„Wozu der ganze Lärm um QE3?”
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Frankfurt (BoerseGo.de) - „Wochen nachdem Fed-Chef Ben Bernanke das Ende der quantitativen Lockerungsmaßnahmen avisiert hat, fragen wir uns, wozu der ganze Lärm? Alles, was Bernanke ausdrücken wollte, war, dass sich die Wirtschaft langsam erholt und die Arbeitslosenquote fällt. Setzen sich diese positiven Anzeichen fort, wird die Fed den Ankauf von Anleihen bis Ende dieses Jahres reduzieren und Mitte nächsten Jahres vermutlich komplett beenden. Dennoch hielt sich Bernanke die Option offen, den Ankauf von Anleihen im derzeitigen Tempo – oder sogar rascher – fortzusetzen, sollte sich die wirtschaftliche Situation wieder verschlechtern“, sagt Steven Bleiberg, President und Chief Investment Officer bei Legg Mason Global Asset Allocation.
„Als Resultat dieser Ankündigung stiegen die Zinsen und das noch bevor die Fed den Ankauf überhaupt stoppt. Verwunderlich ist es jedoch nicht. Im Gegenteil: Als größter Käufer hat die Fed die Zinsen weiter nach unten getrieben, als es unter normalen Bedingungen der Fall gewesen wäre. Nun will sie sich aus dem Markt zurückziehen. Da ist nur logisch, dass sich das Zinsniveau bei einem neuen, höheren Gleichgewicht einpendeln wird. Unter dieser Annahme macht es Sinn, Anleihen jetzt zu verkaufen, bevor sich die Fed komplett aus dem Markt zurückzieht. Allein Bernankes Ankündigung hat Verkäufer in Scharen aufs Parkett gerufen, die alle noch Anleihen loswerden wollten, solange der große Käufer noch in der Stadt weilt. Kurzfristig hat die Masse der Verkäufe sogar die Kraft eines so großen Käufers wie der Fed ausgehebelt, die Anleihenpreise vor dem freien Fall zu bewahren“, kommentiert Bleiberg.
„Die Reaktion auf den Aktienmärkten war hingegen verblüffender. Wir schätzen, dass ein Teil der negativen Reaktion auf den Aktienmärkten den Anlegern geschuldet ist, die den Worten Bernankes keinen Glauben schenkten. Denn viele glauben nicht, dass die Wirtschaft tatsächlich in einem solch guten Zustand ist. Deshalb sind sie nervös, denn dann könnte eine letzte Runde quantitativer Lockerungsmaßnahmen einen Rückschlag für das aufkeimende Wirtschaftswachstum bedeuten“, so die Einschätzung von Steven Bleiberg.
„Tatsächlich aber würde die Wirtschaft von einem Ende der Unsicherheit, der Marktverzerrung und der Inflationsrisiken, die mit den Lockerungsmaßnahmen einhergehen, profitieren. Eine gute Geldpolitik ist notwendig, aber nicht das einzige Kriterium für starkes wirtschaftliches Wachstum“, sagt Bleiberg.
„Wir glauben nicht, dass sich am schleichenden Wachstum der vergangenen Jahre etwas ändern wird. Dafür gibt es im aktuellen Umfeld zu wenig Grund zur Annahme, dass das Ertragswachstum wieder an Fahrt gewinnen könnte. Keiner der langfristigen Indikatoren, die wir zu Ermittlung des Ertragswachstums beobachten, gibt uns hierfür Signale – weder positive noch negative. Alles deutet darauf hin, dass das künftige Ertragswachstum mit dem Anstieg des nominalen BIP einhergeht. Und das liegt derzeit bei 3 bis 4 Prozent. Für uns ist das nicht hoch genug, um eine größere Position in Aktien einzugehen – vor allem vor dem Hintergrund der höheren Volatilität, die eine solche Position mit sich bringen würde. Deshalb bleiben wir sowohl bei Aktien als auch bei Anleihen neutral gewichtet. Damit fühlen wir uns zwar auch nicht gerade wohl, aber ein Unwohlsein reicht nicht aus, um an der Gewichtung etwas zu ändern. Dafür bräuchten wir eine fundamentale Rechtfertigung. Und die finden wir weder in den Bewertungen noch in den Ertragsaussichten. Zum Verständnis: Eine neutrale Position bedeutet für uns, dass Aktien Anleihen mit einer durchschnittlichen Rate von 3 bis 4 Prozent outperformen. Für eine Übergewichtung von Aktien, brauchen wir jedoch mehr als nur die durchschnittliche Outperformance. Denn wir benötigen einen Ausgleich für die die höhere Volatilität im Portfolio“, sagt Steven Bleiberg.
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