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12:51 Uhr, 03.07.2006

Zink - kurzfristige Entlastung möglich

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Zink ist knapp. Nur bei Kupfer und Nickel ist das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage vergleichbar stark. Doch kurzfristig könnte es zu einer Entlastung kommen, wie Sie in diesem Artikel lesen können.

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Zink hat sich innerhalb eines Jahres von rund 1200 auf 3800 Dollar pro Tonne verteuert. Der Preis stieg im Einklang mit der zunehmenden Verknappung des Metalls, welches Firmen rund um den Globus zur Ummantelung von Stahl zum Korrosionsschutz dient. Die Stahlnachfrage boomt, weil es den westlichen Industrieländern wirtschaftlich wieder besser geht und sich die Schwellenländer, darunter besonders China, im Wachstum überschlagen. Die Käuferseite erhielt zum Jahresbeginn einen zusätzlichen Schub, als Stahlverarbeiter dazu übergingen, ihre Lagerbestände wieder aufzufüllen.

Während die Nachfrage kräftig wächst, ist das Angebot knapp. Eine geringe, aber wachsende Zahl von Stahlverarbeitern gehen wegen des geringen Angebots und des hohen Preises für Zink dazu über, Substitute für Zink zu finden. So werden beispielsweise Stahlkühlschränke eben nicht mehr mit Zink gegen Rost geschützt, sondern mit Lack oder Farbe. Viele Stahlgeräte müssen eben nicht verzinkt werden, da sie nicht im direkten Kontakt mit Wasser stehen. Die Möglichkeiten sind vielfältig und Not macht bekannterweise erfinderisch. Doch ist die Tendenz zur Rationierung der Nachfrage wie bei den anderen Industriemetallen noch relativ gering, sodass sie sich nicht nennenswert auf die Nachfrage auswirkt. Inflationsbereinigt liegen die Metallpreise noch immer unter ihren Rekordhochs und sind offensichtlich noch nicht hoch genug, um Nachfrager mit einer geringen Zahlungsbereitschaft aus dem Markt ausscheiden zu lassen.

Die Geringfügigkeit des Angebots gilt dabei nicht nur für die ständigen Lieferungen der Minengesellschaften, sondern auch für die Lagerbestände. Sie sind auf bedenklich niedrige Niveaus gefallen. Die Entleerung der Lager verschärfte sich dabei seit Jahresbeginn noch mehr, als zahlreiche Produktionsprobleme bei den Minen das Angebot dezimierten und die Nachfrage noch stärker auf die Produkte in der Lagerhaltung angewiesen war. Berichte über Produktionsprobleme, Streiks und Unfälle gehörten seit Jahresbeginn zur Tagesordnung. So meldete die peruanische Antamina einen Rückgang ihrer Zinkoxidproduktion zum Vorjahr um 55%, während Falconbridge 3% weniger herstellte und sich dabei auf eine schlechte Erzqualität und auf einen Steinrutsch in der Brunswick-Mine bezog. Bei der mexikanischen Grupo Mexiko gingen die Arbeiter auf die Barikaden und legten die Produktion lahm. Die ostaustralischen Minen mussten ihre Produktion zeitweise beenden, um sich vor den Zyklonen im Frühjahr in Sicherheit zu bringen. BHP Billiton stoppte die Produktion an der Cannington-Mine, um die Schächte der Mine zu warten. Schlechte Zeichen für die Angebotsentwicklung! Dies gilt jedoch nicht uneingeschränkt. Ganz im Gegensatz zu den meisten anderen Metallen zeichnet sich Zink nämlich dadurch aus, dass das Angebot relativ kurzfristig nach oben angepasst werden könnte.

Das besondere an Zink ist, dass zahlreiche Minen in den Jahren 2000-2003 geschlossen wurden, weil die Zinkpreise auf derart niedrige Niveaus gefallen waren, dass sich der Verkauf des Metalls für die Betreiber nicht mehr lohnte. Viele Unternehmen mussten Insolvenz anmelden und ihre Besitztümer an größere Minen zu Schleuderpreisen verkaufen, da sie die Kosten nicht mehr tragen konnten. Nun sind die Preise auf sehr auskömmliche Niveaus angestiegen und viele Gesellschaften nehmen stillgelegte Schächte in der Hoffnung auf weiter hohe Marktpreise wieder in Betrieb. So erwarb die schweizerische Gesellschaft Glencore zwei Zinkminen im US-Bundesstaat Tennessee. Der damalige Besitzer, die US-Gesellschaft Asarco, ist schon seit 1 ½ Jahren pleite. Eine weitere vor der Wiederinbetriebnahme stehende Mine ist die Lennard Shelf-Mine von Falconbridge und Teck Cominco. Die Liste ließe sich beliebig fortführen. Festzuhalten bleibt: Zahlreiche Minen können kurzfristig wieder in Betrieb gehen und für zusätzliches Angebot sorgen. Das gilt auch für zahlreiche chinesische Minen. China erhöhte seine Produktion seit Jahresbeginn. Zwar ist China schon seit dem Jahr 2004 Nettoimporteur von Zink. Durch die inländische Produktionsausweitung fiel der Import in den ersten drei Monaten dieses Jahres zu den letzten drei Monaten 2005 um 39%.

Zusammenfassung

Im übergeordneten Trend ist Zink weiter knapp, daran wird auch das Angebot, dass nun kurzfristig auf den Markt gebracht werden kann, nicht viel ändern. Es wird höchstens zu einer Entlastung der Verknappung führen. Die meisten Analysten gehen davon aus, dass das Angebot noch bis in das Jahr 2008 hinein knapp sein wird. Wie bei allen anderen Metallen ist auch bei Zink die größte Gefahr eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums, besonders in China. Sollte sich das „Land der Mitte“ durch einen Wachstumsrückgang zum Nettoexporteur von Zink wandeln, würde dies zu einem Einbruch der Preise führen.

Diese Analyse ist Teil des Rohstoff-Report. Wenn Sie Analysen dieser Art zeitnah per E-Mail erhalten möchten, können sich unter http://www.rohstoff-report.de kostenlos in den Verteiler für den Rohstoff-Report eintragen.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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