Kommentar
14:04 Uhr, 20.11.2006

Yen-Fundamental: BoJ-Entscheidung belastet

Yen reagiert mit Kursverlusten auf Leitzinsentscheid

Der Yen hat nach der Entscheidung der Bank of Japan, den Letzins im November unverändert bei 0,25 % zu belassen, deutliche Kursverluste erlitten. Bank of Japan Gouverneur Fukui sagte, dass die Bank keinen Fahrplan für Zinserhöhungen besitze und sie ihre Entscheidungen unter Beachtung des mittelfristigen Ausblicks fällt. Jedoch müssen diese auch im Einklang mit der aktuellen Entwicklung stehen. Die BoJ blieb ihrer Linie treu, sich höchstmögliche Flexibilität bei der Normalisierung der Leitzinsen zu erhalten.

Konjunktur/Inflation: BIP in Q3 überraschend stark

Trotz einer Reihe schwächerer Konjunkturdaten aus dem dritten Quartal ist das BIP mit 2,0 % qoq (annualisiert) sehr kräftig expandiert. Das Wachstum wurde vor allem von den Nettoexporten getragen, während die Binnenwirtschaft eher dämpfte. Insbesondere der private Konsum bremste das Wachstum. Erfreulich hingegen ist die anhaltend positive Dynamik bei der Investitionstätigkeit. Wir erwarten ein BIP-Wachstum im Jahr 2006 von 2,7 % und im Jahr 2007 von 2,4 %. Damit wächst Japans Wirtschaft weiterhin über Potenzial, sodass das Wachstumsbild die Prognose einer Yen-Aufwertung unterstützt. Der ebenfalls veröffentlichte BIP-Deflator wies eine anhaltend negative Veränderungsrate auf, allerdings waren hohe Importpreise für diese Entwicklung verantwortlich. Dagegen stieg der Deflator für die Binnennachfrage leicht an. Das bedeutet, dass die Reflationierung der japanischen Wirtschaft langsam aber sicher voranschreitet.

BoJ: Ausblick unverändert positiv

Obwohl die BoJ nicht an der Zinsschraube gedreht hat, schätzt sie sowohl den Konjunkturaufschwung als auch den Aufwärtstrend bei der Inflation als weiterhin intakt ein. Während daher das Timing der BoJ-Zinserhöhungen unsicher ist, werden seitens der EZB anhaltende Zinserhöhungen erwartet. Dementsprechend hat sich der Zinsspread zwischen Euroland und Japan für Dreimonats-Forwards ausgeweitet und im Zuge dessen EUR-JPY auf ein neues Rekordhoch getrieben. Mittelfristig erwarten wir jedoch eine Einengung der Zinsdifferentiale zu anderen Währungsräumen, sodass der Abwärtsdruck auf den Yen abnehmen sollte.

Externe Position: Mittelabflüsse setzen sich fort

Die rudimentäre Zahlungsbilanz (Summe aus den gesamten Nettokapitalzuflüssen und dem Handelsbilanzsaldo) hat nach dem Durchschreiten des Tiefpunkts im Februar einen leichten Aufwärtstrend aufgewiesen, stagnierte aber in den vergangenen Monaten erneut. Daher kam es von der beinahe schon traditionell Yen-positiven externen Position in den letzten Monaten zu keinen unterstützenden Auswirkungen auf den nominalen Außenwert. Vielmehr dürfte dieser an der sich bis Ende Oktober sukzessiv verschlechternden Einstellung der Teilnehmer an den Futures-Märkten gelitten haben, die dementsprechend ihre Positionen aus dem Yen in andere Währungen umschichten.

Finanzmärkte: Spekulanten verkaufen den Yen

Diese negative Einstellung dem Yen gegenüber hatte zur Folge, dass bis Ende Oktober von den spekulativen Anlegern an der Chicago Mercantile Exchange rekordhohe Yen Shortpositionen aufgebaut wurden. Diese wurden erst im Anschluss an schwache Konjunkturdaten aus den USA (BIP; Arbeitsmarkt) Anfang November deutlich abgebaut, was eine Aufwertung des Yen gegenüber US-Dollar auslöste. Allerdings sind die aktuellen Shortpositionen der Spekulanten weiterhin über dem Schnitt der vergangenen zwölf Monate, sodass hier keine echte Yen-Euphorie aufgekommen ist.

Prognose

Fundamentale Daten in Gestalt eines anhaltenden Wachstums sowie permanenter Handelsbilanzüberschüsse sprechen für eine Aufwertung des Yen. Dennoch belasten derzeit die Mittelabflüsse in ausländische Assets. Mittelfristig sollte die Fundamentalsituation wieder die Oberhand gewinnen und so zu einer Befestigung des Yen beitragen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

Mehr Experten