Kommentar
11:31 Uhr, 27.06.2008

Yen-Fundamental: Rekordtief gegenüber Euro

Über die letzten drei Monate ist die japanische Währung in einen Abwärtssog gegenüber dem Euro, dem US-Dollar und dem britischen Pfund geraten. Der Yen musste Abwertungen zwischen 5 % und 7 % hinnehmen. Das darf aber nicht darüber hinweg täuschen, dass im Vergleich über die letzten zwölf Monate der Yen gegenüber dem US-Dollar und Pfund Sterling nach wie vor deutlich stärker notiert und auch gegenüber dem Euro die Abwertung mit 1,5% wesentlich moderater ausfiel als über die letzten drei Monate. Im Gegensatz zu den USA, Euroland und dem Vereinigten Königreich plagen Japan keine Inflationssorgen und somit entfällt die Geldpolitik als fundamentale Stütze der japanischen Währung. Hingegen ist es in den USA nur eine Frage der Zeit, bis der Zinserhöhungszyklus einsetzt, und die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte bereits am 3. Juli ihre Leitzinsen erhöhen.

Konjunktur/Inflation: Inflation weiterhin moderat

Das Wachstum der japanischen Volkswirtschaft im ersten Quartal 2008 wurde auf 1,0 % qoq nach oben revidiert. Für den Jahresdurchschnitt 2008 bleibt unsere Prognose zwar bei einem Wachstum von 1,5 %, dies beinhaltet jedoch eine Abwärtsrevision der Konjunkturdynamik im zweiten und dritten Quartal 2008. Schwächere Impulse als bislang prognostiziert dürften vom Außenhandel und von den gewerblichen Investitionen kommen. Hierauf deuten die monatlichen Indikatoren für die Exporte und Importe sowie für die Auslieferungen für Kapitalgüter und die Auftragseingänge hin. Dass die japanische Wirtschaft insgesamt dennoch recht robust da steht, zeigt auch die noch immer niedrige Arbeitslosenquote im Mai von 4,0 %. Die Inflationsentwicklung bleibt nach wie vor moderat. Die Gesamtinflationsrate betrug im Mai 1,3 %. Die Preistreiber bleiben aber die Bereiche Energie und Nahrungsmittel. Die Kernrate (ohne Energie und Nahrungsmittel) lag im Mai bei -0,1 %.

BoJ: Keine Anzeichen für baldige Zinserhöhung

Die japanische Zentralbank hat erwartungsgemäß im Juni den Leitzins bei 0,5 % belassen. Auf der Pressekonferenz zum Zinsentscheid gab es von BoJGouverneur Shirakawa keine Hinweise auf baldige Zinserhöhungen. Die BoJ zeigt sich derzeit zufrieden mit dem niedrigen Leitzinsniveau. Wir rechnen nicht mit einer Zinserhöhung in diesem Jahr. Damit wird die japanische Geldpolitik auch weiterhin nur eine passive Rolle bei der Wechselkursentwicklung einnehmen.

Finanzmärkte: Abnehmender Optimismus

Die Spekulanten an der Chicago Mercantile Exchange betrachten den Yen mit abnehmendem Optimismus. Über die letzten drei Monate wurden die Nettolongpositionen in Yen kontinuierlich reduziert und liegen mittlerweile auf dem niedrigsten Niveau seit vergangenen Dezember. Die niedrige Yen-Longpositionierung der Spekulanten deutet aber nicht auf ein ausgeprägtes Belastungspotential hin.

Prognose

Auf Sicht von zwölf Monaten rechnen wir mit einer weiteren Abschwächung des Yen gegenüber dem Dollar. Der von uns erwartete Zinserhöhungszyklus der Fed in 2009 dürfte im Wesentlichen hierzu beitragen. Dieser Trend wird sich unserer Ansicht nach auch nicht von einer japanischen Zentralbank aufhalten lassen, die in der zweiten Jahreshälfte 2009 beginnt, die geldpolitische Normalisierung fortzusetzen. Anders hingegen schätzen wir die mittelfristige Entwicklung gegenüber dem Euro ein. Hier dürfte die BoJ sehr wohl zu einer Stärkung des Yen beitragen können, da wir 2009 keine weiteren Zinserhöhungen der EZB erwarten. Zusätzlich rechnen wir im Vergleich zu Euroland mit einer Veränderung der Wachstumsdifferentiale zu Gunsten Japans.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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