Analyse
09:16 Uhr, 08.08.2022

Zinsen - Quo vadis?

Zu Beginn der letzten Woche fielen die Zinsen, aber im Wochenverlauf kam es zu einem Reversal. Welche Bedeutung hat dieses Reversal?

Erwähnte Instrumente

  • US 10Y Bond Yield - Kurs: 2,838 % (Bonds)
  • Euro-Bund Future - WKN: 965264 - ISIN: DE0009652644 - Kurs: 156,03 % (EUREX)

Rendite 10jährige US-Staatsanleihen

Die Rendite auf die 10jährigen US-Staatsanleihen stürzte nach einer jahrzehntelangen Abwärtsbewegung im März 2020 auf ein Tief bei 0,423 % ab. Dieses Tief kann als ein Sell-off-Tief eingeordnet werden.

Seitdem befindet sich die Rendite in einer Aufwärtsbewegung. Die Rendite zog über Zwischenhochs bei 0,929 % und 1,766 % auf ein Hoch bei 3,426 % an. Mit diesem Hoch notierte die Rendite auch über der langfristig wichtigen Widerstandszone zwischen 2,997 % und 3,23 %. Ein stabiler Ausbruch gelang aber nicht.

In den letzten Wochen konsolidierte die Rendite. Dabei kam es zu einem Rückfall unter die Unterstützung bei 2,709 %. Dieser Rückfall wurde aber in der letzten Woche und vor allem am Freitag gekontert. Im Ergebnis kam es in der letzten Woche zu einer Rückeroberung der Marke bei 2,709 % und einer weißen Wochenkerze.

Mit dem Reversal aus der letzten Woche könnte eine neue Aufwärtsbewegung in der Rendite auf die 10jähringen US-Staatsanleihen starten. Ein Anstieg auf das bisherige Rallyhoch bei 3,426 % ist möglich. Ob in diesem Anlauf ein stabiler Ausbruch über die langfristig wichtige Widerstandszone gelingt, bleibt aber noch abzuwarten.

Sollte das Reversal aus der letzten Woche unerwartet wieder abverkauft werden, dann müsste mit einer Ausdehnung der Konsolidierung gerechnet werden. In diesem Fall könnte es zu Abgaben in Richtung des EMA 50 (Wochenbasis) bei aktuell 2,296 % oder an den Aufwärtstrend seit August 2020 bei aktuell 2,152 % kommen. Aber auch in diesem Fall wäre die übergeordnete Aufwärtsbewegung seit März 2020 ungefährdet.

Im sehr langfristigen Bild steht die Rendite an einer entscheidenden Widerstandszone. Kommt es hier zu einem stabilen Ausbruch, dann wäre die Abwärtsbewegung der letzten vier Jahrzehnte beendet. Es ist nicht verwunderlich, dass es an einer so zentralen Stelle über Wochen und Monate hinweg zu kurzen Zuckungen und einer Anzahl von kleineren Fehlsignalen kommt. Ob sich an dieser Stelle über die nächsten Wochen und Monate hinweg eine Top- oder eine Fortsetzungsformation entwickelt, wird sich wohl an der Inflationsfront entscheiden. Die Frage ist, ist die Inflation gekommen, um zu bleiben oder um wieder zu gehen? Bisher hat sich die Inflation als hartnäckiger erwiesen, als die Notenbanker gedacht haben.

Meine persönliche Vermutung geht dahin, dass sich die Inflation langsam einem Hochpunkt nähert, dann über einige Wochen und Monate deutlich zurückgeht, ohne aber auch zunächst nur annähernd die Zielwerte der Notenbanken zu erreichen. Im Bereich um 5 % könnte sich die Inflationsrate stabilisieren. Dann wird sich entscheiden, ob die Notenbanken die Fähigkeit und den Willen haben, die Inflation ernsthaft zu bekämpfen oder ob eine Weginflationierung der enormen Staatsschulden nicht eher der gewollte Weg ist.

US 10Y Bond Yield
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Bund Future:

Anmerkung: Der Bund Future verhält sich invers zur Rendite. Fällt der Future steigt die Rendite, steigt der Future, fällt die Rendite.

Der Bund Future legte ab September 2014 nach einem Tief bei 119,92 Punkten eine rasante, jahrelange Rally hin. Der Future kletterte im März 2020 auf ein Hoch bei 181,97 Punkten.

Anschließend konsolidierte der Future lange in einem bullischen Keil. Im Januar 2022 fiel er erstmals aus dem Keil nach unten raus. Eine anschließende kurze Erholung wurde wieder abverkauft. Damit setzte ein crashartiger Abverkauf ein, welcher den Future auf das log. 61,8 % Retracement der Aufwärtsbewegung ab September 2014 führte. Dieses Retracement liegt bei 140,63 Punkten.

Dort startete eine starke Erholung. In der letzten Woche notierte der Future kurzzeitig über dem Widerstand bei 157,57 Punkten. Ein Ausbruch auf Wochenschlusskursbasis gelang aber nicht. Der Future geriet am Dienstag nach einem Hoch bei 159,70 Punkten unter Druck.

Die Rally im Bund Future dürfte im Wesentlichen vorbei sein. In den nächsten Tagen und Wochen ist mit fallenden Notierungen zu rechnen. Erste Abwärtsziele liegen bei 152,14 und 147,66 Punkten.

Sollte der Future unerwartet stabil über das letzte Wochenhoch ausbrechen, dann könnte die Rally noch in Richtung 165-166 Punkte ausgedehnt werden.

Fazit: Die Zinsen könnten in der letzten Woche ein kurzfristiges Tief erreicht haben und nun wieder für einige Wochen anziehen. Ob es dabei zu neuen Hochs kommt, bleibt aber noch abzuwarten.

Euro-Bund Future
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Über den Experten

Alexander Paulus
Alexander Paulus
Technischer Analyst und Trader

Alexander Paulus kam zunächst über Börsenspiele in der Schule mit der Börse in Kontakt. 1997 kaufte er sich seine erste Aktie. Nach einigen Glückstreffern schmolz aber in der Asienkrise 1998 der Depotbestand auf Null. Da ihm das nicht noch einmal passieren sollte, beschäftigte er sich mit der klassischen Charttechnik und veröffentlichte seine Analysen in verschiedenen Foren. Über eine Zwischenstation kam er im April 2004 zur stock3 AG (damals BörseGo AG) und veröffentlicht seitdem seine Analysen auf stock3.com (ehemals GodmodeTrader.de)

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