Kommentar
13:06 Uhr, 15.01.2007

Yen-Fundamental: BoJ hält den Schlüssel in der Hand

Yen schwächelt zum Jahresende

Nachdem der Yen bereits im gesamten Jahr 2006 vor allem zum Euro an Wert verloren hatte, beschleunigte sich das Tempo der Abwertung im Dezember sogar noch weiter. In der Spitze stieg der Euro bis auf 158 Yen. Im Zuge der kräftigen Dollar-Aufwertung seit Jahresbeginn hat der Yen zwar gegenüber dem Greenback an Wert verloren, sich allerdings vom Schwächeanfall zum Euro erholt. Dennoch bleibt der Yen gemäß der von uns berechneten Kaufkraftparitäten die am stärksten unterbewertete Währung. Bei Kaufkraftparitäten von 124 EUR-JPY ist der Yen gut 26 % bzw. 104 USD-JPY rund 16 % unterbewertet.

Konjunktur/Inflation: Abwärtsrevision des BIP

Im Dezember hat es mit der Abwärtsrevision der BIP-Zahlen ab 2005 eine Anpassung dieser Statistik an die übrigen Konjunkturdaten gegeben. Diese hatten bereits seit einigen Monaten eine geringere Dynamik angezeigt, was sich bislang jedoch nicht in den BIP-Zahlen niedergeschlagen hatte. Wir haben zwar auch unsere Wachstumsprognosen für 2007 auf 2,1 % verringert. Allerdings verbirgt sich dahinter keine Änderung unseres nach wie vor optimistischen Konjunkturbildes. Die erneut gute Unternehmensbefragung der BoJ (Tankan-Berich) bestätigt unsere Einschätzung. Die letzten Inflationsdaten wiesen einen leichten Anstieg der Kerninflation aus, gleichzeitig verlangsamte sich aber der Anstieg des gesamten Verbraucherpreisindex. Beide Indizes befinden sich weiter im „Würgegriff“ fallender Preise für Rohöl und die Telekommunikation.

BoJ: Baldige Zinserhöhung wird wahrscheinlicher

Der Wechselkurs EUR-JPY weist einen sehr starken Gleichlauf mit den Geldmarktfutures auf (im Schaubild am Beispiel des 3M-Forwards mit Laufzeit bis Juni 2007 dargestellt). Hier zeigt sich, wie wichtig die Zinspolitik der Bank of Japan für den Devisenmarkt ist: Eine klare Kommunikation der BoJ ist für die Prognose nicht nur der Zinsen, sondern auch des Yen von großer Bedeutung. Die nächste Sitzung der BoJ findet Ende dieser Woche statt, und es verdichten sich die Anzeichen, dass die BoJ den Leitzins auf dann 0,5 % anheben wird, gefolgt von zwei weiteren Zinsschritten im Jahresverlauf. Mittelfristig erwarten wir daher eine Einengung der Zinsdifferentiale zu anderen Währungsräumen, sodass der Abwärtsdruck auf den Yen abnehmen sollte.

Externe Position: Kapitalströme lasten auf dem Yen

Eine Erklärung der Yen-Schwäche findet sich in der Betrachtung der Kapitalströme in den Aktien-, Renten- und Geldmarkt. Der Saldo aus Mittelzu- und -abflüssen weist zwar starke monatliche Schwankungen auf, am aktuellen Rand lasteten aber Nettoabflüsse auf dem Yen. Zwar investierten Ausländer weiterhin in Japan, aber die Japaner selbst haben große Volumina ins Ausland transferiert. Ein nachhaltiger Umschwung zugunsten des Yen ist derzeit nicht erkennbar.

Finanzmärkte: Spekulanten bleiben Yen short

Die spekulativen Anleger an der Chicago Mercantile Exchange (CME) haben ihre negative Grundeinstellung gegenüber der zu erwartenden Performance des Yen beibehalten und ihre Shortpositionen zuletzt sukzessive weiter ausgebaut. Inzwischen haben diese Positionen fast die Rekordniveaus vom November erreicht. Wie der Chart zeigt, folgte damals eine deutliche Erholung des Yen, die begleitet war von einer Verringerung der Shortpositionen. Wir gehen davon aus, dass im Falle einer Leitzinserhöhung seitens der BoJ in dieser Woche die Spekulanten an der CME die Gewinne aus ihren Positionen mitnehmen und die hohen Leerpositionen verringern werden. Dies dürfte dem Yen zumindest temporär einen Schub geben.

Prognose

Zwar spricht die Aussicht auf eine Fortsetzung der wirtschaftlichen Erholung in Verbindung mit profitablen Unternehmen für eine Aufwertung des Yen. Dennoch belasten weiterhin die Mittelabflüsse in ausländische Assets. Mittelfristig sollte die Fundamentalsituation wieder die Oberhand gewinnen und so zu einer Befestigung des Yen beitragen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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