Zinsrisiken mit liquiden Mitteln vorbeugen
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Für Anleiheinvestoren sind die Rahmenbedingungen an den internationalen Kapitalmärkten derzeit alles andere als einfach. Künstlich niedrig gehaltene Zinssätze, sehr geringe Risikoprämien und Mangel an Liquidität machen es kaum noch möglich, zufriedenstellende Renditen über dem Zinssatz für risikolose Anlagen zu erzielen, ohne dafür überdurchschnittlich hohe Risiken eingehen zu müssen. Wie sollen sich Anleger in diesem Umfeld verhalten? Eine Patentantwort darauf hat Chris Iggo, CIO Fixed Income bei AXA Investment Managers, zwar nicht parat, aber er empfiehlt Investoren, ihr Augenmerk verstärkt auf die Zins-, Inflations-, Kredit- und Liquiditätsrisiken zu richten und dabei das Portfolio flexibel zu managen, um diese Risiken so gut wie möglich zu diversifizieren. Vor diesem Hintergrund spricht aus Sicht von Investoren derzeit wenig dafür, ihre Gelder in sichere europäische Staatsanleihen zu investieren. „Die Zinsen für Staatsanleihen aus der Eurozone sind soweit gedrückt worden, dass das Zinsänderungsrisiko nicht mehr ausreichend kompensiert wird – dabei muss dieses Risiko nicht mal von der makro-ökonomischen Seite kommen“, so Iggo. Er weist zudem darauf hin, dass die Zinskurve in der Eurozone derzeit sehr flach ausgeprägt ist und die EZB wahrscheinlich über Jahre hinweg nicht ihre Zinssätze erhöhen wird. „Der entscheidende Faktor für das Zinsänderungsrisiko europäischer Staatsanleihen ist nicht die Europäische Zentralbank, sondern die Sogwirkung höherer Renditen am amerikanischen Kapitalmarkt, wenn die US-Notenbank Federal Reserve anfängt, ihre Zinsen zu erhöhen.“
Für die Investoren kommt es daher darauf an, an den Anleihemärkten diejenigen Papiere und Segmente zu identifizieren, bei denen sie am besten für die jeweiligen Risiken entlohnt werden. Nach Ansicht des Experten sind unter diesem Aspekt Hochzinsanleihen attraktiv. Insbesondere am US-Markt fallen die Renditen im Verhältnis zum Risiko eines Zahlungsausfalls des Emittenten vergleichsweise hoch aus. Selbst Papiere mit einem Rating von "B" bis "CCC" bieten Kupons im hohen einstelligen Bereich. „In einer Phase, in der die Märkte auf die erste Zinserhöhung der US-Notenbank warten und die Europäische Zentralbank mit ihrem Anleihekaufprogramm ihre Geldpolitik noch einmal gelockert hat, erscheint es uns attraktiver, sich in Hochzinsanleihen zu engagieren, als sich darauf zu fokussieren, die Laufzeiten vergleichsweise sicherer Anleihen in Abhängigkeit vom erzielbaren Zinssatz zu managen“, so Iggo.
Anlegern, die Zinsrisiken vorbeugen wollen, empfiehlt der Experte, den Anteil liquider Mittel im Portfolio hochzufahren. „In einer Phase, in der sichere Anlagen Zinsen von nahezu null Prozent abwerfen, sind die Opportunitätskosten einer höheren Cash-Quote nur sehr gering. Gleichzeitig hat der Investor in einem volatilen Markt die Möglichkeit, zu kaufen, wenn die Situation günstig erscheint.“ Eine strategische Alternative besteht nach Ansicht von Iggo darin, einen Teil liquider, hochqualitativer Bonds umzuschichten in strukturierte Anleihen wie etwa Asset Backed Securities (ABS) oder Collateralized Loan Obligation (CLOs). „Viele dieser Anleihen haben zwar eine kürzere Laufzeit als sichere Staatsanleihen, aber darauf bezogen sind ihre Spreads gegenüber vergleichbaren Investment-Grade-Anleihen oftmals deutlich höher.“
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.