Kommentar
08:58 Uhr, 27.01.2021

Zentralbankpolitik in Japan vor Wandel?

Im März wird es aller Voraussicht nach zu einem radikalen Wandel in der Geldpolitik kommen. Die Folgen für den Aktienmarkt sind kaum abschätzbar.

Die japanische Notenbank ist in vielerlei Hinsicht eine Vorreiterin. Sie hat sich besonders experimentierfreudig gezeigt. Sie ist die einzige große Notenbank, die eine Zinskurvenkontrolle umsetzt und Aktien kauft. Im März dürfte es zu mehreren weitreichenden Änderungen kommen. Dem Aktienmarkt wird wahrscheinlich keine dieser Änderungen gefallen.

Der japanische Leitindex Nikkei erreichte zuletzt immer neue Hochs, die seit 30 Jahren nicht mehr gesehen wurden. Der Kursverlauf ist fast senkrecht. Zum Teil ist das auf das weiterhin stattliche QE-Programm zurückzuführen. Der Markt beendete mit der Einführung von QE einen Bärenmarkt, der über 20 Jahre andauerte (Grafik 1).


Mit der Einführung von QE ging es für den Nikkei von 8.000 Punkten auf fast 30.000 Punkte nach oben. Das ist bemerkenswert, denn die Wirtschaft ist im gleichen Zeitraum kaum gewachsen. Immerhin schrumpfte sie nicht mehr. Das ist schon viel wert. Man kann aber nicht behaupten, dass die japanische Wirtschaft boomt. Der Kursanstieg wurde vor allem durch eine höhere Bewertung erreicht.

Nicht nur Anleihenkäufe haben dem Aktienmarkt geholfen. Besonders hilfreich war der direkte Kauf von Aktien. Immer dann, wenn die Käufe beschleunigt wurden, konnte auch der Nikkei stärker zulegen (Grafik 2). Die Rally der letzten Monate ist daher wohl kein Zufall. Das Tempo an Aktienkäufen war noch nie so hoch wie jetzt.


Die Bank of Japan hält inzwischen Aktien im Wert von fast 400 Mrd. Dollar. Aktien sind von Natur aus schwankungsanfällig. Nun macht sich die BoJ zunehmend Sorgen, dass zu viele riskante Anlagen ihre Bilanz schwächen. Sie erwägt daher mehrere Änderungen ihrer bisherigen Politik.

Bisher behielt sie sich vor, bis zu 110 Mrd. Dollar an Aktien pro Jahr zu kaufen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie diese Politik im März anpassen wird. Ob sie den monetären Betrag von 110 Mrd. pro Jahr abschafft oder durch einen anderen Wert ersetzt, ist bisher unbekannt. Sie könnte auch eine Gesamtsumme festlegen, bei der z.B. nicht mehr als 500 Mrd. an Aktien in der Bilanz liegen sollen.

So oder so, es läuft auf eine Reduktion der Aktienkäufe hinaus. Als wäre das nicht problematisch genug, soll auch die Zinskurvenkontrolle abgeschwächt werden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird die Notenbank einen Zinsanstieg vom bisherigen Niveau zulassen. Steigende Zinsen sind für den Aktienmarkt ebenfalls schwierig.

Dass die Zinsen steigen werden, ist vorprogrammiert. Die Zinskurvenkontrolle fokussiert sich auf die Rendite 10-jähriger Anleihen. 30-jährige, die nicht auf ein bestimmtes Niveau festgelegt sind, zeigen steigende Zinsen.

Die Notenbank wird Anlegern das Leben im März wohl deutlich erschweren. Bisher hatte die Politik der BoJ auf den Rest der Welt begrenzten Einfluss. Man muss für europäische und amerikanische Aktien keinen Abverkauf befürchten. Wer hingegen japanische Aktien hält, sollte den März dringend im Blick behalten.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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