Kommentar
15:46 Uhr, 12.12.2006

ZEW-Index deutet Fortsetzung des Aufschwungs an

1. Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland haben sich im Dezember spürbar verbessert und stiegen von -28,5 auf -19,0 Punkte an. Damit wurden die Erwartungen der von Bloomberg befragten Volkswirte (Median: -25,0 Punkte) deutlich übertroffen. Wir waren zu Recht optimistischer (DekaBank: -12,0 Punkte). Die Lagebeurteilung verbesserte sich ebenfalls spürbar auf nunmehr 63,5 Punkte (Bloomberg- Median: 55,3 Punkte, DekaBank: 56,0 Punkte).

2. Es ist geschafft: Die ZEW-Konjunkturerwartungen haben gedreht. Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit markiert der Novemberwert den unteren Wendepunkt. Freilich steht eine Bestätigung durch drei Anstiege in Folge noch aus, doch die sollte in den kommenden Monaten erfolgen. Was hat die Finanzmarktanalysten in den vergangenen vier Wochen umgetrieben? Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass die Konjunkturindikatoren perspektivisch ein optimistisches Bild gezeichnet haben, das ungefähr folgendermaßen aussieht: Die Unternehmen, die unserer Ansicht nach eine Schlüsselposition innehaben, signalisierten in der letzten ifo-Umfrage – losgelöst von der Frage, ob die Stimmung zu euphorisch ist – dass sie die Konjunkturdelle als ein vorübergehendes Phänomen betrachten und danach auf eine Fortsetzung des Aufschwungs setzen. Das hat drei wichtige Konsequenzen:
• Erstens werden die Unternehmen in der Konjunkturdelle ihre Investitionspläne nicht umwerfen.
• Zweitens werden sie entsprechend auch nicht vom Arbeitsplatzaufbau auf einen Arbeitsplatzabbau umschalten.
• Der dritte Punkt ist zwar etwas spekulativer, gleichwohl nicht unwahrscheinlich: Die Unternehmen werden in Erwartung einer im zweiten Halbjahr 2007 wieder erstarkten Nachfrage die Produktion in der nachfrageschwachen Konjunkturdelle nur unwesentlich zurückfahren und auf Lager produzieren oder ihre Auftragsbestände abarbeiten.

Positiv überraschte im Berichtsmonat auch die Stärke des Arbeitsmarktes. Selbst wenn man Sonderfaktoren mitberücksichtigt, waren das ausgezeichnete Daten, die vom Einstellungswillen der Unternehmen künden. Schließlich greift wieder Zuversicht um sich, dass die Weltwirtschaft wieder Schwung aufnimmt: So haben sich in der ZEW-Umfrage die Erwartungen für alle Regionen mit Ausnahme Japans verbessert.

3. Was macht man daraus? Zunächst mal sollte man den Verlauf der Konjunkturerwartungen nicht allzu sehr in den Fokus rücken, denn der Zusammenhang zur wirtschaftlichen Entwicklung war in den letzten Jahren eher schwach. Die große Stärke der ZEW-Konjunkturerwartungen liegt in der frühzeitigen Ankündigung von konjunkturellen Umkehrpunkten. So gesehen deuten sie auf eine befristete Konjunkturdelle hin. Deutlich besser ist der Erklärungsgehalt des von uns nach der ifo-Methode konstruierten ZEWKlimas, das für das vierte Quartal eine weiterhin hohe Konjunkturdynamik im Vergleich zum Vorjahr nahelegt.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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