Zeitpunkt günstig, um EM-Aktien überzugewichten
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Die Risiken sind weiter hoch, aber Makro- und Fundamentaldaten sowie Momentum bestimmen derzeit unsere Asset-Allocation-Entscheidungen.
Natürlich müssen bei unserer Asset-Allokation die Rahmendaten berücksichtigt werden. Genauso wichtig sind derzeit aber auch die Momentum-Indikatoren sowie die Anlagekapitalströme. Unsere Entscheidung, Aktien gegenüber Anleihen überzugewichten, beruhte in erster Linie auf fundamentalen sowie Momentum-Faktoren.
Das wirkte sich durch Übergewichtung von Emerging-Market-Aktien auch auf unsere regionale Allokation aus.
Anlagekapitalströme wichtiger Faktor
Die Berücksichtigung grundlegender Trends reicht momentan wohl nicht, um die optimale taktische Asset-Allokation zu ermitteln. Kurz vor einer weiteren fundamentalen Trendwende kommt es nun entscheidend darauf an, wie Investoren sich verhalten und welche Anlegergruppen die Marktdynamik vorrangig antreiben. Diese Faktoren müssen anhand der Anlagekapitalströme und Vermögenspreise bewertet werden, bevor sie in unsere aktuellen Gewichtungsentscheidungen einfließen.
Neben den immer noch günstigen fundamentalen Trends und nachlassender Ungewissheit stützen wir unsere stärker risikoorientierte Asset-Allokation jetzt vor allem auf das zunehmende Anlegerinteresse an risikoreicheren Anlageformen wie Aktien und Rohstoffen sowie kurz- und mittelfristig positive Kurstrendsignale. Gleichzeitig nimmt die negative Preisdynamik an den Staatsanleihemärkten zu.
Vor diesem Hintergrund setzen wir jetzt auf eine moderate Übergewichtung von Rohstoffen sowie eine leichte Übergewichtung von Aktien und eine leichte Untergewichtung von Staatsanleihen. Auch unsere regionale Aktienallokation ist aus folgenden Gründen jetzt stärker risikoorientiert:
Höherer Risikoappetit günstig für EM-Aktien
Wir haben unsere Allokation von Schwellenländeraktien von neutral auf übergewichtet gesetzt. Finanziert wurde dieser Schritt durch Untergewichtung von US-Aktien (-1) und europäischen Titeln (-1). Japanische Aktien gewichten wir derzeit neutral: Der attraktiven Bewertung steht eine überdurchschnittlich hohe Ungewissheit entgegen.
Andererseits ist eine zunehmende Gewichtung von EM-Werten derzeit nicht ohne Risiko. Wir meinen jedoch, dass die Risiken durch die zuvor genannten Faktoren wettgemacht werden.
Schwächephase für EM-Titel bald zu Ende?
Trotz der nahezu einhellig positiven Einschätzung dieser Asset-Klasse in 2010 erlebten die Emerging Markets eine vorübergehende Phase der Underperformance von bis zu 10 % – trotz der auf längere Sicht positiven strukturellen Faktoren (stärkeres Wachstum, geringere Verschuldung, höhere Profitabilität, wachsender internationaler Einfluss, angemessene Bewertungen). All diese Faktoren bestehen nach wie vor.
Diese Schwäche lag nach unserem Dafürhalten an einer vorübergehenden Trendwende an den Emerging Markets, die vor allem auf folgenden Faktoren beruhte:
• Die Makrodaten der entwickelten Märkte belebten sich deutlich: So erreichten der deutsche ifo-Index und der US-ISM-Index Rekordstände. Mit anderen Worten: Die relative Wachstumslücke verengte sich.
• Inflationsängste belasteten die Entwicklung an den Emerging Markets. Auch die geldpolitische Straffung in den Schwellenländern bei einer gleichzeitig anhaltend lockeren Geldpolitik in den Industrieländern beeinträchtigte die relative Performance. So hat China seit Oktober viermal die Zinsen angehoben (von 5,34 % auf 6,31 %) und sechsmal den Mindestreservesatz (von 17 % auf 20 %).
• Durch die Stärkung der Makroindikatoren an den entwickelten Märkten konnten sich EM-Aktien in puncto Gewinnwachstum und -dynamik nicht gegenüber ihren Pendants aus den Industrieländern durchsetzen.
• Außerdem haben die Unruhen im Nahen Osten das politische Risiko in den Schwellenländern wieder in den Vordergrund gerückt und die Angst vor angebotsbedingten Ölpreisanstiegen verstärkt.
Entspannung steht kurz bevor
Mehrere Indikatoren deuten auf eine Trendwende hin:
• Die Geldpolitik in den Industrieländern normalisiert sich allmählich. Die EZB hat vergangene Woche den ersten Schritt getan, die Bank of England wird wahrscheinlich im Mai folgen. Entsprechend wird sich die geldpolitische Divergenz im Verhältnis zu den Schwellenländern in eine geldpolitische Konvergenz wandeln.
• Auch bei dem von den Frühindikatoren signalisierten Wirtschaftswachstum könnte es zu einer Annäherung zwischen den Regionen kommen.
• Der dritte Faktor ist das Gewinnwachstum. Insgesamt erleben wir hier eine Stabilisierung der Gewinndynamik an den Emerging Markets.
• Zudem gibt es erste Hinweise auf erneute Kapitalflüsse in die Schwellenländer. Vergangene Woche erlebten wir den stärksten Kapitalzufluss seit Januar (siehe Grafik).
Eine stärkere Gewichtung ist nicht ohne Risiko. Doch im großen Ganzen sind die positiven Faktoren unserer Auffassung nach derzeit die dominante Kraft an den Finanzmärkten.
Quelle: ING Investment Management
ING Investment Management ist der globale Asset Manager der ING Gruppe. Mit annähernd 375 Milliarden Euro Assets under Management, vertreten in 37 Ländern mit mehr als 3.700 Mitarbeitern, ist ING Investment Management (ING IM) weltweit auf Platz 27 im Asset Management.
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