Zeitenwende am Anleihenmarkt
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Niedrige Inflation und immer weiter sinkende Zinsen haben in den vergangenen vier Jahrzehnten einen ungeheuren Rückenwind für die Aktienmärkte bedeutet. Ein weiteres Indiz dafür, dass sich die Dinge an den Finanzmärkten nun aber grundlegend verändern könnten, ist am Dienstag hinzugekommen: Die Rendite der zehnjährigen deutschen Bundesanleihe kletterte zum ersten Mal seit dem Jahr 2015 wieder über die Marke von einem Prozent. Im Hoch erreichte die Anleihenrendite 1,016 Prozent, bevor sie wieder unter die Marke von einem Prozent zurückfiel.
Die steigenden langfristigen Zinsen sind vor allem auf die hohe Inflation und die Erwartung einer bevorstehenden geldpolitischen Wende zurückzuführen. Anders als zunächst erwartet, hat sich die hohe Inflation nach dem Corona-Schock nicht als Eintagsfliege erwiesen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat zwar bisher noch gezögert und auf Zinserhöhungen verzichtet, spätestens in der zweiten Jahreshälfte 2022 dürfte nun aber auch die EZB auf die hohe Inflation reagieren und die Nullzinsphase beenden.
Die Finanzmärkte nehmen diese bevorstehende Zinswende bereits vorweg, unter anderem mit steigenden Renditen bei Anleihen mit längerer Laufzeit. Die Anleihenrenditen sind zwar inzwischen rasant gestiegen, Anleihen bieten aber deshalb noch lange keinen Inflationsausgleich. Der Realzins (Zins minus Inflation) bleibt stark negativ. Im April lag die Inflationsrate in Deutschland nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamts bei 7,4 Prozent.
Wegen der stark negativen Realverzinsung bei festverzinslichen Anlagen ist davon auszugehen, dass die langfristigen Zinsen weiter steigen dürften. Dies gilt ganz besonders, falls sich die Inflation in den kommenden Monaten und Quartalen nicht merklich abschwächen sollte.
Das für die Aktienmärkte besonders vorteilhafte Umfeld aus sinkenden Zinsen und niedriger Inflation könnte zu Ende gehen. Noch allerdings ist es nicht ganz so weit, wie eine technische Betrachtung der deutschen Zehnjahresrendite zeigt. Eine markante Abwärtstrendlinie der vergangenen Jahrzehnte wurde bisher noch nicht überwunden. (Es handelt sich bisher strenggenommen auch nur um eine vorläufige Abwärtstrendlinie, weil es nur zwei Auflagepunkte des Renditeverlaufs an der Trendlinie gibt.)
Ein markantes und vor allem nachhaltiges Überschreiten der Abwärtstrendlinie könnte längerfristiges Ungemach für die Aktienmärkte signalisieren. Das negative Umfeld könnte durchaus auch für längere Zeit als nur für den bevorstehenden Zinserhöhungszyklus Bestand haben.
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