnte Instrumente

Die Notenbank hat so viele Analysten und Ökonomen, dass es an Daten und Untersuchungen nicht mangelt, um das richtige Zinsniveau zu bestimmen. Gelungen ist das bisher allerdings nicht. Immer noch tappt die Notenbank größtenteils im Dunkeln.

Dabei könnte es so einfach sein. Der Zinssatz kann entweder zu hoch, zu niedrig oder genau richtig sein. Dafür braucht es eigentlich nur einen Datenpunkt. Man muss wissen, welcher Zins neutral ist, also weder einer Straffung noch einer Lockerung entspricht. Dieser neutrale Zinssatz wird derzeit jedoch in einer Range von 2,5-3,5 % gesehen.

Die Range ist so breit, dass es am Ende schon fast Glückssache ist. So kommt es einem bisweilen zumindest vor. Vieles erscheint zufällig. Bis zu einem gewissen Grad ist das auch verständlich. Die Wirtschaft wird von so vielen Faktoren beeinflusst, dass eine genaue Bestimmung schwierig ist.

Der Leitzins ist auch nur ein Faktor unter vielen. Marktzinsen, wie jene für Anleihen, können von der Notenbank nicht bestimmt werden. Sie können nicht direkt intervenieren, wenn diese Zinsen zu stark steigen. Sie können aber den Leitzins senken und so für Zuversicht sorgen. Indirekt kann die Notenbank Einfluss nehmen.

Nicht zuletzt wegen dieser Komplexität gibt es Fürsprecher für eine ganz einfache Variante: eine regelbasierte Zinsfestlegung und nicht eine nach Gefühl. Seit 25 Jahren steht dafür eine einfache Regel zur Verfügung. Die Taylor-Regel berechnet den adäquaten Zinssatz nach einer Formel.

Die Formel berücksichtigt, ob das Inflationsziel erreicht wird und wie sehr die Wirtschaft über oder unter Potenzial performt. Die Notenbank hat den Zins, der sich daraus ergibt, bis in die 50er Jahre zurückgerechnet (Grafik 1). Der tatsächliche Leitzins lag häufig darüber, näherte sich über die Konjunkturzyklen aber immer weiter an.

Die Formal führte zu einem negativen Zinssatz während der Krise. Das konnte nicht erreicht werden. Dafür nähern sich die beiden Zinssätze jetzt an. Eine Eintrübung der wirtschaftlichen Dynamik (ist aktuell wahrscheinlich) würde den Leitzins über den Taylor-Satz drücken. Eine weitere Zinsanhebung erreicht das gleiche. Geschieht beides in diesem Jahr, ist der Leitzins plötzlich 0,5 Prozentpunkte zu hoch.

Will die Notenbank sicher sein, dass sie keinen Fehler macht, muss die Zinsen jetzt eigentlich senken. Eine zu rasche Ausweitung des Spreads der beiden Zinssätze hat in der Vergangenheit Rezessionen hervorgerufen. Genau an diesem Punkt befinden wir uns jetzt.

Anstatt mit dem Feuer zu spielen und zu experimentieren, würde der Fed ein konservativer Ansatz besser stehen. Allein die Signalwirkung einer Zinssenkung dürfte der Wirtschaft Schub geben, nicht zuletzt wegen des Aktienmarktes. Inzwischen erwarten Anleger eine Zinssenkung in diesem Jahr (Grafik 2). Aktien und Zinserwartung gingen Hand in Hand. Kommt jetzt eine Zinssenkung, dürfte das Aktien enormen Auftrieb geben.

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6 Kommentare

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  • The Secessionist
    The Secessionist

    Was ihr da schreibt mag der Schmale gar nicht !!! Wird ganz schnell gelöscht ........ Urlaub ist milde ausgedrückt Roger!!!!!

    19:32 Uhr, 19.01. 2019
  • tradesequenz
    tradesequenz

    Sry Ihre Argumentation greift nicht....etwas schmal das Ganze.....mehr dazu später

    03:30 Uhr, 19.01. 2019
  • wizardmw
    wizardmw

    Und noch was: Powell, Draghi und die anderen Wahnsinnigen werden die nötige Anpassung nicht verhindern können - und je länger diese verhindert wird um so schlimmer fällt sie aus. Ich könnte grade nur noch lachen, was ich bei meinem BWL-Studium gleich nach der Wende gelernt habe......

    22:12 Uhr, 18.01. 2019
  • wizardmw
    wizardmw

    Was für ein Stuss!!!! Ein Wesen des Kapitalismus ist die Anpassungsfähigkeit. Diese wird durch den Notenbankwahnsinn komplett ausgehebelt. Sozialismus 2.0 ??????????? Um Gottes Willen, was ist los mit euch allen? Es ist enorm wichtig eine Anpassung zuzulassen. Ich komme aus der DDR und wenn diesen Mist hier lese und dazu noch unsere aktuelle Politik dazu nehme - von der Medienzensur, Abschaffung des Bankgeheimnis bis hin zur Gelddruckerei, dann hätten wir die BRD lieber zur vereinigten DDR machen sollen.....

    22:09 Uhr, 18.01. 2019
  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    da bin ich ausnahmsweise mal ihrer Meinung - warum soll der habgierige Sparer auch noch eine Belohnung fürs Nichtstun bekommen::))) bei dem Gedanken sträuben sich bei mir die

    Haare - nehmen sie einfach mal ein paar Wochen Urlaub und dann mit neuem Elan gehen wir

    das Thema nochmal an

    19:33 Uhr, 18.01. 2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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