WU: Einkaufsmanagerindizes - Abwärtstrend setzt sich fort
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1. Der vorläufige Gesamtindex der Einkaufsmanager sank im März unerwartet kräftig um fast einen Punkt auf 51,9 Punkte (Reuters-Median: 52,4; DekaBank: 52,5). Damit liegt er nun nur noch leicht über seinem Januarniveau, das stark von der damaligen Finanzmarktpanik geprägt war, als die US-Notenbank schließlich die Leitzinsen außerplanmäßig senkte.
2. Rückgänge sind bei beiden Unterindizes zu verzeichnen gewesen: Dabei zeigte sich das stärker exportorientierte verarbeitende Gewerbe abermals relativ robust (52,0 nach 52,3 Punkten), während die eher binnenwirtschaftlich ausgerichteten Dienstleister ihre rasante Abwärtsbewegung der letzten Monate fast wieder aufgenommen haben (51,7 nach 52,3 Punkten). Eigentlich müsste hier aber das ungewöhnlich frühe Osterfest sogar noch stützend gewirkt haben. U.a. deshalb gehen wir auch davon aus, dass der Dienstleisterindex in den nächsten Monaten weiter nachgeben wird.
3. Die Schwäche der Dienstleister zeigt sich auch in den Daten zum Neugeschäft und vor allem in den Geschäftserwartungen für die nächsten zwölf Monate: Während der Index der Neuaufträge im März relativ leicht (um rund 0,4 Punkte) auf 51,9 Punkte sank, gaben die Geschäftserwartungen erneut deutlich nach. Dieser nicht saisonbereinigte (und deshalb relativ schwer zu interpretierende) Erwartungsindex notiert nun mit 58,6 Punkten auf dem niedrigsten Stand seit November 2002. Das ist zudem der schlechteste Wert in einem März, seitdem die Einkaufsmanagerindizes der Dienstleister erhoben werden (also seit 1999). Im rechten unteren Schaubild haben wir den durchschnittlichen Verlauf der Geschäftserwartungen dargestellt: In das Jahr 2008 sind wir offensichtlich mit außerordentlich schlechten Erwartungen gestartet. Zudem erinnert der Verlauf des Vorjahres 2007 an den in 2001. Das Folgejahr 2002 war aber für Euroland ein sehr schwaches (BIP-Wachstum: 0,9 %). Das bedeutet nichts Gutes für die mittlere Frist. Denn von den Unternehmenserwartungen hängen Investitionen und Beschäftigungspläne ab.
4. Und tatsächlich hat sich bereits in diesem Monat der Beschäftigungsindex Eurolands für die Gesamtwirtschaft (Dienstleister und verarbeitendes Gewerbe) erstmals seit August wieder spürbar eingetrübt (Schaubild oben). Er gab um 0,6 auf 52,9 Punkte nach. Es sieht also danach aus, als ob die Belastungsfähigkeit der Unternehmen seit Ausbruch der Finanzkrise im letzten Sommer (mit den Dauerstressfaktoren teurer Euro, hohe Öl- und Rohstoffpreise, schwache USA, die Finanzmarktkrise selbst) langsam ausgereizt ist.
5. Einen Lichtblick stellte im März überraschenderweise die Entwicklung in Deutschland dar. Gegen den Eurolandtrend konnten die deutschen Indizes sowohl für das verarbeitende Gewerbe (54,9 nach 54,3 Punkten) als auch für die Dienstleister (52,5 nach 52,2 Punkten) zulegen. Die größte Volkswirtschaft Eurolands erweist sich damit nach wie vor als Fels in der derzeit heftigen konjunkturellen Brandung. Der zweite Stützpfeiler der Eurozone, Frankreich, scheint hingegen etwas ins Wanken zu geraten. Hier gaben die Indizes jeweils überdurchschnittlich stark nach. Dabei ist allerdings anzumerken, dass sich der Dienstleisterindex immer noch fast sechs Punkte über dem Eurolands bewegt.
6. Insgesamt sehen wir den Abwärtstrend bei den Einkaufsmanagern Eurolands als ungebrochen an. Dass der Gesamtindex noch leicht über seinem Januarniveau liegt, führen wir auf die starke positive Gegenbewegung im Februar zurück (als Reaktion auf die Januarpanik bei den Finanzdienstleistern) und auf das historisch frühe Osterfest. Dessen positive Effekte können von der Saisonbereinigung aufgrund der Beweglichkeit der Feiertage, nicht völlig eingefangen werden. Darum ist in den nächsten Monaten – bei bekannten Belastungen – mit abermaligen und noch stärkeren Rückgängen zu rechnen. Das sollte nach unserer Meinung die Europäische Zentralbank dazu bewegen, im Juni die Leitzinsen um 25 Basispunkte erstmals wieder zu senken.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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