ZEW-Konjunkturerwartungen - "crash, boom, bang"?
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
1. Die ZEW-Konjunkturerwartungen sanken im November auf -32,5 Punkte, das ist der tiefste Stand seit Februar 1993. Von Bloomberg befragte Volkswirte hatten im Mittel (Median) einen Stand von -20,0 Punkten erwartet, wir waren pessimistischer (-25,0 Punkte). Die Lage wird dagegen nahezu unverändert eingeschätzt (-70,0 Punkte).
2. Mit dem abermaligen Rückgang haben sich die Hoffnungen des vergangenen Monats auf eine Stabilisierung der ZEW-Konjunkturerwartungen zerschlagen. Zu schlecht waren die Rahmenbedingungen.
• Die Aktienmarktentwicklung in Deutschland war zwar in den vergangenen Wochen nur leicht abwärts geneigt, doch zum Ende des Befragungszeitraums schwächelten die anderen Börsen weltweit. Mehr noch als die Aktienmarktentwicklung dürften aber Unternehmensnachrichten, wie die von der Citigroup, auf der Stimmung gelastet haben. Befürchtungen einer Kreditkrise 2.0 kamen auf.
• Der volkswirtschaftliche Rahmen war ebenfalls nicht vertrauenerweckend. Euro und Ölpreis eilten von einem Allzeithoch zum nächsten und nahmen die deutsche Volkswirtschaft in die Zange. Erste Stagflationsängste kamen auf. Es ist aber auch eine vertrackte Situation, denn Unternehmen sehen sich auf der einen Seite mit steigenden Rohstoff- und Energiekosten und auf der anderen Seite mit Druck auf die Exportmargen konfrontiert.
• Die Konjunkturindikatoren schließlich zeigten sich zwar für die USA, nach denen oft geschielt wird, als im Schnitt neutral, doch für Deutschland und Euroland befanden sich die Frühindikatoren weiterhin im Sinkflug.
3. Aber: Es wird nichts so heiß gegessen, wie gekocht wird! Das gilt auch für die ZEW-Konjunkturerwartungen. Der Zusammenhang zum Wachstum des Bruttoinlandsprodukts war in den vergangenen 24 Monaten nur noch lose. Insofern sollte das niedrige Niveau der Erwartungen nicht zu übertriebenen Sorgen führen.
4. Um beim Bild zu bleiben: Warm sind die Mahlzeiten in der Regel dennoch. Das bedeutet: Die schlechten Daten fügen sich in das konjunkturelle Gesamtbild ein, und dieses wird trüber. Zunächst dürfte das ifo Geschäftsklima weiter sinken. Das von uns berechnete ZEW-Klima der Handelspartner deutet steil nach unten und das ifo Geschäftsklima folgt diesem seit geraumer Zeit (Schaubild oben links). Das deutet im Übrigen auch darauf hin, dass es derzeit die außenwirtschaftlichen Fragen sind, die die Stimmung belasten: Hoher Eurokurs, Anzeichen einer Verlangsamung der Konjunktur bei den deutschen Handelspartnern. So ist der OECD-Leading Indicator für die deutschen Handelspartner in den letzten Monaten spürbar in die Knie gegangen (Schaubild oben rechts).
5. All das deutet darauf hin, dass die kommenden Monate eine Belastungsprobe für die konjunkturelle Entwicklung werden. Wir erwarten als Folge der Gemengelage aus steigenden Energiekosten, anziehender gefühlter Inflation, Euro-Aufwertung und Finanzmarktkrise eine Konjunkturdelle. Solange die Unternehmen auf diese nicht mit einem Stellenabbau reagieren, sollte Schlimmeres jedoch vermieden werden.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.