Kommentar
13:28 Uhr, 21.05.2008

Yen-Fundamental: Keine Bewegung nach Zinsentscheid

Die Entscheidung der Bank of Japan am 20. Mai, die Leitzinsen bei 0,5 % zu belassen, hat den Yen erwartungsgemäß wenig bewegt. Der Yen zeigt sich im Monatsvergleich nahezu unverändert gegenüber dem US-Dollar und dem Pfund Sterling. Gegenüber dem Euro hat der Yen allerdings 1,1 % abgewertet. Hierzu haben in erster Linie die Inflationsentwicklung und damit einhergehend gedämpfte Leitzinssenkungserwartungen in Euroland beigetragen. Bei Betrachtung der letzten zwölf Monate zeigt sich aber ein umgekehrtes Bild. Während sich der Yen gegenüber dem Euro in einer Seitwärtsbewegung befand, konnte er gegenüber dem Pfund Sterling und dem Dollar um knapp 15 % aufwerten. Dies ist Ausdruck der geldpolitischen Lockerung in den USA und UK auf der einen Seite und der stabilen Geldpolitik in Japan und Euroland auf der anderen Seite.

Konjunktur/Inflation: Nippon bleibt stabil

Das japanische BIP-Wachstum hat im ersten Quartal 2008 mit 0,8 % qoq positiv überrascht. Die stärksten Wachstumstreiber waren die Exporte und der private Konsum. Japan profitiert weiterhin von seiner Lage inmitten der wachstumsstarken asiatischen Region. Zudem ist die Binnenkonjunktur intakt. Zwar wurde bei den gewerblichen Investitionen im ersten Quartal ein Rückgang verzeichnet, doch rechnen wir für die kommenden Quartale damit, dass die gewerblichen Investitionen wegen der insgesamt soliden Entwicklung bei den Auftragseingängen, aber auch wegen der robusten Binnen- wie Außenwirtschaft wieder eine Stütze für das Wachstum sein werden. Die Konjunkturdynamik wird sich in den kommenden Quartalen zwar auch in Japan abschwächen. Für unsere Prognose von 1,5 % Wachstum für das Gesamtjahr 2008 sind aber die Aufwärtsrisiken gestiegen. Darüber hinaus scheint sich Japan von der langen Deflationsphase zu verabschieden. Sowohl die Gesamtinflationsrate als auch die Kernrate (ohne frische Lebensmittel) haben im März mit 1,2 % ein Zehnjahreshoch erreicht. Die Preistreiber bleiben aber die Bereiche Energie und Nahrungsmittel. Die Kernrate ohne Energie und Nahrungsmittel lag im März lediglich bei 0,1 %. In dieser Abgrenzung dürfte auch in den kommenden Monaten keine Inflationsgefahr zum Ausdruck kommen.

BoJ: Unveränderte Leitzinsen im Mai

Die BoJ hat auf ihrer Sitzung im Mai die Leitzinsen bei 0,5 % belassen. In dem Ende April veröffentlichten Halbjahresbericht hat sie ihren Konjunkturausblick für das Fiskaljahr 2008 von 2,1 % BIP-Wachstum auf 1,5 % nach unten korrigiert und gleichzeitig die erwartete Kerninflationsrate für das Fiskaljahr 2008 von 0,4 % auf 1,1 % angehoben. Für das Fiskaljahr 2009 rechnet die BoJ mit einem BIPWachstums von 1,7 %. Die Inflation bleibt nach Ansicht der BoJ auch im Fiskaljahr 2009 mit einer Kerninflationsrate von 1% deutlich über der Deflationsgrenze. Der gesamtwirtschaftliche Ausblick dürfte die BoJ dieses Jahr zu keinen Zinsänderungen veranlassen und im Gegensatz zu der von uns erwarteten geldpolitischen Lockerung der EZB keinen Abwertungsdruck auf die heimische Währung ausüben.

Finanzmärkte: Longpositionen etwas abgebaut

Die Spekulanten an der Chicago Mercantile Exchange haben die Longpositionen über die letzten Wochen zwar etwas abgebaut, bleiben aber mit einer über dem Durchschnitt der letzten zwölf Monate liegenden Nettolongpositionierung optimistisch für den Yen. Gleichzeitig stellt die hohe Nettolongpositionierung aber auch ein Belastungspotenzial für den Yen dar.

Prognose

Der konjunkturelle und geldpolitische Ausblick für Japan im Vergleich zu den USA dürfte auf Sicht von zwölf Monaten zu einer Abwertung des Yen gegenüber dem Dollar führen. Gegenüber dem Euro ist über die nächsten zwölf Monate eine Aufwertung des Yen zu erwarten. Hierfür ist in erster Linie die von uns erwartete Lockerung der Geldpolitik der EZB verantwortlich.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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