Kommentar
14:58 Uhr, 11.12.2007

ZEW-Konjunkturerwartungen weisen unverändert nach unten

1. Die ZEW-Konjunkturerwartungen gaben im Dezember abermals nach und sanken auf -37,2 Punkte, den niedrigsten Stand seit Januar 1993. Damit wurden die Erwartungen der von Bloomberg befragten Volkswirte (Median: -34,5 Punkte) wie auch unsere (-32,0 Punkte) unterschritten. Die Lagebeurteilung gab um 6,5 Punkte nach und weist nun einen Stand von 63,5 Punkten auf.

2. Selten waren die Vorzeichen für eine Stabilisierung der ZEW-Konjunkturerwartungen so gut wie in diesem Monat. Die Finanzmärkte erholten sich spürbar, der DAX lag zuletzt wieder über 8000 Punkte. Begünstigt wurde die gute Stimmung an den Märkten durch die sich abzeichnende Leitzinssenkung der US-Notenbank.

3. Wenn sich die Konjunkturerwartungen der sowohl auf die Konjunktur- als auch auf die Finanzmarktentwicklung achtenden Analysten also erneut eingetrübt haben, so muss das wohl an „echten“ Konjunktursorgen gelegen haben. Was war aber der Anlass zur Sorge? Eigentlich hat sich nicht allzu viel gegenüber dem Vormonat geändert, vielmehr haben sich das Rohöl und der Euro sogar etwas verbilligt. Schaut man in die Details, so war es vermutlich die Sorge um die weltwirtschaftliche Entwicklung und damit um die deutsche Exportentwicklung. In allen abgefragten Regionen haben sich die Konjunkturerwartungen eingetrübt, am stärksten im Vereinigten Königreich. Dort könnte, so wird befürchtet, der Immobiliensektor ähnlich wie in den USA unter Druck geraten. Für die deutschen Exporte wären das in der Tat keine guten Vorzeichen, hat sich doch das von uns aggregierte ZEW-Klima der deutschen Handelspartner im vierten Quartal um 19 Punkte auf nunmehr 3 Punkte eingetrübt.

4. Perspektivisch könnten die ZEW-Konjunkturerwartungen weiter unter Druck geraten, dann nämlich, wenn mit den testierten Jahresabschlüssen der Banken und Investmenthäuser möglicherweise weiterer Abschreibungsbedarf infolge der Subprime-Krise aufgedeckt wird.

5. Konjunkturell sind die ZEW-Konjunkturerwartungen und die ZEW-Lage zurzeit nur schwer zu interpretieren. So gesehen sollten derzeit weder die Entwicklung noch das niedrige Niveau der Erwartungen beunruhigen, genauso wenig, wie die hohe Lagebeurteilung in Sicherheit wiegen sollte. Allein die Zusammenfassung zu einem Klimaindikator, also einem Mittelwert aus Erwartungen und Lage, ist derzeit interpretierbar. Dieses ZEW-Klima weist aktuell nach unten, ohne aber abzustürzen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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