Zertifikate - Eine Verpackung für Hedge Funds
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Der in Deutschland lebende und Steuern zahlende Anleger hatte bislang keine Chance, Hedge Funds auf legale Weise direkt zu erwerben. Der Grund lag in der Gesetzgebung und macht sich an entsprechenden Regelungen des Kapitalanlaggesellschaftsgesetzes und des Auslandsinvestmentgesetzes fest. Einerseits verhinderten diese Regelungen bislang, dass in Deutschland Hedge Funds aufgelegt wurden oder werden konnten. Andererseits war es den Anlegern auch nicht gestattet, Produkte von ausländischen Anbietern zu kaufen. Nach ausländischem Recht errichtete Hedge Funds unterliegen nämlich den Bestimmungen des Auslandsinvestmentgesetzes. "Dies hat zur Folge", so Rechtsanwalt Achim Pütz von SJ Berwin, "dass dann nicht nur die besonderen steuerlichen Regelungen des Auslandsinvestmentgesetzes zum Tragen kommen, sondern auch, dass ein öffentlicher Vertrieb von Anteilen an einem solchen Hedge Funds in Deutschland nur dann möglich ist, wenn eine entsprechende Vertriebserlaubnis der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht vorliegt."
In der praktischen Konsequenz gingen Anleger, die dennoch einen Hedge Funds im Depot haben wollten, das Risiko einer hohen Strafbesteuerung ein. Die Stichworte "Schwarzer Fonds" und "Grauer Fonds" seien in diesem Zusammenhang genannt.
Aber wie so immer gibt es in marktwirtschaftlichen Systemen einen Ausweg. Wenn der treusorgende Gesetzgeber glaubt, die Anleger schützen zu müssen, erfindet die Finanzbranche eben etwas Neues. Aufgabenstellung für die Finanzingenieure der Banken war es, den Anleger an der Wertentwicklung von Hedge Funds oder Dach- Hedge Funds teilhaben zu lassen, ohne gegen geltendes Recht zu verstoßen. Heraus kam eine Fülle von mehr oder weniger praktikablen Rechtskonstruktionen (siehe Grafiken). Inzwischen kann der Anleger unter rund 40 Hedge Funds-Zertifikaten wählen. Das erste Zertifikat war das Comas 1 der Commerzbank Securities, das am ersten Februar 2000 gestartet, aber nicht an der Börse gelistet wurde. In puncto Börsenlisting hatte das Xavex Hedge Select der Deutschen Bank mit seinem Start im September 2000 die Nase vorne. Die Wertentwicklung der meisten Zertifikate ist an einen eigens für sie geschaffenen Index gekoppelt. Dieser Index spiegelt die strategischen Allokationsentscheidungen eines Dach-Hedge Funds wider, der eben seinen Sitz in New York, der Schweiz oder Offshore hat. "Vorteile der Zertifikatekonstruktion sind die leichte Abbildbarkeit eines Strategiemix, die Handelbarkeit und die Möglichkeit permanente Kurse zu stellen", sagt Claus Hilpold, Hedge Funds-Experte der Commerzbank Securities. Aber auch die Nachteile eines Hedge Funds-Zertifikates müssen genannt werden: "Der Anleger trägt das Kreditrisiko des Emittenten und im Falle eines Konkurses desselben hat er kein Aussonderungsrecht", sagt Hilpold weiter.
Bislang hat es in Deutschland aber noch keinen Ausfall gegeben. Für Anleger ist die Zertifikatslösung auch deswegen reizvoll, weil die Besteuerung eindeutig ist: Wird das Zertifikat länger als ein Jahr gehalten, können Wertzuwächse beim Verkauf steuerfrei realisiert werden. Einziger großer Wermutstropfen bislang: Einige Emittenten sind nicht gerade dafür bekannt, die für eine Vergleichbarkeit der Zertifikate notwendigen Daten zeitgerecht zur Verfügung zu stellen. Somit ist der Markt noch zu intransparent.
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